Sortenauswahl, Zeitpunkt, Bodenbearbeitung und die passenden Werkzeuge - so stellen Sie die Weichen für die Getreideaussaat richtig.
Wonach sollte die Sortenwahl getroffen werden?
In der Sortenwahl bei Getreide ist oft noch Spielraum für Verbesserungen. Oft wird Empfehlungen von Handel, Züchtern oder Berufskollegen gefolgt, ohne die Eignung der jeweiligen Sorte für die speziellen Bedingungen im eigenen Betrieb zu überprüfen. Auch die ausschließliche Orientierung an LSV-Ergebnissen führt nur selten zum Erfolg, da die Versuchsbedingungen häufig nicht den Voraussetzungen im Betrieb entsprechen.
Welche Vorteile liefert der Anbau von Hybridgetreide?
Beim Fremdbefruchter Roggen sind Hybriden zum Standard geworden. Die überlegenen Ertragsleistungen im Vergleich zu Linien rechtfertigen hier seit Längerem die höheren Saatgutkosten. In den "Selbstbefruchtern" Gerste und Weizen war dies in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Allerdings mehren sich mittlerweile Ergebnisse aus Versuchen und Praxisbetrieben, die bei Hybridsorten Mehrerträge in einer Höhe ausweisen, die die Saatgutkosten überkompensieren – gute Gründe für einen Probeanbau im eigenen Betrieb.
Hybridsorten zeichnen sich durch eine hohe Kornzahl pro Ähre aus, die selbst bei niedrigen Ährendichten noch hohe Erträge erwarten lassen. Die sehr geringen Aussaatstärken werden durch eine rege Bestockungsleistung kompensiert. Beide Eigenschaften weisen auf einen hohen Cytokinin-Level in der Pflanze hin, der nur durch intensive Feinwurzelbildung erreicht werden kann, da die Wurzelspitzen die Synthese-Orte dieser zellteilungsfördernden Pflanzenhormone sind.
Die überdurchschnittliche Wurzelleistung schlägt sich auch in einem hohen Nährstoffaneignungsvermögen nieder, dass sich vor allem bei begrenztem Nährstoffangebot positiv bemerkbar macht. Versuche zeigen hohe N-Effizienz und damit sehr gute Eignung für den Anbau in Roten Gebieten oder bei sehr geringen Bodengehalten, vor allem für Phosphor.
Wann sollte die Aussaat im besten Fall erfolgen?
Ein sehr wichtiger und zumeist unterschätzter Parameter bei der Sortenwahl ist der geplante Saattermin. Wann gesät werden kann, hängt maßgeblich von der Vorfrucht und damit von der Fruchtfolgegestaltung ab. Grundsätzlich gilt: Je früher die Saat, umso höher das Ertragspotenzial.
Frühe Sorten sollten fast immer früh und späte Sorten besser spät gesät werden. Diese Gesetzmäßigkeiten folgen einfachen photoperiodischen Zusammenhängen.
- Frühreife Sorten haben in aller Regel einen geringen Anspruch an die Tageslänge ("Kurztagssorten") und gehen deshalb im Frühjahr zeitig in die generative Phase über, was sich in einem frühen Schossbeginn zeigt. Die Zeit und damit die Temperatursumme, die im Frühjahr noch für die Triebbildung zur Verfügung steht, sind eher gering. Diese Sorten müssen demnach vollbestockt in den Winter gehen, da sie sonst keine ausreichende Ährendichte erreichen.
- Späte Sorten hingegen haben meist einen deutlich höheren Tageslängenanspruch ("Langtagssorten") und können im Frühjahr noch (nach-)bestocken. Sie können also im Herbst auch spät gesät werden.
Wie intensiv sollte der Boden vorab bearbeitet werden?
Viele Betriebe haben die trockenen Bedingungen in den Vorjahren für tiefgreifende (und kostenintensive) Bearbeitungen genutzt und so die Strukturschäden aus dem Jahr 2017 beseitigt. In diesem Herbst könnte man nun vor allem nach tiefwurzelnden Vorfrüchten wie Raps oder Leguminosen dazu verleitet sein, die Bearbeitungstiefe und -intensität zu reduzieren. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass damit die nachteilige Wirkung der intensiven Februarniederschläge auf die Bodenstruktur unterschätzt wird. Vielfach erfordert eine hohe Lagerungsdichte erneut einen intensiven Bodeneingriff, um Wurzelraum zu schaffen und ausreichenden Gasaustausch für die jungen Getreidewurzeln zu gewährleisten.
Welche Grubber-Werkzeuge bieten sich zur Bodenbearbeitung besonders an?
Die Auswahl der richtigen Schare für den Tiefengrubber folgt grundsätzlich zwei Regeln:
- Je tiefer die Bearbeitung, umso schmaler das Werkzeug.
- Je trockener der Boden, umso schmaler das Werkzeug.
Unter den trockenen Verhältnissen kamen zur tiefgreifenden Lockerung in den vergangenen Jahren deshalb oft sehr schmale Meißelschare (40 mm) zum Einsatz. Ziel ist es, tiefliegende Verdichtungen und vorige Bearbeitungshorizonte zu durchbrechen, ohne den Boden oberflächlich zu "überarbeiten."
Sind die Böden in einen guten Bearbeitungszustand, können und sollten auch breitere Schare (60 bis 80 mm) zum Einsatz kommen, um einen besseren Mischeffekt zu erzielen. Flügelschare sind für die tiefe Grundbodenbearbeitung gänzlich ungeeignet.
Beschichtete Schmalschare sind in aller Regel die beste Wahl, da sie eine gleichbleibend tiefe Bearbeitung garantieren und auch bei zunehmender Abnutzung keine stumpfen "Skispitzen" ausbilden, die Druck auf den Unterboden ausüben und so Schmier- und Verdichtungshorizonte hinterlassen.