Das ist ein Artikel vom Top-Thema:
Klimawandel: Die Landwirtschaft braucht Flexibilität
Extremwetterereignisse haben in diesem Jahr die Ernte sehr schwierig bis unmöglich gemacht. Gerade deshalb müssen Landwirtinnen und Landwirte frei entscheiden dürfen, wie sie damit umgehen, findet Pflanzenbau-Redakteur Jörg Rath-Kampe.
Die Landwirtinnen und Landwirte sind durch die Wettersituationen in den vergangenen Jahren ja schon einiges gewohnt. Trockenheit und Dürre, erhöhte Beregnungsintensität, geringe Erträge von den Feldern. Dieses Jahr startete mit den erhoffen Niederschlägen im Frühjahr, aber dann begann sie doch wieder – die Frühjahrstrockenheit. Die Wintergerste hatte darunter noch nicht so zu leiden, der Winterweizen schon. Beim Winterraps sah eigentlich alles ganz gut aus, aber dann kam der Regen zur unpassenden Zeit, gerade als die Mähdrescher zur Ernte ausrücken wollten. Bei der Wintergerste hat das Wetter noch gepasst, danach musste man die kurzen Regenpausen für die Ernte nutzen. Für die Qualität bei Weizen, Raps und Sommerbraugerste ein Fiasko.
Ernte 23: Die Stimmung liegt wie die Ähren am Boden
In Niedersachsen gibt es aufgrund der erheblichen Niederschläge Flächen, wo sich die Ernte nicht mehr lohnt. Nach tagelangem Dauerregen und den heftigen Gewittern liegt das Getreide auf manchen Feldern flach auf dem Boden. „Für den Laien mag das nur ein optischer Schönheitsfehler sein. Für uns Landwirte liegt wie die Ähren auch die Stimmung am Boden. Diese Lager zehren zum Teil den gesamten Gewinn des Anbaus auf“, schildert Karl-Friedrich Meyer, Landvolk Niedersachsen, die Situation. Wo Lagerschäden flächig auftreten, können Landwirte das Getreide teilweise nur noch mulchen.
Die Hektolitergewichte und die Klebergehalte sinken. Es herrscht sehr viel Auswuchs, die Ernte wird unbrauchbar. Ein großer Verlust für die Bauern im Land. Das ganze Jahr haben sie sich intensiv um ihre Bestände gekümmert, um gute Backqualitäten zu erzeugen, und jetzt das. Zum Teil bleiben als Abnehmer nur noch die Biogasanlagen. So eine Situation gab es lange nicht mehr.
Klimaziele könnten das Aus für Landwirtschaft in Niedersachsen bedeuten
Landwirtschaft leidet an erster Stelle unter dem Klimawandel
In dieser Woche sind alle im Endspurt bei der Getreideernte – ein neuer Wetterumschwung steht bevor. Jetzt sind Höchstleistungen auf dem Acker gefragt, vor allem, wenn auch noch die Strohbergung ansteht. Wieder einmal wird deutlich, dass an erster Stelle die Landwirte unter dem Klimawandel zu leiden haben. Sie als Landwirtinnen und Landwirte müssen mit der Natur arbeiten. Diese lässt sich nun mal nicht vorschreiben, was sie zu machen hat und das Wetter wird durch den Klimawandel immer unberechenbarer. Gewitter hat es in der Erntezeit schon immer gegeben – aber in der Heftigkeit und Häufigkeit eher nicht.
Regen richtet Ernteschäden an - auf diese Wetter-Apps setzen Landwirte
Landwirten die Werkzeuge nicht aus der Hand nehmen
Die Politik muss einsehen, dass Landwirtschaft und Ackerbau Flexibilität brauchen. Anbaumethoden und Absatzwege dürfen nicht blockiert werden, weil beispielsweise keine Nutztiere mehr gehalten werden sollen. In diesem Jahr oft der einzige Weg, den Winterweizen doch noch für die menschliche Ernährung zu nutzen, als Tierfutter. Die Landwirte müssen frei entscheiden können, wie sie auf solche Extremwetterereignisse reagieren. Man darf ihnen die Werkzeuge nicht aus der Hand nehmen.