Die vom Deutschen Bauernverband (DBV) präsentierte, erneut sehr durchwachsene Erntebilanz 2020 hat im politischen Berlin eine lebhafte Debatte über die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft ausgelöst.
Nach Angaben von DBV-Präsident Rukwied war es das dritte durch Wetterextreme geprägte Jahr. Einige landwirtschaftliche Betriebe gefährde dies in ihrer Existenz. Rukwied bekräftigte deshalb seine Forderung nach einer Stärkung der einzelbetrieblichen Risikovorsorge durch staatlich unterstützte Mehrgefahrenversicherungen. Zudem forderte er die Einführung einer steuerlichen Gewinnrücklage.
Sogar kleinräumig habe es bei der Erntebilanz 2020 große Unterschiede gegeben, sagte Rukwied, abhängig von Niederschlagsverteilung und Bodengüte. Je nach Region müssten die Landwirte aufgrund von massiver Trockenheit, Nachtfrösten im Mai oder massenhaftem Auftreten von Mäusen erneut deutliche Ernteeinbußen verkraften. Auch die tierhaltenden Betriebe verzeichneten wegen der Trockenheit wieder einmal ein zu geringes Grundfutteraufkommen, stellte der DBV-Präsident fest. Die im Herbst zu erntenden Kulturen litten zudem zunehmend unter dem Wassermangel.
Umgestaltung notwendig
Für den Grünen-Fraktionschef Hofreiter werden die Auswirkungen der Klimakrise immer konkreter und deutlicher sichtbar. "Wir befinden uns im dritten Dürrejahr in Folge - das gab es in den vergangenen 250 Jahren nicht", sagte er. Eine Landwirtschaft wie gehabt sei seiner Ansicht nach nicht möglich, notwendig sei eine umfassende Neuausrichtung auf Widerstandsfähigkeit, lokale Vielfalt und Wertschöpfung in den Betrieben. Agarsprecher Ostendorff sagte, eine Abhängigkeit von externen Arbeitskräften und eine einseitige Ausrichtung auf den Export stellten ein extremes Risiko dar und seien so nicht mehr haltbar.
Der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Gero Hocker, bezeichnete die unterdurchschnittliche Ernte 2020 als "Warnsignal" und forderte von der Politik entschiedenes Handeln. Hocker ist der Ansicht, dass die Bundesregierung den Landwirten seit Jahren eigenständige Lösungen verwehrt habe und die Betriebe am langen Arm verdursten lasse. Die konsequente Förderung digitaler Technologien und die Einräumung einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage wären wirksame Maßnahmen, die Zulassung moderner Pflanzenschutzmittel müsse beschleunigt werden. Er warf der Bundesregierung vor, nach der Auszahlung der Dürrehilfen 2018 und 2019 zu wenig getan zu haben, um die Betriebe krisenfest zu machen.
Stärkung der heimischen Landwirtschaft
Aus Sicht der Familienbetriebe Land und Forst zeigten die Wetterextreme, dass die Versorgung der Bevölkerung mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln eine besondere Priorität und Wertschätzung verdiene: "Die Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Lebensmittel muss steigen, und die Leistungen, die wir für den Erhalt unseres Ökosystems erbringen, müssen honoriert werden."
Der World Wide Fund for Nature (WWF) forderte, dass die heimische Landwirtschaft gemeinsam besser für Wetterextreme gewappnet werden müsse. Bauern brauchten Unterstützung beim Einstieg in eine nachhaltigere landwirtschaftliche Praxis, die der Erderhitzung und damit verbundenen Wetterextremen die Stirn biete, anstatt sie weiter anzuheizen.