Die Energiepflanze Durchwachsene Silphie unterscheidet sich in vielen Punkten vom Mais. Sie bringt nicht die Energieerträge wie der Mais, doch zeichnet sie sich durch andere Leistungen aus, wie eine Online-Tagung darstellte.
Die Durchwachsene Silphie hat auch in Niedersachsen als Energiepflanze manchen Acker erobert. Neben den Erträgen in der Biogasanlage spielen bei ihrem Anbau auch andere Aspekte wie z.B. die Wirkung auf Insekten oder Fragen zur Nährstoffausnutzung bzw. zur stofflichen Verwertung der Silphie eine Rolle. Diesen Aspekten widmete sich jüngst das Bayreuther Silphie-Symposium, das als Online-Veranstaltung abgehalten wurde.
Gut für die Bodenfauna
So ergab ein Vergleich, den Franz Moder vom OPUS (Ökologische Planungen, Umweltstudie und Service GmbH) in Bayreuth durchführte, dass sich Mais und Silphie (2. und 3. Anbaujahr) hinsichtlich der Bodenlebewesen (Laufkäfer, Spinnen und Wanzen) unterscheiden. In Silphie wurden höhere Arten- und Individuenzahlen gefunden als in Mais. Des Weiteren war zwischen Silphie im zweiten und dritten Standjahr tendenziell ein Anstieg der Artenzahlen festzustellen. Untersuchungen von Bastian Häfner vom Thünen Institut in Braunschweig ergaben, dass die Silphie- und Feldgrasbestände bessere Überwinterungsmöglichkeiten für Arthropoden (Insekten, Tausendfüßer, Spinnentiere) bieten als der Mais.
Insekten profitieren von langer Blüte
Irina Schemm vom ÖBG (Ökologisch Botanischer Garten) der Universität Bayreuth stellte sich die Frage, ob die Silphieblüten von den Bestäuberinsekten häufiger besucht werden als andere Wiesenblüher, ob also die in Deutschland eingeführte Silphie heimischen Blütenpflanzen "den Rang abläuft". Zunächst stellte sich heraus, dass die Silphie vor allem von Honigbienen, Hummeln und Schwebfliegen besucht wird. Zwar wurde die Silphie sehr häufig von den Bestäubern besucht, doch im Verhältnis zur Blütenfülle wurden Wiesenpflanzen genauso häufig von den Bestäubern angeflogen.

Durch die langanhaltende Blüte bietet die Silphie Honigbienen reiche Nahrung. Aber auch Hummeln und Schwebfliegen profitieren von der gelbblühenden Pflanze.Bienenkästen am Silphiefeld: Die Energiepflanze blüht normalerweise bis in den Herbst hinein. Dieses Jahr war die Blüte durch Trockenheit überwiegend im späten August vorbei. © Kahnt-Ralle
Kohlenstoffspeicherung
Ist die Silphie besser für die klimarelevante Kohlenstoffspeicherung im Boden geeignet als der Mais, wollte dann Hanna Uther von der Universität Bayreuth, Bereich Agrarökologie, wissen. Ihre Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass die Silphie bei höherer Biomasseproduktion eine gleiche Bodenrespiration (Veratmung) wie der Mais zeigt. Damit liefert sie netto mehr Kohlenstoff in den Boden als sie durch Bodenveratmung freisetzt. Die Silphie zeigt im Gegensatz zum Mais eine höhere Biomasseproduktion im Boden (Wurzeln).
Mehrfachnutzung: Papier und Styroporersatz
Die wenigsten Biogasanlagen können mit den niedrigen Ausschreibungserlösen leben, stellte Benedikt Hülsemann von der Universität Hohenheim fest. Der Wissenschaftler arbeitet deshalb an einer zusätzlich zur Biogaserzeugung interessanten Verwertungsrichtung für die eingesetzte Silphie. Mit der Produktion einer Langfaser, die zur Papierherstellung geeignet ist, hat er eine solche gefunden. Der Papierpreis steigt und wird dies aufgrund der steigenden Nachfrage nach dem Rohstoff Papier (Onlinehandel, Paketdienst) auch weiterhin tun. Damit sind Faseralternativen zu Holz gefragter.
Prof. Ralf Pude von der Universität Bonn sieht in der Silphie noch Potenzial für ihre stoffliche Nutzung. Silphie statt Styropor war eine seiner Aussagen. Die Silphie ist allerdings im Gegensatz zum Mais züchterisch noch nicht so stark bearbeitet worden. Hier liegen noch Chancen.
Die Biogasanlage kann dagegen mit der Faser aus der Silphie nichts anfangen. Im Energiepark Hahnennest in Baden-Württemberg ist eine solche Fasergewinnung mit Biogasnutzung bereits im Praxisbetrieb (wir berichteten). Die bei der Fasergewinnung anfallende Flüssigkeit enthält ein sehr hohes Methanpotenzial. Der Faseraufschluss erfolgt durch eine Thermodruckhydrolyse wie bei Hopfenrebhäcksel. Auch in der Faser wurde noch ein großes Methanpotenzial festgestellt. Daher wird ein zweiter Vergärungsschritt geplant.