Aufgrund der insgesamt begrenzten Stickstoffmenge nach Düngebedarfsermittlung, wird die frühjahrsbetonte Gabenverteilung empfohlen. So lassen sich die N-Effizienz steigern und gute Erträge im ersten und zweiten Aufwuchs sichern.

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Frerich Wilken, LWK Niedersachsen | am

Grünlanddüngung - was ist entscheidend für den Erfolg?

Vor dem Düngen steht die Bedarfsermittlung. Die Aufteilung der Nährstoffmengen ist entscheidend für den Erfolg. In Trockenphasen kann der Einsatz separierter Gülle sinnvoll sein. Flächen werden teilweise extensiviert.

Vor der Düngung ist unverändert eine Düngebedarfsermittlung zu erstellen. Ausgehend vom Stickstoffbedarf, in Abhängigkeit von der Ertragserwartung, werden hier Abschläge je nach Boden, Stickstofffixierungsleistungen der Leguminosen sowie die Nachlieferung der organischen Vorjahrsdüngung berücksichtigt. Es sollte parallel eine Planung zur Aufteilung der jeweiligen Gaben erfolgen, um nach Abzug der über Wirtschaftsdünger gegebenen N-Mengen den verbleibenden Bedarf an Mineraldünger errechnen zu können.

Bedarfsermittlung im ENNI

Die eigentliche Bedarfsermittlung kann direkt im ENNI oder über andere Programme erstellt und anschließend in ENNI importiert werden. Ab 2023 müssen bis zum 31. März alle aufzeichnungspflichtigen Betriebe den Düngebedarf, die Dünge- und Weidedokumentation melden.

Ausbringungsverbote und Abstandsregelungen

Das Ausbringverbot bei wassergesättigten oder gefrorenen Böden galt auch schon in den Vorjahren. Hinzu gekommen sind die Abstandsregelungen der neuen GAP und die Regelungen im Zuge der Umsetzung des Niedersächsischen Weges. Hier ist von Gewässern 2. Ordnung ein Abstand von 5 Metern und von Gewässern 3. Ordnung ein Abstand von 3 Metern einzuhalten. Im hängigen Gelände gelten weitergehende Auflagen. Auf dem Portal „Umweltkarten-Niedersachsen.de“ lässt sich die jeweilige Kategorie der Gewässer einsehen. Diese Daten sollten allerdings nicht ungeprüft übernommen werden, da die Kartengrundlage nicht fehlerfrei ist. Darüber hinaus können hier Meldungen zu trockenfallenden Gewässern (weniger als 6 Monate wasserführend) vorgenommen werden. Für Gebiete mit hoher Gewässerdichte gibt es hierzu Ausnahmen.

Milchkühe auf Weide

Neue Gebietskulisse beschlossen

Das Land Niedersachsen hat die neue Gebietskulisse beschlossen, die im LEA-Portal einzusehen ist. Es sind rund 21 % der landwirtschaftlichen Fläche ausgewiesen, wobei an der Gebietsausweisung weitergearbeitet wird. So werden zukünftig Nitratabbauprozesse im Grundwasser berücksichtigt. Die weitere Entwicklung hierzu bleibt abzuwarten.

Im Vergleich zur Ackernutzung ist das Risiko einer Gefährdung von Grundwasserkörpern durch Nitratverlagerungen unter Grünlandnutzung deutlich geringer. Der Bewuchs ist ganzjährig, und durch das Ausbleiben einer Bodenbearbeitung findet keine Mineralisationsanregung von gebundenem Stickstoff statt. Ungeachtet dessen hat im Unterschied zur bislang geltenden Kulisse der Grünlandanteil erheblich zugenommen. Die Reduzierung des Düngebedarfes um 20 % stellt gerade intensiv wirtschaftenden Milchviehbetriebe vor die Herausforderung, die Ansprüche der Fütterung mit entsprechenden Rohproteingehalten zu erfüllen.

Stoffstrombilanz und Gelbe Gebiete

Hinsichtlich der erlaubten P-Salden in der Stoffstrombilanz stehen mit der kommenden Novellierung der Stoffstrombilanzverordnung Änderungen an, die alle Betriebe betreffen werden. Die geplante Novelle hierzu steht noch aus. Schon jetzt gibt es innerhalb der sogenannten Gelben Gebiete, je nach Versorgung des Bodens, Restriktionen in der P-Düngung. Dies führt zu Einschränkungen bei der Gülledüngung.

Verfilzte und vermooste Grasnarben können mit schneidenden oder schlitzenden Säscharen erfolgreicher nachgesät werden, da der direkte Bodenkontakt der Saatkörner entscheidend ist.

Düngung rechtzeitig planen

Die Milchviehhaltung betreibt eine intensive Grünlandbewirtschaftung, verbunden mit guten Erträgen und hohen Stickstoffentzügen. Diese Stickstoffentzüge liegen oberhalb der bedarfsgerechten Stickstoffdüngung. Hier zeigt sich das Nachlieferungspotential des Grünlandes, insbesondere der organisch geprägten Böden oder der Moorstandorte.

Die Umsetzungsrate im Boden erreicht im Sommer bei ausreichender Wärme und Feuchtigkeit den Höhepunkt. Zu dieser Zeit lässt sich eine Stickstoffgabe weniger effektiv in Ertrag umsetzen als im Frühjahr / Frühsommer, wenn die bodenbedingte Freisetzung niedriger ist. Hinzu kommt der ohnehin größere N-Bedarf zu den ersten beiden Aufwüchsen. Aufgrund dieser Zusammenhänge und der insgesamt begrenzten Stickstoffmenge nach Düngebedarfsermittlung, wird die frühjahrsbetonte Gabenverteilung empfohlen. So lassen sich die N-Effizienz steigern und gute Erträge im ersten und zweiten Aufwuchs sichern.

Ausreichend Lagerraum ermöglicht eine flexible Gestaltung der Düngung. Muss dieser geschaffen werden, ist das mit erheblichen Kosten verbunden. Da der vorzuhaltende Lagerraum auch in der DüV gefordert wird, müssen sich viele Betriebe dieser Aufgabe stellen. Neben der Düngung gilt es, Pflegemaßnahmen, wie eine regelmäßige Nachsaat mit wertvollen Futtergräsern und eine mechanische Narbenpflege durch Striegeln, Schleppen und Walzen, intensiv zu betreiben.

Was tun in Trockenperioden?

Zunehmende Trockenphasen erschweren die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern und die Nährstoffaufnahme der Bestände. Es verschieben sich geplante Düngungstermine, und neben trockenheitsbedingtem Ertragsausfall reduziert sich die Wirkung der Düngung. Hier hilft insbesondere der Einsatz separierter Gülle, da sie durch eine verbesserte Fließeigenschaft deutlich besser in den Boden bis zur Wurzel infiltriert als unbearbeitete Gülle.

Durch die sich ändernden, gesetzlichen Rahmenbedingungen für Biogasanlagen, steigt aktuell das Interesse der Anlagenbetreiber, den Anteil eingesetzter Wirtschaftsdünger zu erhöhen, erheblich. Werden Feststoffe an Biogasanlagen abgegeben oder gegen Gärrest getauscht, können zukünftig Erlöse erzielt werden. Dies deckt anteilig die Kosten der Separation. Reduziert die Feststoffabgabe die bisherigen Abgabekosten und lässt sich darüber hinaus durch die bessere N-Verfügbarkeit Mineraldünger sparen, kann dieses System neben den pflanzenbaulichen Vorteilen eine Wirtschaftlichkeit bieten. Jeder Betrieb sollte diese Möglichkeiten für sich prüfen, um zumindest für einen Teil der ausgebrachten Gülle die Vorteile durch Verwendung der flüssigen Phase zu nutzen.

Extensivierung in Roten Gebieten

Durch die Auflagen, die nachfolgend beschrieben werden, findet eine mittelfristige Extensivierung dieser Grünlandflächen statt. Insbesondere die weitere Reduzierung des N- Bedarfs um 20 % schränkt die intensive Nutzung deutlich ein. Eine genaue Planung der Düngung ist erforderlich, um mit reduzierten Stickstoffmengen bestmögliche Erträge zu erzielen. Um beim 1. und 2. Schnitt nicht an Ertrag und Qualität einzubüßen, müssen die zusätzlichen 20 % bei den Folgenschnitten eingespart werden.

Zur Einhaltung der 170 kg N-Grenze im Betrieb werden die durchschnittlich ausgebrachten organischen Nährstoffe herangezogen. So kann beispielweise im Getreide weniger und im Grünland mehr als 170 kg organisch ausgebracht werden. In Roten Gebieten ist diese Grenze schlagspezifisch einzuhalten. Um sich dabei die Flexibilität zu erhalten, müsste entsprechend Gülle abgegeben werden. Die Kosten hierfür stehen auf vielen Betrieben in keinem Verhältnis zu den Vorteilen. Die Praxis wird daher diese Einschränkung in Kauf nehmen.

In den Roten Gebieten ist die Herbstdüngung von 80 auf 60 kg N/ha aus organischen Düngern ab dem 1. September begrenzt. Die pflanzenbauliche Empfehlung zur Gabenaufteilung sieht für den Herbst ohnehin geringe Mengen vor, daher sollte diese Einschränkung kein Problem darstellen.

Gesamtbetrieblicher Nährstoffkreislauf

Bei vielen Betrieben orientiert sich die Tierhaltung an der 170 kg N-Grenze. Hier ist über Wirtschaftsdünger ausreichend Phosphor für den Bedarf des Grünlandes vorhanden. Eine zusätzlich mineralische Gabe ist nicht erforderlich und in der Praxis auch nicht üblich. Somit lassen sich hier im Gegensatz zum Stickstoff die Mengen nicht durch eine Anpassung der Mineraldüngung reduzieren. Hier kann nur die organische Düngung in Gänze oder die P-Frachten der Gülle durch Separation verringert werden.

Weniger Gülle auszubringen ist mit einer Erhöhung der Nährstoffabgabe, einer Reduzierung der Tierzahl oder dem Bewirtschaften von mehr Fläche verbunden. Alle drei Optionen bedeuten erhebliche Kosten. Daher sollten zunächst alle Möglichkeiten der Gülleaufbereitung genutzt werden. Gerade für Betriebe, bei denen Phosphor zum begrenzenden Faktor wird, bietet sich eine Separation der Gülle an.

Weiterhin bietet die Fütterung in der Milchviehhaltung vielfach Potential zur Phosphorreduzierung. Hier sind P-reduzierte Mineral- oder Kraftfutter zu nennen. Ein deutlich größerer Hebel bietet die Steigerung der Grundfutterleistung. Auswertungen zeigen hier eine große Heterogenität der Milchviehherden. Mit steigendem Anteil der Milcherzeugung aus Grundfutter sinkt der Zukauffutteraufwand je kg Milch. So werden die betrieblichen P-Salden gesenkt. Weiterhin lassen sich die Kosten für Zukauffuttermittel und Gülleabgaben reduzieren.

Unabdingbare Voraussetzung für eine Steigerung der Grundfutterleistung ist eine hochwertige Grundfutterproduktion und -qualität. Im Grünland sind hier neben einer regelmäßigen, standortangepassten Narbenpflege, der Wahl des optimalen Schnittzeitpunktes auch die Qualität der Futterkonservierung, z.B. durch eine gute Verdichtungsleistung und einer guten Siloabdeckung entscheidende Erfolgsfaktoren.

30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland sind Grasland und nicht ackerfähig. Die Beweidung durch Wiederkäuer ermöglicht es, diese Flächen in Lebensmittel umzuwandeln.

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