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Ernteversicherung: Dürren zwingen Bauernverband zum Umdenken
Laut DBV-Präsident Joachim Rukwied sind staatlich bezuschusste Versicherungen zu diskutieren.
Bisher lehnte der Bauernverband eine staatlich bezuschusste Mehrgefahrenversicherung für Landwirte immer ab, Doch nun zwingen die Dürreperioden mehrere Erntejahre offenbar zum Umdenken.
Die immer stärker zu spürenden Folgen des Klimawandels befeuern im Deutschen Bauernverband (DBV) die Diskussion um eine staatlich geförderte Ernteversicherung. „Darüber sprechen wir aktuell verbandsintern, sind aber noch mitten in der Diskussion“, gab DBV-Präsident Joachim Rukwied bei der Erntepressekonferenz am Dienstag (23.8.) bekannt.
Vor einigen Jahren habe man sich schon einmal intensiver mit den Vor- und Nachteilen staatlich gestützter Ernteversicherungen beschäftigt, berichtete Rukwied. Die ökonomische Sinnhaftigkeit entsprechender Programme nach US-Vorbild habe sich seinerzeit mit Blick auf die noch vergleichsweise hohen EU-Direktzahlungen aber nicht erschlossen. Mit der Agrarreform ab kommenden Jahr sinkt die Basisprämie aber bis auf rund 156 €/ha ab.
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Direktzahlungen werden weniger einkommenswirksam
Angesichts einer durch die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) deutlich reduzierten Einkommenswirkung der Direktzahlungen und den negativen Ertragsfolgen des Klimawandels müsse die politische Diskussion um staatlich unterstützte Ernteversicherungen nun neu geführt werden, so die Einschätzung des DBV-Präsidenten. Nach seinen Worten allerdings zunächst innerhalb des Bauernverbandes.
Sollte sich der Verband dafür aussprechen, muss er aber noch im Bundesagrarministerium noch einige dicke Bretter bohren. Denn bisher lehnt das Ministerium Zuschüsse für eine Mehrgefahrenversicherung aus der Zweiten Säule ab. Bayern und Baden-Württemberg bieten dagegen Obstbauern schon seit einiger Zeit Zuschüsse für eine Mehrgefahrenversicherung an, vor allem gegen frostbedingte Schäden.
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Dürrehilfen sind keine Alternativen
Rukwied nutzte die Erntepressekonferenz um klarzustellen, dass der DBV von der Bundesregierung trotz den vor allem für viele Futterbaubetriebe dramatischen Dürrefolgen – teils müssen schon jetzt die Wintervorräte angezapft werden – keine staatlichen Finanzhilfen fordert. „Diese Diskussion führen wir im Moment nicht“, stellte er fest.
Im Extremjahr 2018 hätten dürregeschädigte Betriebe als finanziellen Ausgleich insgesamt knapp 300 Mio. € erhalten, erinnerte der DBV-Präsident. Dieses Geld sei zwar hilfreich für die betroffenen Familien gewesen; bei Gesamtschäden von geschätzt 2,5 Mrd. € bis 2,8 Mrd. € habe sich die staatliche Unterstützung vom Bund und den Ländern rückblickend aber nur als „Tropfen auf den heißen Stein“ erwiesen.