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Anbauverfahren beim Mais: Welche Konzepte eignen sich?
Die verschiedenen rechtlichen Rahmenbedingungen lassen viele Landwirte ihre Anbauverfahren überdenken. Nachfolgend stellen wir Konzepte vor, mit denen trotz Einschränkungen vitale Maisbestände gelingen können.
Die Frage nach dem standörtlich richtigen Bodenbearbeitungsverfahren haben die meisten Betriebe längst für sich beantwortet. Doch vor dem Hintergrund der rechtlichen Veränderungen der letzten und der kommenden Jahre spielen viele Betriebsleiter mit dem Gedanken, ihre Flächen wieder konsequent zu pflügen. Doch der Wechsel des Bearbeitungssystems sollte wohl überlegt sein, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung.
Besonders im nördlichen Niedersachsen werden im Frühjahr die leichten Standorte meist noch gepflügt. Dies führt in dieser Region aufgrund der ohnehin niedrigeren Temperaturen zu einer schnelleren Bodenerwärmung als dies bei Muchsaat der Fall ist. Wassermangel ist auf diesen Standorten eher selten ein Problem.
Bei Flächen, die heute dauerhaft in Mulchsaat bewirtschaftet werden, ist ein geringes Wasserspeichervermögen hierfür in der Regel ursächlich. Jedoch gibt es noch einige gute Gründe mehr, auf das Pflügen zu verzichten.
Mulchsaat aufgeben?
Das sich abzeichnende Glyphosatverbot, weitreichende Einschränkungen im Pflanzenschutz durch die deutliche Reglementierung von terbutylazinhaltigen Produkten, die nur noch alle drei Jahre zur Anwendung kommen dürfen, und auch durch die Veränderungen in der Beizausstattung lassen viele Maisanbauer darüber nachdenken, die bei ihnen erfolgreich etablierte Mulchsaat aufzugeben. Den angesprochenen Veränderungen im Maisanbau kann und sollte jedoch anders begegnet werden, denn die reduzierte Bodenbearbeitung bietet viele Vorteile. Neben dem Erosionsschutz sei hier besonders die Wasserersparnis durch geringere unproduktive Verdunstung genannt, wovon die Erträge in den letzten Jahren vielfach deutlich profitiert haben. Bei konsequenter Mulchsaat entwickelt sich langfristig ein höherer Humusgehalt und die Nährstoffverteilung im Boden ändert sich. Die Umstellung zum Pflügen würde diese Effekte zunichtemachen und somit die Nährstoffdynamik und das Wasserhaltevermögen der Böden verändern.
Welche Möglichkeiten gibt es?
Es macht also Sinn, sich mit den Herausforderungen durch die sich ändernden Rahmenbedingungen zu beschäftigen. Doch welche Möglichkeiten gibt es hier?
Der natürliche Bewuchs der Flächen wird bei pflugloser Bewirtschaftung ohne Vorhandensein einer abgefrorenen Zwischenfrucht üblicherweise mit einem Totalherbizid abgetötet, bevor eine Bearbeitung stattfindet. Hier kann alternativ eine flache und flächig schneidende Bodenbearbeitung mit entsprechenden Grubbern, sehr flach arbeitenden Scheibeneggen oder auch mit Fräsen gearbeitet werden.
Bei starkem Bewuchs durch nicht abgefrorene Zwischenfrüchte ist auch der Einsatz eines Mulchers vorab möglich und sinnvoll. Die herausgerissenen oder abgeschnittenen Pflanzen verdorren dann bei sonniger Witterung schnell an der Oberfläche. Erst im nächsten Bearbeitungsgang wird der Boden dann tiefer bearbeitet. Wiederaustreibende Unkräuter können, je nach Indikation der für Mais zur Verfügung stehenden Herbizide, entweder im Vor- oder im frühen Nachauflauf bekämpft werden.
Tiefenlockerung
Vor dem Hintergrund aktuell hoher Energiekosten kann, unabhängig von der Herbizidstrategie, auf Flächen ohne Fahrschäden oder sonstigen Bodenverdichtungen ggf. auf eine tiefe Bodenbearbeitung verzichtet werden. Voraussetzung hierfür sollte jedoch sein, dass in den letzten Jahren eine Tiefenlockerung durchgeführt wurde. Wie wichtig eine tiefe Durchwurzelbarkeit des Bodens für den Mais ist, hat sich in den letzten Jahren häufiger gezeigt:
- Bei Trockenheit ist es den Maiswurzeln möglich, an Bodenwasser tieferer Schichten heranzukommen;
- Bei starken Niederschlägen sorgt eine zuvor durchgeführte Tiefenlockerung dafür, dass sich keine Staunässe im Oberboden bildet, die zum Absterben von Wurzelmasse führen würde.
Saatbettbereitung
Das Ziel des letzten Bearbeitungsganges, der Saatbettbereitung, ist es in jedem Falle, einen rückverfestigten und gut abgesetzten, feinkrümeligen Saathorizont zu schaffen. Die Oberfläche sollte dabei einen gewissen Anteil gröberer Bestandteile aufweisen, damit es durch Regen nicht zu Verschlämmungen und Verkrustungen an der Oberfläche kommt. Dieses Ziel gilt unabhängig davon, ob der Boden gepflügt wurde oder pfluglos bearbeitet wurde.
In Kombination mit dem Pflug empfiehlt sich der Einsatz eines Packers zur Untergrundverfestigung. Auf sandigen oder sehr garen Böden kann dann ggf. auf einen abschließenden Bearbeitungsgang verzichtet werden. Auch bei der Streifenbearbeitung (Striptill) sollte der bearbeitete Bereich die oben beschriebenen Merkmale aufweisen.
Der Termin ist sehr wichtig
Für einen hohen Feldaufgang ist der optimale Saattermin ein wichtiger Einflussfaktor. Durch die Veränderungen in der Beizausstattung ist die Saat gegenüber der früheren Standardbeize nur noch über einen kürzeren Zeitraum vor pathogenen Erregern geschützt. Daher ist es umso wichtiger, einen schnellen Feldaufgang anzustreben, denn die Bodentemperatur zur Saat hat hierdurch einen noch höheren Stellenwert bekommen. Dies schließt das Augenmerk auf die angekündigte Witterung mit ein. Für die Maisaussaat sind Bodentemperaturen von mindestens 8 °C, besser 10 bis 12°C notwendig. Die Witterungsphase nach der Aussaat sollte ebenfalls warm und möglichst frei von Bodenfrösten sein. So wird ein zügiges Auflaufen der Saat begünstigt.
Aussaattiefe richtig wählen
Auch die Aussaattiefe hat einen Einfluss auf die Zeit bis zum Durchstoßen des Keimlings. Je tiefer die Aussaat erfolgt, desto länger dauert das Auflaufen der Bestände. Somit sollte Mais nicht unnötig tief gelegt werden. Bei ausreichender Bodenfeuchte und guten Aussaatbedingungen auf der Fläche sind 4 cm Ablagetiefe vollkommen ausreichend, exakt arbeitende Sätechnik vorausgesetzt. Eine ebenso flache Aussaat sollte erfolgen, wenn die Beize Force 20 CS gegen Drahtwurm eingesetzt wird, da hierdurch kein systemischer Schutz entsteht. Mit dem Beizmittel wird lediglich ein Beizhof von 3 cm um das Saatkorn bewirkt. Je nach Bodenbedingungen tut man gut daran, den Bodenschluss nach der Aussaat durch Walzen zu fördern.
Bei sehr trockenen Bodenbedingungen muss die Aussaat tiefer erfolgen, um die nötige Bodenfeuchte für die Keimung sicherzustellen. Auch die Gefahr von Vogelfraß nimmt mit zunehmender Saattiefe tendenziell ab, da sich die Pflanzen/Körner nicht mehr so leicht aus dem Boden herausziehen lassen. Doch ob Vogelschäden drohen und durch welche Vogelart, kann nur schwer vorausgesagt werden. Tiefer als 7 cm sollte jedoch in der Regel nicht gesät werden, da die Triebkraft des Saatguts Grenzen hat. Hierbei hat die Korngröße durchaus einen Einfluss auf die Triebkraft. Saatgut mit hohem TKG verträgt eine tiefere Aussaat besser, als Partien mit kleinen Körnern. Jedoch gibt es neben der Korngröße noch einige weitere Faktoren, welche die Triebkraft beeinflussen können. Im Frühjahr 2021 waren bei Mais vielfach schlechte Feldaufgänge zu beobachten. Dies galt vor allem für Aussaattermine um die Monatswende April / Mai und sandige Böden. Die nachfolgende kühle und wechselhafte Witterungsphase führte 2021 zu einer langsamen Keimung und verzögertem Auflaufen der Bestände. Für manche Pflanzen war dieser Zeitraum zu lange, da der Beizschutz nicht mehr ausreichend gegeben war. Die Qualitätsuntersuchungen zur Triebkraft des betroffenen Saatguts gaben meistens keine Hinweise auf Qualitätsmängel der Saatgutpartien. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Triebkraftprüfungen unter standardisierten Prüfbedingungen erfolgen. Ungünstige Witterungsverläufe wie im letzten Frühjahr werden hierdurch nicht abgebildet.
Angepasste Saatstärke
Das Risiko von Trockenschäden lässt sich nicht nur über eine angepasste Bodenbearbeitung reduzieren, auch die Saatstärke hat deutlichen Einfluss auf den Wasserbedarf des Maisbestandes. Auf sehr leichten und somit stark durch Trockenheit gefährdeten Böden sollte die Aussaatstärke für Silomais 8 bis 9 Pfl/m² betragen und für Körnermais 7 bis 8 Pfl/m² nicht überschreiten. Ein Abzug der Saatstärke um jeweils eine Pflanze pro Quadratmeter kann bei großrahmigen Sorten, häufig spätreifere Typen, auf sehr leichten Böden erfolgen.
Bei gesicherter Wasserversorgung kann die Aussaatstärke, je nach Wuchstyp, bis auf 10 bis 12 Pfl./m² (Körnermais: 8 bis 11 Pfl/m²) erhöht werden, was vor allem für frühe bis sehr frühe Sorten im Hauptfruchtanbau gilt. Auf schweren und klutigen Böden kann ein 10%iger Saatgutzuschlag nötig sein, um schlechtere Auflaufbedingungen auszugleichen. Gleiches gilt, wenn die Keimfähigkeit 95 % unterschreiten sollte.
Früher oder später - eine Frage der langfristigen Wetterprognose
Die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr zeigen sehr deutlich, wie wichtig für eine erfolgreiche Maisaussaat der Blick in den Wetterbericht ist. Es hat sich gezeigt, dass in 2021 die späteren Saattermine (bis etwa Ende Mai) deutlich bessere Bestände zur Folge hatten. Hieraus sollte nicht geschlossen werden, dass generell später zu säen ist, vielmehr kommt einer guten Langzeit-Wetterprognose ein hoher Stellenwert zu, so dass ein zügiger Feldaufgang und eine möglichst ungestörte Entwicklung bis mindestens zum Vierblattstadium erreicht werden. Ab diesem Pflanzenstadium nehmen Schäden durch Vogelfraß und andere Schädlinge deutlich ab.
Die genannten Herausforderungen für ein gutes Auflaufen und eine gute Bestandsetablierung stehen immer in Zusammenhang mit einer zügigen Keimung und Jugendentwicklung. Letztere kann und wird durch eine phosphorhaltige Startdüngung in Form von Unterfußdüngung oder Saatbanddüngung gefördert.
Fazit
- Einschränkungen im Pflanzenschutz betreffen auch den Maisanbau.
- Das eigene Aussaatsystem hinsichtlich der neuen Gegebenheiten überprüfen.
- Ein gut funktionierendes Mulchsaatsystem nicht einfach aufgeben.
- Langfristige Witterung entscheidet über Aussaatzeitpunkt.