Der gesellschaftlich geforderte Wandel der Landwirtschaft trifft alle Bereiche, auch den Pflanzenbau. Land & Forst-Redakteur Jörg Rath-Kampe bleibt optimistisch und rät Landwirtinnen und Landwirten, es ihm gleichzutun.
Die Forderungen aus Gesellschaft und Politik sind klar: Es sollen weniger Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger ausgebracht werden, um die Böden, das Grundwasser, die Vielfalt der Insekten und vieles andere mehr zu schützen. Die Zielwerte sind klar vorgegeben. Die Hersteller aus Chemie und Düngerindustrie stellen sich darauf ein und erweitern ihr Portfolio. Die Fragestellungen sind: Wie kann ich die Jugendentwicklung der Pflanzen fördern? Wie das Bodenleben besser aktivieren? Wie vielleicht den Pflanzen ermöglichen, effizienter Nährstoffe aufzunehmen und den Stickstoff aus der Luft besser zu nutzen?
Wie alternative Produkte helfen können
Deshalb sind in den vergangenen Jahren viele alternative Produkte wie Biostimulanzien, Pflanzenstärkungsmittel, Beizen und Mikronährstoffpräparate auf den Markt gekommen, die die natürlichen Abwehrkräfte der Pflanzen stärken sollen. Zur Gruppe der Biostimulanzien zählen eine Reihe von Präparaten meist auf Basis von Mikroorganismen oder bioaktiven Substanzen, wie Algen,- Pflanzen- oder Kompostextrakten. Sie stimulieren über Phytohormone und Enzyme das Wachstum der Pflanzen und verbessern ihre Stresstoleranz. Meist beinhalten diese Produkte Signalsubstanzen, die pflanzliche Abwehrmechanismen gegen abiotischen Stress aktivieren können. Bestimmte Präparate haben auch spezifische Wirkungen. Sie sorgen zum Beispiel für einen indirekten Schutz vor Pathogenen, für die Stimulierung des Wurzelwachstums oder für eine bessere Aneignung von Nährstoffen, was letztlich die Jugendentwicklung der Pflanzen unterstützt.
Neue Präparate sind kein Allheilmittel
Allerdings können diese Produkte weder die Pflanzenernährung noch den Pflanzenschutz ersetzen und schon gar nicht höhere Erträge und bessere Qualitäten garantieren. Das wissen auch die Hersteller. In vielen Fällen zeigt sich aber, dass sie positiv auf die Pflanzen wirken, vor allem bei suboptimalen Bedingungen oder bei Stresssituationen in der Vegetationszeit. Das hat sich auch durch die Dürre in diesem Frühjahr und Sommer gezeigt.
Offen bleiben, beraten lassen und Chancen erkennen
Viele Hersteller bieten bereits Kombinationen aus chemischen Pflanzenschutzmitteln und Biostimulanzien an, die sich in ihrer Wirkung ergänzen und die Pflanzen weniger anfällig für Krankheiten und Schaderreger machen sollen. Natürlich sind sie kein Allheilmittel. Als Landwirt muss man sich darauf einlassen und auch von seinen lange geliebten einfachen Fruchtfolgen Abschied nehmen. Denn die Chemie als Lösung für alle Probleme wird immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Sie ist nicht mehr gewollt. Mehr Vielfalt auf dem Acker lässt die Pflanzen voneinander profitieren, bringt das Bodenleben in Schwung und trägt dazu bei, das Image der Landwirtschaft als nachhaltiger Bewahrer unserer Kulturlandschaft zu stärken.
Seien Sie offen, lassen Sie sich beraten und seien Sie experimentierfreudig. Neue Wege können neue Perspektiven eröffnen.