Feldmäuse können im Feld große Schäden anrichten. Mittel und Wirkstoffe zur Bekämpfung sind jedoch oftmals verboten. Um sie trotzdem in den Griff zu bekommen, ist ein genaues Wissen über ihre Lebensweise erforderlich.
Feldmäuse gehören zur einheimischen Fauna in Mitteleuropa. Sie sind sehr gut an ihren Lebensraum angepasst und verursachen unter allen Wirbeltierarten in der Nahrungsmittelproduktion den wirtschaftlich bedeutendsten Schaden. Seit dem Mittelalter wurden in Deutschland Schäden durch Feldmäuse in verschiedensten Kulturen überliefert. Die Feldmaus unterscheidet sich von den meisten anderen Mäuse-Arten durch ihre Schwanzlänge. Diese ist nämlich besonders kurz. Als Steppenbewohnerin ist sie an große zusammenhängende Gebiete besonders gut angepasst. Mit unserer heutigen Kulturlandschaft, bestehend aus großen Feldern und Grünlandflächen, haben wir einen optimalen Lebensraum für den kleinen Nager geschaffen, was deren erstaunliche Vermehrungsleistung begünstigt.
Wo wütet die Feldmaus?
Feldmäuse nur als landwirtschaftliches Problem anzusehen, ist schlicht und ergreifend falsch. Auch in der Human- und Veterinärmedizin spielt der Schadnager eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Zu den Krankheiten, die durch Feldmäuse übertragen werden können, zählen zum Beispiel das FSME-Virus (infektiöse Hirnhautentzündung), das Kuhpockenvirus, Salmonellen, der Fuchsbandwurm oder die Hasenpest. Neben dem medizinischen Sektor spielen Feldmäuse auch in bestimmten Bereichen des öffentlichen Raums eine große Rolle, so zum Beispiel bei der Erhaltung von Deichanlagen. Wird die Grasnarbe durch Feldmäuse geschädigt, kann der Hochwasserschutz nicht mehr gewährleistet werden.
Massenvermehrung von Feldmäusen
Alle drei bis vier Jahre kommt es zu einer Massenvermehrung von Feldmäusen in Deutschland. Zu den direkt verursachten Schäden gehört die Vernichtung von Kulturpflanzen. Hochwachsende Pflanzen wie Raps und Mais werden zu Fall gebracht. Getreidefelder werden kahlgefressen und Kulturen wie Zuckerrüben oder Möhren werden ausgehöhlt. Auch in mehrjährigen Kulturen wie Obst, Forst oder Grünland kann es zu gravierenden Schäden kommen.

Im Jahr 2021 kam es teilweise zu massiven Fraßschäden in der Wintergerste, verursacht durch Feldmäuse. © Bild: Drechsler
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Daran erkennt man Feldmaus-Bauten
Die Neubesiedlung einer Fläche erfolgt immer vom Rand. Zunächst entstehen mehrere kleine Nester, die zu einem Hauptnest mit mehreren unbewohnten Fluchtbauten werden. Der entstandene Befallsherd ist ein kleines Revier mit einem Durchmesser von 20 bis 30 m, dessen Grenzen auch gegen Artgenossen verteidigt werden. Das Areal der Nahrungsaufnahme ist deutlich größer und umfasst ca. 1.000 m². Das Revier wird also zur Nahrungssuche verlassen. Einen aktiv genutzten Bau erkennen Sie daran, dass sich zum Beispiel keine Spinnweben im Eingangsbereich befinden, sondern Pflanzenmaterial im Loch oder Erdhaufen außen herumliegen. Da bis zu 30 % der Tiere einer Population wandernde Tiere sind, können Flächen auf denen eine erfolgreiche Bekämpfung zunächst gelungen ist, innerhalb von 14 Tagen wiederbesiedelt werden.
Ein besonderes Problem ist dabei, dass Pflanzenschutzmittel nur auf Kulturland angewendet werden dürfen. Durch diese rechtliche Regelung werden Feldmäuse in ihren Rückzugsorten wie Brachflächen, Ackerrandstreifen, Straßengräben oder ähnlichen anderen Geländestrukturen geschützt und eine Wiederbesiedlung von Kulturland ist deutlich einfacher.
Die drei Phasen der Massenvermehrung
Bei der Massenvermehrung von Feldmäusen werden drei Phasen unterschieden:
- In der Latenzphase ist die Anzahl und auch Verbreitung der Feldmäuse noch gering und unauffällig.
- Danach folgt die Progradationsphase, die Feldmausdichte nimmt erheblich zu und Schäden treten vermehrt zu Tage.
- Der Höhepunkt wird in der Gradationsphase erreicht, die Population vermehrt sich massenhaft bis meist im Winter ein völliger Zusammenbruch folgt.
Viele natürliche Feinde, aber wenig Effekt
Feldmäuse haben viele natürliche Fressfeinde, dazu zählen zum Beispiel Marder, Füchse, Katzen, Mäusebussarde, Turmfalken, Schleiereulen oder Graureiher, um nur einige zu nennen. Dennoch können die natürlichen Prädatoren dem Problem einer Massenvermehrung nicht Einhalt gebieten, was allein an der Biologie der Tierarten liegt. Eine Feldmaus ist in ihrer Vermehrung viel effizienter und schafft innerhalb kürzester Zeit eine hohe Populationsdichte aufzubauen. Bei jeder Massenvermehrung wird ein bestimmter Punkt erreicht, an dem die Vermehrungsleistung der Feldmäuse die Fraßleistung der natürlichen Feinde übertrifft.
Schneckenbekämpfung in Raps und Getreide
Tipp 1: Förderung natürlicher Fressfeinde
Mit steigender Mäusedichte wird die Diskrepanz immer größer. Hinzu kommt noch, dass bei den Beutegreifern nach einer gewissen Anzahl von Mäusen auch ein Sättigungsgefühl eintritt. Letztendlich spielt auch das Zeitfenster der Jagd für den Beutegreifer eine entscheidende Rolle. Gerade Greifvögel müssen ihre Beute sehen. Wenn die Bestände eine bestimmte Höhe und auch Bestandesdichte erreicht haben, ist dies einfach nicht mehr möglich. Dennoch ist die Förderung von natürlichen Feinden eine sehr wichtige Maßnahme, denn wie oben schon beschrieben, je geringer die Feldmausdichte, umso größer ist der Effekt der Beutegreifer.
Umsetzung: Julen für Greifvögel
Aus diesem Grund sollten zum Beispiel Greifvögel durch eine ausreichende Anzahl an Sitzkrücken (Julen) in der Flur gefördert werden. Eine Dichte von ein bis zwei Sitzkrücken pro Hektar ist optimal. Dabei sollte diese ungefähr zwei Meter hoch und fest im Boden verankert sein. Am oberen Ende wird quer ein 30 cm langes Rundholz von ca. fünf Zentimeter Durchmesser angebracht. Zu Straßen ist ein Abstand von 20 m beim Aufstellen einzuhalten.
Witterung begünstigt Sterblichkeitsrate
Neben den natürlichen Feinden hat die Witterung einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Feldmauspopulation. Niederschläge in Form von Regen oder Regen-Schnee-Gemisch über einen längeren Zeitraum, am besten noch in Kombination mit Bodenfrösten, führen zu einem Anstieg der Sterblichkeitsrate. Die Feldmäuse sterben an Unterkühlung. Eine geschlossene Schneedecke mit einer kälteisolierenden Wirkung hingegen begünstigt die Entwicklung, da sie nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Beutetieren schützt.
Tipp 2: Entzug der Futtergrundlage durch Bodenbearbeitung
Im Bereich der Bodenbearbeitung hat eine tiefgründige, wendende Bodenbearbeitung einen maßgeblichen Einfluss. Wird den Feldmäusen bei dieser Maßnahme auch noch die Futtergrundlage entzogen, kann eine Befallsminderung von bis zu 80 % erreicht werden. Das Zeitfenster für einen solch intensiven Eingriff ist allerdings nur sehr begrenzt und erstreckt sich lediglich von der Ernte der Vorfrucht bis zur Neuansaat. Je minimaler die Bodenbearbeitung ist, um so geringer ist auch der Bekämpfungseffekt. Über die Fruchtfolge lässt sich kaum auf Feldmausbefall reagieren. Ein kleiner Hebel ist die Erhöhung der Aussaatstärke, um Verluste besser zu kompensieren.
Tipp 3: Feldränder bearbeiten
Dies lässt sich allerdings nur in Kulturen wie Getreide oder Raps realisieren. Eine weitere Maßnahme ist die regelmäßige Pflege der Feldrandstreifen, was im Widerspruch zu anderen Zielen wie mit dem Insektenschutz steht. Durch regelmäßige Reinigungsschnitte sollen die Feldränder die Attraktivität als Lebensraum für Feldmäuse verlieren. In besonderen Kulturen besteht auch die Möglichkeit eines Barrierezaunes. Dieser Zaun wird tief in den Boden eingelassen und verhindert die Einwanderung von Feldmäusen. Allerdings ist die Umsetzung eines Zaunes teuer, aufwendig und bei großen Flächen nur begrenzt umsetzbar.
Schadnager: Wenn die Prävention gescheitert ist
Letzte Maßnahme: Direkte Bekämpfung
Wenn alle vorbeugenden Maßnahmen nicht greifen, muss aktiv gegen die Feldmäuse mit Hilfe von Rodentiziden vorgegangen werden. Auch hier gibt es Schadschwellen. Zur Ermittlung der Schadschwelle werden in einem Areal von 250 m² alle Mäuselöcher zugetreten und nach 24 Stunden wird die Anzahl der wieder geöffneten Löcher gezählt. Im Wintergetreide und Winterraps liegt die Schwelle von Oktober bis April bei fünf bis acht und Anfang Mai bei fünf bis sechs wieder geöffneten Löchern pro 250 m².
Mäusegift in Nagetiergänge einbringen
In mehrjährigen Futterkulturen liegt die Schwelle nach dem 1. Schnitt bei fünf und nach dem 2. Schnitt bei 11 wieder geöffneten Löchern pro 250 m². Zur breitflächigen Anwendung von Rodentiziden sind zurzeit keine Mittel zugelassen. Der Köder muss mit Hilfe einer handelsüblichen Legeflinte tief und unzugänglich für Vögel in die Nagetiergänge eingebracht werden. Dabei darf kein Mäusegift an der Bodenoberfläche zurückbleiben. Bei der Ausbringung muss ein Abstand von zehn Metern zu permanent und periodisch wasserführenden Gewässern eingehalten werden. Da der Einsatz von Rodentiziden mit der Legeflinte zu den einfachen Hilfstätigkeiten im Pflanzenschutz zählt, darf diese Arbeit auch von Personen ohne Sachkundenachweis im Pflanzenschutz durchgeführt werden, wenn es unter Verantwortung und Aufsicht einer Person mit Sachkundenachweis erfolgt.
Anwendungsbestimmungen unbedingt einhalten!
Dabei muss die sachkundige Person während der Anwendung ständig vor Ort sein. Alle Anwendungsbestimmungen sind bußgeldbewehrt und Cross-Compliance relevant. Bei den erhältlichen Ködern handelt es sich entweder um Giftweizen oder um Giftlinsen. Beim Giftweizen wird ein sterilisiertes (nicht keimfähig) Weizenkorn mit Zinkphosphid ummantelt. Die Giftlinsen bestehen aus einem gepressten Köder in Form einer Linse. In der Teigmasse der Linse ist Zinkphosphid enthalten, dadurch kann der Wirkstoff in der Linse gleichmäßiger im Vergleich zum Giftweizen verteilt werden. Nicht zuletzt ist auch der Wirkstoffgehalt in der Linse geringer. Pro Loch werden von beiden Produktarten fünf Körner mittels Legeflinte ausgebracht.