Vermehrer und Biobauer Jürgen Cordes stimmt sich von der Planung bis zur Ernte seiner Vermehrungsvorhaben immer eng mit dem Leiter Saatgut bei der Öko-Korn-Nord, Folkert Höfer, oder mit Hans-Hermann Moritz, Lagerleiter und Aufbereiter bei der Öko-Korn Nord, ab (v.l.n.r.).

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Jörg Rath-Kampe | am

Aufbereitung von Öko-Saatgut: Keine Kompromisse bei der Qualität

Die Umstellung auf ökologischen Landbau hat weitreichende Konsequenzen. Das fängt schon bei der Bereitstellung von hochwertigem Öko-Z-Saatgut an. Die Qualitätsansprüche sind hoch. Ein Beispiel aus Norddeutschland.

Als reines Bio-Unternehmen fühlt sich die EZG Öko-Korn-Nord dem ökologischen Landbau verpflichtet und fördert ihn aktiv. Der wirtschaftliche Verein (w.V.) versteht sich als eine von Landwirten gesteuerte, bäuerliche Selbsthilfeeinrichtung im besten genossenschaftlichen Sinne. Dass die im Leitbild formulierten Wertevorstellungen wie soziale Verantwortung, Zukunftsfähigkeit oder Nachhaltigkeit nicht nur ein Lippenbekenntnis sind, erkennt man bereits beim ersten Kontakt mit den engagierten Mitarbeitern. Der Leiter der Saatgutabteilung, Folkert Höfer, ist bereits seit 2001 im Unternehmen und scheint die Philosophie der Firma verinnerlicht zu haben.

Ansprechpartner und Ratgeber

Das gleiche gilt für Hans-Hermann Moritz. Der gelernte Landwirt arbeitet seit 2004 bei Öko-Korn-Nord und ist als Betriebsleiter der Saatgutanlage in Uelzen ein unverzichtbarer Ansprechpartner und Ratgeber für die Biobauern der Region. Er spricht auch schon mal Klartext, wenn es kritische Nachfragen z.B. bei der Reinigung und Aufbereitung des angelieferten Rohstoffs wegen zu hoher Abgänge gibt. „Aus schlechten Qualitäten kann ich nicht Gold machen“, bringt es Moritz auf den Punkt.

Um die Effektivität der eigentlichen Saatgutaufbereitung zu erhöhen und die Qualitäten zu verbessern, verfährt er nach der Devise, schon bei der Vorreinigung des angelieferten Saatgetreides „richtig Gas zu geben“, um z.B. unerwünschte Bestandteile wie Schmachtkorn oder Unkrautsamen frühzeitig auszusortieren. „Am Anfang darf man nicht feige sein“, weiß Moritz.

Aberkennungsrisiken frühzeitig minimieren

Diese klare Ansprache kommt bei den Mitgliedern der EZG an. Beispiel Jürgen Cordes: Der Biobauer leitet in Mechtersen bei Lüneburg einen 140 ha großen Marktfruchtbetrieb, den er 2017 auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt hat. Er hat sich auf seinen leichten, nicht beregnungsfähigen Böden mit 18 bis 30 Bodenpunkten auf die Vermehrung von Getreide und Körnerleguminosen für Öko-Korn-Nord und von Grassamen und Buchweizen für die Deutsche Saatveredlung (DSV) konzentriert. Wichtig sind ihm auch andere Kulturen wie die Blaue Lupine, Sommerroggen oder Buchweizen, die mit wenig Wasser in der Vegetationszeit auskommen. „Die Qualität passt in der Regel dennoch“, bilanziert der 56-jährige Landwirt, der hauptsächlich Wintergerste, Winterweizen, Dinkel, Winterroggen und Ackerbohnen vermehrt.

Strenge Hygiene

Im Durchschnitt kommt Cordes auf Naturalerträge von 3,5 t/ha bei Saat-Getreide und 2 t/ha bei Saat-Lupinen. Damit ist er zufrieden, zumal er eine sehr hohe Anerkennungsquote von etwa 90 % aufweisen kann, wie der Biobauer bei einem Treffen bei Öko-Korn-Nord in Uelzen berichtet. Dieser Top-Wert fällt ihm aber nicht in den Schoß. Er scheut sich nicht, regelmäßig und mit wachem Auge durch seine Vermehrungsbestände zu gehen und unerwünschte oder artfremde Aufwüchse wie z.B. Flughafer frühzeitig zu eliminieren. „Das kostet Zeit, muss aber sein“, begründet Cordes seine Sorgfalt, denn ein Korn Flughafer gilt bereits als Aberkennungsgrund für eine Partie.

Und er nennt zwei weitere Gründe für seine hohe Anerkennungsquote: frühzeitiges Minimieren möglicher Aberkennungsrisiken und strenge Hygiene. So werden in der Ernte Mähdrescher und Transportfahrzeuge gründlich gereinigt, wenn sie von einem Schlag zum anderen wechseln. „Die Maschinen müssen absolut sauber sein, das klappt nur mit Druckluft und einem leistungsstarken Staubsauger“, sagt er. Den eigenen Mähdrescher stellt er auf dem Feld „nicht zu scharf“ ein. Cordes vertraut darauf, dass die Reinigung bei Öko-Korn-Nord schonender und effektiver arbeitet.

Die über 100 Mitgliedsbetriebe spiegeln die ganze Bandbreite der Landwirtschaft wider. Die Vermehrungsflächen pro Betrieb und Jahr reichen von sieben bis über 100 ha. Öko-Korn-Nord war bundesweit von 2003 bis vor wenigen Jahren der einzige reine Öko-Saatguterzeuger, dem der VO-Status von den Züchtern übertragen wurde.

Erster reiner Öko-Saatguterzeuger

Neben der Vermehrung generiert die EZG mit der Lagerung und dem Handel von Öko-Konsum- und Futtergetreide einen beträchtlichen Teil des Gesamtumsatzes. Auch der Abgang aus der Reinigung und Aufbereitung des Saatgutes – etwa 20 % der Gesamtmenge – wird laut Höfer als Futtergetreide bestmöglich vermarktet.

Mitgliedsbetriebe haben zudem eine Abnahme- und Lagergarantie bei gleichzeitiger Andienungspflicht. „Durch unsere aktive, marktgerechte Anbausteuerung haben unsere Kunden eine große betriebliche Sicherheit“, ergänzt Folkert Höfer, der neben seinem Fulltime-Job bei der EZG auch noch eine kleine Nebenerwerbslandwirtschaft in Ostwestfalen-Lippe betreibt und so den „direkten Draht zur Praxis“ hat.

Den Saatgutwechsel bei den Biobauern schätzt der Experte deutlich höher ein als bei der konventionellen Landwirtschaft, wo er aktuell rund 60 % beträgt. In diesem Zusammenhang stellt Höfer klar, dass für den Nachbau gewisse Spielregeln einzuhalten seien. Seinen Angaben zufolge zählt unter anderem dazu, über die Nachbaugebühren dem Züchter einen fairen Anteil für seine Züchtungsarbeit zukommen zu lassen. Auch stünden Bio-Bauern in der Eigenverantwortung, das Saatgut reinigen und auf samenbürtige Krankheiten untersuchen zu lassen sowie die Bestände intensiv auf Fremdbesatz zu kontrollieren.

Kunden stellen hohe Ansprüche

Höfer stellt klar, dass im Ökolandbau die gleichen Normen für die Saatenanerkennung gelten wie im konventionellen Anbau: „Wir haben zwar in der Tendenz einen höheren Besatz etwa an Samen anderer Pflanzen- oder Getreidearten, aber bei der Anerkennung kriegen wir keine Extrawurst.“ Im Gegenteil, die Kunden von Öko-Korn-Nord erwarten seiner Erfahrung nach eine höhere Qualität als es die Norm vorschreibt. „Schon wenige Wickensamen führen im Ökolandbau zu unkontrollierbarer Vermehrung“, weiß Höfer.

„Etliche Kunden bestehen sogar darauf, nicht nur Öko-Saatgut bei der EZG einzukaufen, sondern Saatgut zu verwenden, was auch dort aufbereitet worden ist“, präzisiert der Leiter Saatgut. Das klappe in der Regel auch, denn von dem gesamten verkauften Getreide-Z-Saatgut werden in Uelzen rund 80 % selbst aufbereitet. Der Rest ist Zukauf von bereits anerkanntem Saatgut.

 

Den vollständigen Fachartikel lesen Sie in der LAND & FORST-Ausgabe 46/22. 

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