Alte Bekannte, aber dennoch „Superfood“: Leguminosen gewinnen künftig laut Lebensmitteltechniker Sascha Rohn von der TU Berlin noch größere Bedeutung in der Ernährung.

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Imke Harms | am

Abwechslung auf deutschen Tellern: Leguminosen als „Superfood“

Leguminosen in der Milchviehfütterung sind das eine Thema - auf dem eigenen Teller das andere. Ein Lebensmitteltechniker berichtet von den Vorzügen der Hülsenfrüchte.

Heimische Hülsenfrüchtler, auch Leguminosen genannt, sind erstaunliche Pflanzen: Erst verbessern sie den Ackerboden, dann liefern sie sogenanntes "Powerfood". Sie arbeiten wie kleine Düngerfabriken: Hülsenfrüchte gehören zu den wenigen Pflanzen auf der Welt, die Stickstoff aus der Luft sammeln und im Boden als natürlichen Dünger zur Verfügung stellen können.

Leguminosen auf den Teller: Stärke der Hülsenfrüchtler

Und ihre Früchte sind reich an Eiweiß und Ballaststoffen, was sich positiv auf den menschlichen Körper auswirkt, berichtet das Forum Moderne Landwirtschaft. Dieses hat ein Interview mit Professor Sascha Rohn, Lebensmittelchemiker und Dozent an der Technischen Universität Berlin, geführt. Der Experte für Leguminosen erklärt, worin die wahren Stärken der Hülsenfrüchte liegen, wenn sie regelmäßig auf unseren Speiseplänen erscheinen.

Ackerbohne als Ersatz für Soja?

Gesundheitsfördernde Eigenschaften der Hülsenfrüchte

Leguminosen verfügen laut Sascha Rohn über einen hohen Protein-, also Eiweißgehalt, und sind reich an Ballaststoffen, die die Darmtätigkeit anregen. In Hülsenfrüchten seien auch weitere komplexe Kohlenhydrate zu finden, deren Verdauung relativ langsam erfolge. Dadurch gerate der Zucker erst nach und nach ins Blut, wodurch nur wenig Insulin ausgeschüttet werdeund man sich länger satt fühle. Von daher seien Hülsenfrüchte besonders wertvoll für Diabetiker.

Der Unterschied zwischen pflanzlichem und tierischem Eiweiß

Proteine bestehen aus lebenswichtigen Aminosäuren, so Rohn im Interview weiter. In der Nahrung seien sie unverzichtbare Energielieferanten, denn überall im Körper würden sie benötigt – für Stoffwechselprozesse und vor allem für Muskeln, Blut und Organe. Da der menschliche Körper nur einen Teil der benötigten Proteine selbst produzieren könne, müssten die Eiweiße mit der Nahrung aufgenommen werden. Tierisches Eiweiß aus Fleisch oder Fisch, Eiern und Milchprodukten werde von vielen Personen bevorzugt, da es für den Körper leichter verwertbar ist.

Pflanzliches Eiweiß sei zwar fast ebenso wertig in seiner Zusammensetzung, nur bisweilen nicht so gut verwertbar, da pflanzliche Strukturen meist sehr viel fester und somit schwerer zu verdauen seien.

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So viel ist gesund: Hülsenfrüchte in der Ernährung

Rohn gibt ein Beispiel: „Wenn man zugrunde legt, dass man sieben mal drei Mahlzeiten pro Woche zu sich nimmt, also insgesamt 21 Mahlzeiten, dann könnte man schon drei bis fünf Portionen mit Hülsenfrüchten als Beilage wöchentlich einplanen.“

Auf genaue Gewichtsangaben möchte sich der Experte nicht festlegen, da ein großer Mensch, ein Sportler oder ein körperlich hart arbeitender Mensch mehr Proteine benötigt als andere Personen. „Wer Darmkrebs vorbeugen will, sollte so viele Ballaststoffe wie möglich zu sich nehmen. Davon nehmen wir immer noch zu wenig zu uns. Durch ihren faserigen Aufbau sind Hülsenfrüchte sehr gute Ballaststofflieferanten.“

Wie beliebt sind Hülsenfrüchte auf unseren Tellern?

Früher seien Hülsenfrüchte wie Felderbsen und Ackerbohnen hauptsächlich zur Viehfütterung verwendet worden. Heute werd daraus Mehl für Backwaren, Nudeln und zahlreiche weitere Produkte gewonnen. Auch durch diese Entwicklungen erlebe der Tofu aus Sojabohnen aktuell wieder einen absoluten Hype. Kichererbsen, aus denen Hummus gemacht wird, erfreuten sich ebenso großer Beliebtheit, ebenso die braunen oder dunkelroten Kidneybohnen.

Leguminosen auf einem Acker

Anbaugebiet Deutschland: Bauen wir genügend Hülsenfrüchte an?

Allein aus Klimaschutzgründen wäre es gut, Lieferwege zu verkürzen. Von daher wäre der verstärkte Anbau von heimischen Hülsenfrüchten wünschenswert, so Sascha Rohn. Der Klimawandel habe auch eine andere Seite: Durch die Klimaerwärmung ergäben sich in Deutschland Anbaumöglichkeiten für Soja, derzeit bereits praktiziert in Bayern und Baden-Württemberg. Genauso in Österreich und dem angrenzenden Balkan.

Langfristig eignen sich immer mehr Ackerflächen in Europa für den Anbau von Sojabohnen.

Trend auf den Tellern: Leguminosen statt Fleisch?

Der Dozent der TU Berlin schätzt, dass sich der Trend weiter fortsetzen und weniger Fleisch gegessen wird. „Aber grundsätzlich empfehle ich, sich so vielfältig wie möglich zu ernähren. Auf die Abwechslung kommt es an!“

Mit Material von Forum Moderne Landwirtschaft

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