Getreide in Händen einer Frau

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Meinung | Maren Diersing-Espenhorst | am

Lebensmittelversorgung: Wo bleibt das Recht des Menschen?

Landwirtinnen und Landwirte sollen Lebensmittel produzieren, aber sich auch an zahlreiche Auflagen halten. Spielt die Versorgungssicherheit noch eine Rolle in der Politik?

Moin liebe Leserinnen und Leser, erinnern Sie sich noch daran, wie es war, als man als Kind versuchte, Trecker zu fahren? Man hat sich gestreckt und verrenkt, um an die Pedale zu kommen und gleichzeitig über das Lenkrad zu schauen.

Landwirte werden zwischen Ansprüchen zerrieben

Dieser Tage holt mich dieses Gefühl wieder ein. Landwirtinnen und Landwirte verbiegen sich, um einerseits hochwertige Lebensmittel zu erzeugen und andererseits den Ansprüchen der Politik und Gesellschaft an Natur-, Klima-, Wasser-, Boden-, Tier- und Artenschutz gerecht zu werden. Ist es da verwunderlich, dass sich viele Berufskolleginnen und -kollegen überfordert und zerrissen fühlen?

Ich glaube, nein. Das würde jedem so gehen, schließlich wird das Selbstbild der Landwirte auf den Kopf gestellt.

Kühe-Weide

Steht der Ressourcenschutz über der Versorgungssicherheit?

Und die Politik ist hier leider noch immer keine große Hilfe. Jahrzehntelang hieß es: Versorgt unsere Bevölkerung mit hochwertigen und günstigen Lebensmitteln. Nun scheint es zu heißen: Ja, wir wollen immer noch gute und billige Lebensmittel, aber bitte schön ohne Umwelt, Wasser oder Tiere dabei zu verletzen oder zu beeinträchtigen. Schlimmer noch: Die Versorgungssicherheit scheint bei der derzeitigen politischen Debatte kaum noch eine Rolle zu spielen. Im Fokus steht der Schutz der Ressourcen.

Ressourcen richtig einsetzen

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin sehr dafür, dass wir die uns und den nächsten Generationen zur Verfügung stehenden Ressourcen schonend und mit Bedacht einsetzen. Aber wir müssen sie einsetzen und nutzen, um die Bevölkerung – und zwar weltweit – zu ernähren. Dabei ist es nicht zielführend, dass wir unseren Blick nur auf Deutschland oder Europa richten.

Nahrung ist ein Menschenrecht

Es ist niemandem geholfen, wenn wir, weil wir es uns leisten können, Nahrungsmittel aus anderen Teilen der Erde importieren. Dort sind die Produktionsstandards in der Regel bei weitem nicht so hoch wie hierzulande und, was meines Erachtens weitaus bedeutender ist: Wir nutzen Ressourcen, die den dort heimischen Menschen nicht mehr zur Verfügung stehen. Damit wird ein Recht verletzt, dass derzeit scheinbar bei allen Diskussionen um Tier-, Natur- und Klimaschutzrechte vergessen wird: Das Menschenrecht.

Das Recht auf Nahrung ist ein fundamentales Menschenrecht, betont die Bundeszentrale für politische Bildung. Bereits 1948 fand das Recht auf Nahrung Eingang in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. Dieses Recht ist dort mit der Würde des Menschen eng verknüpft und im Artikel 1 des Deutschen Grundgesetzes steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“

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Der Mensch wird vergessen

Bei der aktuellen agrarpolitischen Diskussion, die wir übrigens nur deshalb führen können, weil die Landwirte in den vergangenen Jahrzehnten ihre Aufgabe so erfolgreich erledigt und dafür gesorgt haben, dass in Europa niemand mehr Hunger leiden muss, wird der Mensch, so fürchte ich, vergessen. Das kann und das darf nicht passieren!

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