Der Wegfall von Insektizidbeizen hat zum Teil erhebliche Pflanzenausfälle im Mais zur Folge. Welche Möglichkeiten bestehen 2021?
Im Zuge der nahenden Maissaatgutbestellung muss sich der Landwirt auf eine Beizausstattung festlegen. Vor allem die Wurzeln und Keimlinge, aber auch die jungen Maispflanzen selbst sind in ihrer frühen Jugendentwicklung einer ganzen Reihe von bodenbürtigen Schadpilzen und tierischen Schaderregern ausgesetzt. Eine Beize schützt die jungen Pflanzen in dieser kritischen Wachstumsphase.
1. Grundlegende pflanzenbauliche Aspekte im Anbau von Mais nicht vernachlässigen
- Das Ziel aller integrierten Maßnahmen muss ein schnelles Auflaufen und eine zügige Jugendentwicklung der Maispflanzen sein.
- Je kürzer die Zeitspanne zwischen Aussaat und Reihenschluss ist, desto geringer ist das Ausfallrisiko durch Auflaufkrankheiten oder Schädlinge.
- Außerdem hat das Unkraut weniger Zeit, sich zu etablieren.
Für einen gleichmäßigen und zügigen Auflauf sind außerdem
- eine gute Saatbettbereitung,
- die richtige Tiefenablage und
- vor allem ein an die Witterung (Bodentemperatur) angepasster Aussaattermin von entscheidender Bedeutung.
2. Bei der Maisaussaat auf die Bodentemperatur achten
- Vor allem die Aussaat in einen bereits deutlich über 8 °C, besser über 10 °C erwärmten Boden hat einen sehr positiven Einfluss auf eine schnelle Jugendentwicklung.
- Bei einer mittleren Bodentemperatur von 10 °C braucht der Mais etwa drei Wochen bis zum Auflaufen.
- Bei 16 °C verringert sich diese Zeitspanne auf nur noch sieben Tage.
- Ein Blick in den Ökolandbau ohne Beizschutz zeigt, dass die Ausaat zur Minimierung des Ausfallrisikos deutlich später erfolgt als im konventionellen Landbau. Dieser Aspekt bekommt durch den Wegfall von Beizen, egal ob Fungizid oder Insektizid, eine zunehmende Bedeutung.
- Bei späteren Aussaatterminen ist bei der Sortenwahl auf eine passende Reifezahl zu achten.

Bodenthermometer: Die Aussaat sollte sich an der Bodentemperatur (über 10°C) und der nachfolgenden Witterung ausrichten. © Hanekamp
3. Weggefallenen Wirkstoff Thiram bei fungiziden Beizen ersetzen
- Gängige Alternativen sind derzeit Maxim XL sowie Redigo M.
- Die beiden Mittel bieten einen Schutz gegen weit verbreitete Erreger von Auflaufkrankheiten wie Fusarium und Pythium-Arten.
- Maxim Quattro hat aufgrund der vier Wirkstoffe eine breite Wirkung gegen bodenbürtige Auflaufkrankheiten.
4. Windauflagen des behandelten Saatgutes beachten
- Bei Redigo M, Maxim Quattro, Vibrance XL und Vibrance 500 FS ist die Windauflage NH681 zu beachten: „Keine Ausbringung des behandelten Saatgutes bei Windgeschwindigkeiten über 5 m/s.“
- Diese Auflage gilt für Saatgutpartien, die in Deutschland gebeizt wurden.
- Mit Vibrance XL und Vibrance 500 FS stehen zwei Carboxamidbeizen zur Verfügung, die gegen Auflaufkrankheiten und auch gegen Rhizoctonia solani zugelassen sind.
5. Einfuhr von behandeltem Saatgut aus EU-Ländern
- Erstmals seit Jahren waren 2020 in Deutschland keine Insektizidbeizen und Wirkstoffe zur Vogelvergrämung im Mais zugelassen.
- Wegen der gesetzlichen Regelungen zur Pflanzenschutzmittelzulassung in der EU war es aber möglich, behandeltes Saatgut aus anderen EU-Ländern, in denen eine entsprechende Beizmittel-Zulassung besteht, in Deutschland einzuführen und auszusäen.
- Diese Vorgehensweis ist beispielsweise für die Behandlung von Maissaatgut mit Sonido (Thiacloprid) zur Begrenzung des Drahtwurms bereits seit mehreren Jahren gängige Praxis.
- Als Alternative zum Mesurol zum Schutz vor Vogelfraß haben verschiedene Züchterhäuser mit Korit 420 FS (Wirkstoff Ziram) behandeltes Saatgut in Deutschland angeboten. Dieser Wirkstoff hat unter anderem in Österreich eine Zulassung zur Vogelvergrämung in Mais.
- Darüber hinaus gab es für eine begrenzte Fläche auch eine Notfallzulassung in Deutschland für das Präparat Korit 420 FS zur Vergrämung von Fasan, Rabenkrähe und Tauben.

Die Ursache für die Zunahme von Schäden (hier Drahtwurm) in diesem Jahr ist nur zum Teil auf die fehlende Beizung mit Mesurol zurückzuführen. © Krüssel
6. Wie es mit der Beizung von Mais 2021 weitergeht
- Im kommenden Jahr werden in Deutschland nach jetzigem Stand weiterhin keine Insektizide als Beizen im Mais zugelassen sein.
- Im Gegensatz zu 2020 darf Sonido mit dem Wirkstoff Thiacloprid 2021 in der EU nicht mehr angewendet werden, was die Bekämpfung des Drahtwurms weiter erschwert.
- Als einziges Insektizid ist in der EU Force 20 CS zur Maisbeizung zugelassen. In Deutschland hat Force 20 CS eine Zulassung in Zuckerrüben zur Bekämpfung des Drahtwurms. Die Wirkung im Mais ist im Vergleich zur bisherigen Sonido-Beizung allerdings als schwächer einzustufen.
- Zur Vogelvergrämung kann 2021 nach jetzigem Stand Saatgut, das mit dem Wirkstoff Ziram (Korit 420 FS oder Duvitt) behandelt ist, erneut eingeführt und ausgesät werden. Es scheint die vergrämende Wirkung von Mesurol jedoch nicht erreichen zu können. Wegen der unsicheren Zulassungssituation über das Jahr 2021 hinaus, sollte das Saatgut unbedingt aufgebraucht werden.