Gestern (25. Januar) haben Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und EU-Kommissar Janusz Wojciechowski beim virtuellen High Level Panel im Rahmen des "Global Forum for Food and Agriculture" (GFFA) über Landnutzung und Bodenbewirtschaftung diskutiert.
Das virtuelle High Level Panel wurde auf Einladung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) von der Europäischen Kommission organisiert. Bei dem virtuellen Treffen ging es um die Landnutzung und Bodenbewirtschaftung.
Hohe Nachfrage nach landwirtschaftlichen Erzeugnissen
Ziel der Konferenz sollte es sein, politische Akteure zu einer Diskussion anzuregen. Teilgenommen haben neben Cem Özdemir und Janusz Wojciechowski die Landwirtschaftsministerin von Chile, María Emilia Undurraga, die Präsidentin der Eastern African Farmers Federation (EAFF), Elizabeth Nsimadala, sowie Jo Swinnen, Generaldirektor des International Food Policy Research Institute (IFPRI). Gemeinsam haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber gesprochen, wie wichtig der Erhalt sowie die Bewirtschaftung von Flächenressourcen im Bereich der Landwirtschaft sind - insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels. Denn dieser werde nach Ansicht der Experten große Auswirkungen auf bestehende Bewirtschaftungsverfahren haben und somit die steigende Nachfrage nach Lebensmitteln unter Druck setzen.
2.000 Quadratmeter Fläche pro Person - weltweit
Derzeit stehen jedem Menschen auf der Welt 2.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung - für den Anbau von Nahrungsmitteln bis zur Energiepflanze, erklärte Cem Özdemir gestern (25. Januar) während des Treffens. "Zur Einordnung: Für ein Kilogramm Rindfleisch braucht man knapp 37 Quadratmeter Ackerfläche", so der Bundesminister. Allein bei uns in Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei 14 Kilogramm im Jahr. "Fast ein Viertel dieser Fläche würde dafür also schon aufgebraucht sein." Weltweit bauen wir auf 1,5 Billionen Hektar Ackerfläche Pflanzen an. Doch laut Özdemir dürfe auch nicht vergessen werden, dass sich nicht jeder Boden für die Landwirtschaft eigne. Dennoch hängen über 90 Prozent unserer weltweiten Nahrungsproduktion von unseren Böden ab.
Böden sind eine nicht erneuerbare, begrenzte Ressource
"Ein gesunder Boden ist auch der größte terrestrische Kohlenstoffspeicher unseres Planeten", sagt Özdemir. Allein die Böden in Deutschland würden 2,5 Billionen Tonnen organischen Kohlenstoff speichern. Bodenschutz sei damit auch ein wichtiger und notwendiger Beitrag zum Kampf gegen die Klimakrise. Laut Özdemir stehen unsere Böden vor diesen Herausforderungen:
- Kampf gegen die Klimakrise. Nutzbare Böden müssen resilient gemacht und erhalten werden.
- Die Ernährung von fast acht Milliarden Menschen. Tendenz steigend. Denn jeden Tag werden ungefähr 226.000 Menschen geboren, was pro Jahr einen Zuwachs der Weltbevölkerung um 82,4 Millionen Menschen ausmacht.
- Jedes Jahr gehen Bodenflächen durch Versiegelung und Umweltverschmutzungen verloren oder sind über Jahrzehnte hinweg nicht mehr zu bewirtschaften.
- Böden müssen gerecht verteilt werden. Junge Menschen und Frauen sollen gerechten Zugang zu Böden haben.
- Für gesunde Böden sorgen. Bodendegradation wie Erosionen oder Versauerung sind große Herausforderungen.
Was tut Deutschland für die Bodengesundheit?
In Deutschland will die derzeitige Bundesregierung im Rahmen des Klimaschutzprogramms 2030 ein Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Humusaufbau auf Ackerflächen fördern. Zudem will die Koalition das Bodenschutzgesetz aktualisieren und ein Boden-Monitoring-Zentrum etablieren. Ziel soll es sein, "den Effekt lokal angepasster Maßnahmen auf Betriebsebene langfristig zu untersuchen und in einem Zusammenspiel von Wissenschaft und teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten nachhaltige Handlungsoptionen zu erarbeiten", kündigt der Grünen-Politiker an. Weiter bekennt sich Özdemir zum Green Deal, zur Farm-to-Fork-Strategie und zur EU-Bodenstrategie der EU-Kommission.
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Bodenbewirtschaftung und die Technik
"Bodenbewirtschaftung, das ist ein sehr fachliches Gebiet - Flächennutzung und die Rahmenbedingungen ebenfalls", so Janusz Wojciechowski. Laut dem EU-Kommissar gebe es derzeit kein Allheilmittel beim Thema Bodenbewirtschaftung, das für alle Länder funktionieren würde. Es gebe allerdings eine Evaluierungsstudie, die sich mit dem Mangel an technischem Wissen der Landwirte sowie der Umsetzung nachhaltiger Bodenbewirtschaftung befasset habe. "Wir müssen die Ressourcen bündeln", erklärt Wojciechowski. Er fordert daher, das Bodenmonitoring zu verbessern und Lösungen für die Bodengesundheit zu finden. "Der Schlüssel hierfür liegt nicht mehr in konventionell politischen Maßnahmen, sondern auch in Forschung und Entwicklung."