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Antje Wilken | am

Lein, Hanf, Borretsch - dieser Landwirt gestaltet Fruchtfolge neu

Johannes Blanke hat die Ölsaaten für sich entdeckt. Auf insgesamt rund 20 Hektar sammelt er Erfahrungen mit den Pflanzen, die in unseren Breiten teils eine lange Tradition vorweisen können.

Das A und O bei der Aussaat ist ein sauberer Tisch: „Lein braucht ein gut vorbereitetes Saatbett“, bestätigt Landwirt Johannes Blanke, der im dritten Jahr Öllein anbaut. Auf seinem Bio-Betrieb in Eickeloh (Heidekreis) steht darum vor der Aussaat im März die sorgfältige Arbeit mit Striegel oder Grubber im Mittelpunkt. Im Wachstum ist erneut Striegeln oder Hacken angesagt, sonst kommt zu viel Beikraut hoch, das die jungen Leinpflanzen in ihrer Entwicklung behindern würde.

Lein ist eine gute Vorfrucht

„Lein ist eine schöne Vorfrucht, die den Boden gut auflockert, sehr genügsam ist und eine hohe Trockenheitstoleranz besitzt“, erklärt Blanke seine Wahl. In der Fruchtfolge ist Lein aufgrund seiner Selbstunverträglichkeit nur alle fünf bis sieben Jahre „dran“. Besonders gut gedeiht er auf durchlässigen, nicht allzu schweren oder humosen Böden. „Eigentlich kann man auf fast allen Böden Lein ernten“, findet Blanke. Auf den Öllein ist er durch Berufskollegen aufmerksam geworden. „Ich mag es einfach, neue Sachen auszuprobieren, speziell alles, das für eher trockene Standorte passt.“ Wichtig: Da Lein eine Pflanze mit zähen Fasern ist, müssen die Messer des Mähwerks sehr scharf sein.

Lein trocken verarbeiten

Seit 2016 hat Johannes Blanke seine Betriebe in und um Eickeloh auf Biolandbau umgestellt und Schritt für Schritt die Milchviehhaltung aufgegeben. Die letzten Tiere werden Ende dieses Jahres den Hof verlassen. Der Kuhstall wird dann zur Lagerhalle umgebaut, um dort unter anderem die nötigen Gerätschaften zur Reinigung und Trocknung der Leinsaat unterzubringen.

Lein sollte möglichst trocken geerntet und dann schnell verarbeitet werden, denn Leinsaat nimmt gern Feuchtigkeit auf – und damit auch fremde Gerüche und Aromen. Für das fertige Leinöl ist jedoch der typische, leicht nussige Geschmack gefragt. Die gereinigte Leinernte liefert Blanke an die Dr. Johanna Budwig GmbH. Die Produzenten von bio-zertifizierten Speiseölen verarbeiten in ihrer Ölmühle in Petersfehn (Landkreis Ammerland) unter anderem Leinsaat, Borretsch und Hanf aus deutschem Bio-Anbau.

Mehr Vielfalt in der Fruchtfolge

Zusammen mit zwei Berufskollegen im Raum Hannover ist Blanke einer von bisher vier Lein-Anbauern in Niedersachsen, die an Budwig liefern. „Wir stehen mit den Landwirten in engem Kontakt und unterstützen beim Anbau; die Landwirte tauschen sich aber auch untereinander über ihre Erfahrungen aus“, sagt Martin Böckenfeld, Betriebsleiter und verantwortlich für den Bereich Anbau bei Budwig. Er begleitet Johannes Blanke auch beim Anbau von Borretsch und Hanf. „Wir freuen uns, wenn wir den Landwirten unterschiedliche Kulturen und damit auch mehr Vielfalt in der Fruchtfolge anbieten können“, so Böckenfeld.

Tradition und Neubeginn

Der Anbau von Lein war einst sehr geläufig – nicht nur von Öllein für die Nahrungsmittelproduktion. Faserlein, auch als Flachs bekannt, wurde zur Stofferzeugung sowie als Füll- und Isoliermaterial gebraucht. Mit dem Aufkommen der Baumwolle geriet die Pflanze ins Hintertreffen. Hanf wurde unter anderem zu Textilien, Tauen und Segeltüchern verarbeitet sowie als Brennstoff für Lampen und zur Herstellung von Farben benutzt.

Insektenfreundlich: Es summt und brummt

Borretsch, auch Gurkenkraut genannt, sorgt ebenfalls für Abwechslung in der Fruchtfolge. Anfang Juli steht er bei Johannes Blanke in voller, dunkelblauer Blüte. Wenn man kurz lauscht, fällt ein unablässiges Brummen auf – zahllose Insekten, hauptsächlich Wildbienen, summen um die Blüten herum und sammeln fleißig Pollen. Wichtig sei, Borretsch bis zur Blüte mit ausreichend Wasser zu versorgen, so Blanke. Danach mache Trockenheit dem Borretsch nicht mehr viel aus. Da es sein erster Versuch mit Borretsch ist, sind noch keine Prognosen in Bezug auf Erntezeitpunkt oder Ertrag möglich. Wahrscheinlich wird – wie beim Lein – im August/September geerntet.

Hanfanbau ist umkompliziert

Auf einem weiteren Schlag baut Blanke Nutzhanf an. Nutzhanf ist nahezu frei von Tetrahydrocannabinol (THC), erzeugt also keine berauschende Wirkung. Blanke hat bereits im vergangenen Jahr Erfahrungen mit Hanf gesammelt und ist mit dem Ertrag zufrieden: „Ich werde auf jeden Fall auch im nächsten Jahr dabeibleiben“, sagt der 36-Jährige. Und das, obwohl im Vorfeld einige Formalitäten nötig sind, etwa die Anmeldung des Anbaus bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) sowie später die Meldung des Blühbeginns. Dann nimmt der BLE-Prüfdienst Proben vor Ort, um den THC-Gehalt zu bestimmen. Mit der Ernte des Nutzhanfs darf wiederum erst begonnen werden, wenn die BLE diese freigibt.

Der Hanfanbau selbst sei relativ unkompliziert, so Blanke. Die Pflanze stellt keine besonderen Ansprüche an Boden, Wasser oder Nährstoffe. Zudem wächst Hanf sehr dicht und hinterlässt dadurch einen weitgehend sauberen Acker. Es gibt auch keine nennenswerten Krankheiten oder Schädlinge, sodass der Aufwand für den Pflanzenschutz gering ist. Das macht die Kultur gerade auch für den Ökolandbau interessant.

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Weitere Betriebe gesucht

Die Dr. Johanna Budwig GmbH sucht weitere Betriebe, die Lein, Borretsch oder Hanf für die Speiseölproduktion anbauen wollen. Kontakt über www.dr-johanna-budwig.de

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