Niedersachsen erreicht erstmals eine Stickstoffdüngebilanz unterhalb der gesetzlichen Grenze, nur zwei Landkreise überschreiten die Obergrenze.
Niedersachsen hat ein wichtiges Etappenziel beim Nährstoffeinsatz erreicht: Der Überschuss wurde komplett abgebaut auf minus 3.655 Tonnen. „Niedersachsen hat ein erfolgreiches Nährstoffmanagement, um Nitrateinträge in das Grundwasser zu vermeiden“, kommentierte Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast heute (16.März) die Ergebnisse des 9. Nährstoffberichtes 2020/21. Mit Cloppenburg und der Grafschaft Bentheim überschreiten nur zwei Landkreise die Obergrenze für organischen und organisch-mineralischen Stickstoff.
„Zuallerst Leistung der Betriebe“
Otte-Kinast wies ausdrücklich auf die Leistung der Landwirtinnen und Landwirte hin: „Der gemeinsame Wille aller Beteiligten, im Sinne des Gewässerschutzes zu handeln, beeindruckt mich stark. Dazu haben zuallererst unsere landwirtschaftlichen Betriebe beigetragen.“
Erstmals wurde unterhalb des errechneten Düngebedarfs der Pflanzen gedüngt. Der Nährstoffüberschuss von 80.000 Tonnen Stickstoff im Berichtszeitraum 2014/15 wurde komplett abgebaut und auf minus 3.655 Tonnen Stickstoff kontinuierlich auf Landesebene reduziert. Insbesondere durch einen historischen Tiefststand des Mineraldüngerabsatzes (rund 180.000 Tonnen) sowie eine weiter rückläufige Stickstoffausbringung aus organischen Düngemitteln hat sich das Stickstoff-Düngesaldo (berechneter Bedarf vs. Düngung) von rund 692 Tonnen auf minus 3.655 Tonnen Stickstoff verringert.
Zugleich überschreiten mit Cloppenburg und Grafschaft Bentheim nur zwei Landkreise die gesetzliche Stickstoff-Obergrenze von 170 kg N pro Hektar. Bei den Grundwassermessstellen steigt der Anteil an Messstellen mit fallenden Nitratwerten. In Bezug auf Phosphor besteht mit rund 22.630 Tonnen Phosphat weiterhin ein großes Einsparpotential und somit hoher Handlungsbedarf.
Niedersachsen will emissionsbasierten Ansatz
Otte-Kinast erklärte den Erfolg mit einer effektiven risikoorientierten Überwachung, unterstützt durch elektronisch erfasste Meldedaten. Niedersachsen werde sich bei der künftigen Novellierung der Düngeverordnung dafür stark machen, dass bei der Anwendung der einzelnen Maßnahmen in den Roten Gebieten bereits vorher der emissionsbasierte Ansatz angewendet werden kann. „Die dramatischen Entwicklungen in der Ukraine zeigen,“ so die Ministerin weiter, „dass wir uns keine vermeidbaren Ertragsverluste mehr leisten können.“
Rückläufige Tierzahlen
Aus der Tierhaltung kommt ein rückläufiges Nährstoffaufkommen. Gegenüber dem vorherigen Nährstoffbericht haben sich die Tierbestände der Rinder um 71.773 Tiere (minus 3 %), bei den Schweinen um 97.498 Tiere (minus 1 %) und beim Geflügel um rund 647.000 Tiere (minus 0,6 %) verringert. Dung- und Gärrestanfall sind erneut um rd. 1,3 Mio. Tonnen (-2,3 %) leicht gesunken (von rd. 55,9 Mio. t auf 54,6 Mio. t), der Nährstoffanfall (nach Abzug von Stall- und Lagerungsverlusten) ist in Bezug auf Stickstoff rd. 2 % bzw. Phosphor rd. 2,5 % gesunken.
Den kompletten Nährstoffbericht für Niedersachsen und weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums.
Landvolk: Düngung unter Bedarf keine Lösung
„Der Nährstoffbericht 2020/2021 für Niedersachsen zeigt ganz deutlich, dass die Maßnahmen der Düngeverordnung von 2017 wirken und dass sie weiterhin Zeit brauchen, um weiter wirken zu dürfen", kommentierte Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies. „Doch das tatsächliche Düngedefizit liegt sogar bei 24.000 t, weil in den sogenannten Roten Gebieten die Landwirte 20 Prozent weniger als die Pflanze benötigt, überhaupt düngen dürfen.“
Hennies verweist auch darauf, dass das „Düngen unter Bedarf“ sich auf die Qualität der Pflanzen auswirke und keine Dauerlösung sein kann: „Brotweizen können wir Landwirte in Deutschland immer weniger produzieren. Gerade in Anbetracht der aktuellen Situation in der Ukraine sollte die Regierung diesen wichtigen Aspekt im Blick haben. Unsere Landwirte sind auf dem richtigen Weg, man muss sie nur machen lassen und nicht mit neuen Auflagen belegen.“
In Bezug auf die sinkenden Tierzahlen sieht er die Grenze des Zumutbaren für die Schweinehaltung bald erreicht. Der Sinn dabei sei fraglich, wenn andernorts zu weitaus niedrigeren Umwelt- und Tierschutzstandards produziert werde.