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Noternte im Getreide: Landwirte ziehen die Reißleine
In Teilen Deutschlands ist es immer noch viel zu trocken. Die Wintergerste wird nicht richtig reif, so dass Bauern die Kultur vor der Zeit vom Acker holen. Noternte bedeutet: retten, was zu retten ist.
Kurz gesagt: Der Juni war zu trocken und zu warm. Aber sieht man sich die Regionen genauer an, gibt es Unterschiede. Vor allem der Osten Deutschlands ächzt unter der Dürre. Aber auch Teile Niedersachsens haben zu wenig Regen bekommen. Und so sind auch die Folgen unterschiedlich. So mussten Landwirte in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns bereits mit einer Noternte in der Wintergerste beginnen. Die Getreidekörner entwickeln sich nicht zu Ende, der Halm vergilbt. Damit einher geht der Verlust der Stabilität.
Verlust regional bis 40 Prozent
Zwischen 20 und 40 Prozent könnten die Verluste groß sein, schätzt der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern. Auch in einigen Regionen Brandenburgs, Thüringens und Sachsens ist die Gerste bereits notreif. Damit beginnt auch hier die Ernte mindestens eine Woche früher als üblich. Wieviel schlechter die Ernte wird, ließe sich noch nicht abschätzen, so der Landesbauernverband. Sorge bereitet nach der Wintergerste der Winterweizen. „Sollte die Hitzewelle weiter anhalten, besteht die Gefahr, dass in einigen Regionen vor allem auch beim Winterweizen Ertrags- und Qualitätsverluste auftreten“, heißt es aus dem sächsischen Landwirtschaftsministerium. Landwirten bleibt bei der Notreife nicht viel. Im schlimmsten Fall: Das Feld abernten, das Getreide häckseln und an Biogasanlagenbetreiber verkaufen.
Niedersachsen im Osten von Trockenheit betroffen
Niedersachsen ist in Teilen von der Trockenheit betroffen.
„Westlich der Weser insgesamt durchschnittlich, im Osten Niedersachsens unterdurchschnittlich – je nachdem, wo Regen gefallen ist und wo nicht“, so fasste Landvolk-Präsident Dr. Holger Hennies die Erwartungen an die diesjährige Ernte zusammen. Vor allem beim Backweizen befürchten Niedersachsens Landwirte Mindererträge und Qualitätseinbußen durch die Trockenheit, wohingegen die erste gemähte Gerste viele Bauern positiv überraschte. Hackfrüchten wie Kartoffeln und Zuckerrüben würde Regen jetzt noch helfen.
Je mehr es nach Osten geht, desto mehr wirkt sich die Trockenheit aus. "Von daher rechnen wir dort beim Backweizen mit einer unterdurchschnittlichen Ernte, während die robusteren Futtergetreidesorten damit etwas besser klarkommen“, sagte Hennies.
Nach dem Getreide geht es um Kartoffel, Gemüse und Obst
Nicht nur der Getreideanbau leidet unter Wassermangel. Kartoffeln blühen gerade und wären jetzt auf eine ausreichende Wasserversorgung angewiesen. Bleibt sie aus, bleiben die Knollen klein. Wer nicht bewässern kann, hat das Nachsehen. Ähnliches gilt für Gemüse und Obst im Freilandanbau. Obstbaumkulturen sind im Juli und August auf regen angewiesen; sonst bleiben auch hier die Früchte klein.
Durchschnittstemperatur und fehlende Niederschläge
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldete, dass die Durchschnittstemperatur im Juni bei 18,4 Grad lag. Das sind drei Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 sind es plus zwei Grad. Laut DWD war es der sechstwärmste Juni seit Messbeginn. Der wärmste Juni 2019 brachte durchschnittlich 19,8 Grad. Hinzu kommen fehlende Niederschläge und viel Sonnenschein. Im Juni fiel mit gut 60 Litern pro Quadratmeter knapp ein Drittel weniger Regen als im Referenzzeitraum.