Am 14. Februar stellten die Partnerinnen und Partner des Niedersächsischen Wegs die Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie vor. Fachredakteur Jörg Rath-Kampe ordnet den erreichten Kompromiss ein.
Nach längeren Diskussionen kann der „Niedersächsische Weg“ jetzt weiter gegangen werden. Die zuständigen Minister Miriam Staudte (Landwirtschaft) und Christian Meyer (Umwelt) haben noch einmal die Köpfe zusammengesteckt und gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer, dem Landvolk, dem BUND und dem Naturschutzbund (Nabu) eine „Pflanzenschutzstrategie“ nachgereicht. Dieser vereinbarte Kompromiss stellt keinen der Beteiligten wirklich zufrieden. Er enthält aber machbare Forderungen aller Seiten und sollte in der Praxis umsetzbar sein, wie auch das Landvolk feststellt.
Keine ausreichende Datengrundlage
Im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 betrug die Menge der insgesamt abgesetzten Pflanzenschutzmittel in Deutschland 31.646 Tonnen, wovon 48 % auf Herbizide, 38 % auf Fungizide, 3 % auf Insektizide und 11 % auf Sonstige entfielen. Forderungen nach weiteren gesetzlichen Beschränkungen und einer stärkeren Förderung des Ökolandbaus stehen im Raum.
Im Vergleich zum Jahr 2015 ist der Wirkstoffeinsatz insgesamt im Jahr 2019 um 20 % gesunken. Von 2019 auf 2020 konnte keine weitere Reduktion erreicht werden. Aus den Absatzzahlen sind differenzierte Rückschlüsse auf den tatsächlichen Einsatz pro Hektar allerdings nicht möglich. Zur Darstellung des PSM-Einsatzniveaus in Niedersachsen stehen leider keine Absatzdaten für Wirkstoffmengen zur Verfügung - weder auf Landesebene, noch auf der einzelbetrieblichen Ebene.
Das ist schade. Es werden also wieder einmal Beschlüsse ohne ausreichende Datengrundlage gefasst. Denn eigentlich sollte allen Beteiligten klar sein, dass Landwirtinnen und Landwirte nur dann zu Pflanzenschutzmitteln greifen, wenn es unbedingt notwendig ist, um die Gesundheit der Pflanzen zu erhalten und so Nahrungsmittel mit hoher Qualität zu erzeugen. Sie praktizieren den Integrierten Pflanzenschutz und haben die Aufwandmengen in den vergangenen Jahren schon erheblich reduziert.
Niedersachsen plant 25 % weniger Pflanzenschutzmittel bis 2030
Wieder einmal sind die Landwirte gefordert
Es sind also mal wieder Sie als Landwirtinnen und Landwirte gefordert, aus den gesellschaftlichen und politischen Anforderungen das Beste zu machen. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel werden künftig nicht mehr das Allheilmittel sein, um Erträge und Qualitäten zu sichern. In den Fokus geraten jetzt wieder verstärkt die Bodengesundheit, Artenvielfalt, weite Fruchtfolgen mit Sommerungen und Winterungen, mechanische Beikrautentfernung sowie die Wahl gesunder, resistenter Sorten.
Verzicht auf Pflanzenschutzmittel kostet Geld
Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und der Einsatz alternativer Verfahren auf den Höfen wird Geld kosten. Das sieht auch UBA-Präsident Dirk Messner so: „Die Landwirte werden den Pestizideinsatz nur verringern, wenn finanzielle Nachteile abgefedert werden.“ Bleibt zu hoffen, dass dieser Punkt in der EU und im Land konkret festgelegt wird, um die Vielfalt der Betriebe im Land und die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Lebensmitteln sicherzustellen.