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Christine Kalzendorf | am

Diese Vorteile bringt Kleegrasanbau

Angesichts hoher Düngerkosten wird der Anbau von Kleegras wieder interessant. Wir geben Tipps, wie Sie die Kultur nutzen können.

Die aktuellen Preiserhöhungen für Dünge- und Futtermittel, rechtliche Umsetzungen der Dünge-VO, des Pflanzenschutzmittelgesetzes und der künftigen Agrarreform fordern viele Betriebe heraus. Ein Prozess des Umdenkens zu mehr Artenvielfalt und Bodenschutz hat in der landwirtschaftlichen Praxis eingesetzt und Aufschwung durch die extremen Witterungsgeschehnisse der zurückliegenden vier Jahre bekommen.

Vor all diesen Szenarien erhält der Anbau von Kleegras einen neuen Stellenwert. Die tiefer wurzelnden Feinleguminosen wie Rot- und Weißklee, aber auch die Luzerne lieferten in den Dürrejahren im Gegensatz zum reinen Ackergras zumindest noch einen nennenswerten Ertrag. In zu nassen Jahren können die Futterleguminosen dagegen leiden, allen voran die Luzerne. Mischungen von mehreren Arten sind deshalb unter Praxisbedingungen robuster gegenüber den Reinsaaten.

Mischung bevorzugen

Aufgrund ihrer größeren Ertragssicherheiten sind Artenmischungen im Futterbau deshalb den Reinsaaten vorzuziehen. Dem Einfluss von Artenmischungen auf die Bodenfruchtbarkeit wurde bislang im konventionellen Anbau zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Auch hier ist ein Umdenken erforderlich. Die verschiedenen Pflanzenarten durchdringen den Boden in unterschiedlicher Tiefe und verbessern damit das Bodengefüge sowie die Nährstoffmobilisierung. Wurzelausscheidungen und abgestorbene Wurzelanteile sind Nahrungsquellen für die Bodenlebewesen, die neben der gesamten Wurzelmasse zur Humusbildung beitragen.

Das Vermögen der Leguminosen, Luftstickstoff zu erschließen und davon einen Teil den Gemengepartnern zur Verfügung zu stellen, ist ein weiterer Vorteil des Kleegrasanbaus. Zugleich wirkt sich diese Eigenschaft auf die Wirtschaftlichkeit aus, denn die Stickstofffixierung reduziert den N-Düngebedarf der Bestände. Mit Leguminosenanteilen von etwa 40 bis fast 60 % kann der N-Düngebedarf allein auf Güllebasis gedeckt und auf eine zusätzliche Mineraldüngung gänzlich verzichtet werden.

Blattläuse an einer Pflanze

Kleegras punktet in Sachen Eiweiß

In Bezug auf die Wirtschaftlichkeit ist hervorzuheben, dass durch Leguminosengras mehr Proteinertrag im Vergleich zum reinen Ackergrass produziert wird. Demzufolge mindert sich der Bedarf an Eiweißfuttermittel. Zudem zeichnen sich Leguminosen durch hohe Mineralstoffgehalte aus, hier vor allem Kalzium und Kalium. So lässt sich durch Kleegras auch Mineralfutter einsparen. Es setzt jedoch die Untersuchung des Futters voraus. Um von all diesen Vorzügen des Leguminosengrases in der Praxis profitieren zu können, stellen sich an dieser Stelle Fragen nach passenden Leguminosenarten, nach geeigneten Mischungen und nach Anbauhinweisen.

Rotklee besser für den Nordwesten

Im nordwestdeutschen Raum passt Rotklee als mehrjährige Ackerfutterpflanze besser als Luzerne. Rotklee kommt mit unseren klimatischen Verhältnissen sehr gut zurecht. Er wächst nahezu auf allen Böden, außer auf Moor und leichten Sandstandorten.

Die Luzerne stellt höhere Ansprüche an den Boden, das Klima und die Nutzung. Luzerne benötigt tiefgründige, leicht erwärmbare und gut wasserdurchlässige Böden. Ein hoher Stellenwert kommt dem Boden-pH-Wert zu, welcher nahezu im neutralen Bereich am günstigsten ist. Sind diese Bedingungen nicht gegeben, lassen sich kaum hohe Luzerneanteile in den Beständen erreichen.

Der Weißklee hat im Ackerfutterbau zwar eher einen ergänzenden Charakter, dennoch ist er für die Futterbestände bedeutsam. Weißklee hat durch seine Kriechtriebe das Vermögen, die Lücken zu füllen. Ähnlich wie im Grünland wird die Narbe dichter und das Risiko der Futterverschmutzung geringer. Zudem ist Weißklee sehr nutzungselastisch. Die allgemein hohen Nährstoff- und Energiekonzentrationen sind ihm aufgrund der langsamen Rohfasereinlagerung eigen.Diese drei Leguminosenarten sind besonders für den mehrjährigen Leguminosengrasanbau von Interesse.

Einjähriger Anbau

Im Rahmen des einjährigen Kleegrasanbaus punkten entweder der Alexandriner- oder auch der Perserklee. Perserklee zeichnet sich durch seine Schnellwüchsigkeit, ein gutes Nachwuchsvermögen und vor allem durch eine hohe Nutzungselastizität aus. Eine schnelle Anfangsentwicklung gehört auch zu einer Eigenschaft des Alexandrinerklees. Er ist jedoch gegenüber dem Perserklee nicht ganz so nachwuchsfreudig.

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Gute Mischungen

Wie aus den Beschreibungen zu geeigneten Leguminosen hervorgeht, ist bei der Wahl der Mischungen zwischen dem ein- oder mehrjährigen Anbau zu unterscheiden. Die Auswahl der einjährigen Mischungen ist recht übersichtlich. Die nicht winterfeste A6-Mischung eignet sich sehr gut für Frühjahressaaten. Hier kann im Allgemeinen bei nicht sommertrockenen Bedingungen eine Drei-Schnittnutzung geplant werden. Wegen des hohen Kleeanteiles in der Mischung ist eine N-Düngung nicht unbedingt erforderlich.

Die Mischungen A10 und A10 spät sind für den Sommerzwischenfruchtanbau konzipiert. Als Graspartner hat sich hier das Einjährige Weidelgras aufgrund seiner raschen Massebildung bewährt. Wesentlich umfassender ist die Palette der mehrjährigen Leguminosengrasmischungen. Die Wahl kann zwischen drei Rotkleegrasmischungen und einer Luzernegrasmischung getroffen werden. Die vertiefenden Beschreibungen zu diesen Mischungen sind dem Faltblatt „Qualitätsstandardmischungen für den Ackerfutterbau 2021/22“ zu entnehmen, welches jährlich neu aufgelegt wird. Es steht als Download auch auf der Homepage der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Webcode 01039795) zur Verfügung.

Ein gut abgesetztes und unkrautfreies Saatbett ist für die Etablierung der sich langsam entwickelnden Feinsämereien genauso wichtig, wie die Absicherung einer ausreichenden Grundnährstoffversorgung. Neben dem optimalen Boden-pH-Wert durch rechtzeitiges Kalken sollte auch Kalidünger mindestens drei Wochen vor der Saat ausgebracht und möglichst eingearbeitet werden, da Leguminosen empfindlich auf Kalisalze reagieren. Speziell die Leguminosen danken eine ausreichende Magnesium, Schwefel-, aber auch Molybdänversorgung. Bei der Luzerne ist zudem auf Bor zu achten.

Verschiedene Verfahren

Die Aussaat kann sowohl als Blanksaat erfolgen, als auch unter Deckfrucht. In Versuchen hat sich eine Dünnsaat von Sommergetreide wie beispielsweise Hafer mit Saatstärken im Bereich von 40 bis 75 kg/ha bewährt. Das schnell keimende Grüngetreide schützt die langsam wachsenden Kulturen vor einem zu raschen Unkrautaufkommen. Bei wüchsigen Bedingungen kann es bereits nach etwa sieben Wochen schnittwürdig sein. Ein gewisser Durchwuchs mag zum zweiten Aufwuchs noch einmal auftreten, danach hat sich in aller Regel der Leguminosengrasbestand gut etabliert.

Zwischenfrucht

Ergebnisse aus der Praxis 2021

Im Rahmen eines bundesweites Demonstrationsnetzwerks mit dem Namen „Klee Luz Plus“ beteiligen sich in Niedersachsen zwei konventionell wirtschaftende Betriebe. Sie haben in 2020 verschiedene Leguminosengrasmischungen im Frühjahr unter der Deckfrucht Hafer angelegt. Mittels Ertragsrahmen werden von unserem Fachbereich die Erträge gemessen und Futterproben genommen. Über Ergebnisse aus 2020 wurde in der LAND & FORST (Ausgabe 13/2021) erstmals berichtet. An dieser Stelle werden auszugsweise Ergebnisse aus 2021 vorgestellt.

Sowohl auf dem Seemarschstandort (LK Wittmund) als auch auf dem humosen Sandstandort (LK Ammerland) wurden in 2021 sehr hohe Trockenmasseerträge erzielt, die zwischen 115 bis 124 dt TM/ha lagen. Während die TM-Erträge zwischen den beiden Mischungen relativ auf gleicher Höhe lagen, kam es allerdings im Proteinertrag zu deutlichen Unterschieden. Auf beiden Standorten waren die Rotkleegrasbestände den Luzernegrasbeständen überlegen. Das galt nicht allein für den Proteinertrag, sondern auch für die Leguminosenanteile, die der konkurrenzstarke Rotklee in den Beständen erreichte. Prinzipiell zeigten sich die Rotkleegrasbestände in einem vitaleren und üppigeren Zustand als die Luzerne. Die Beobachtungen bestätigen, dass in unserer nordwestdeutschen Region Rotklee als Gemengepartner anbausicherer ist.

Fazit

  • Mit Leguminosengras lässt sich hochwertiges Futter produzieren.
  • Gut etablierte Bestände mit Leguminosenanteilen von mindestens 40 Prozent liefern viel Protein.
  • Kleegras gilt als ein resilientes Anbausystem.
  • Der N-Düngebedarf kann im Gemengeanbau reduziert werden.
  • Kleegras trägt zur Wirtschaftlichkeit bei.
  • Mit Kleegras lässt sich die Bodenfruchtbarkeit verbessern.

Den ausführlichen Fachartikel lesen Sie in unserer digitalen Ausgabe sowie der LAND & FORST Ausgabe 12/22.

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