Immer mehr Verbraucher wollen Bio-Produkte kaufen. Doch das Angebot aus heimischer Produktion hält mit der Nachfrage nicht Schritt.

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Ellen Hartmann | am

Regional und saisonal: Bio-Lebensmittel werden beliebter und teurer

Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen regionale Biolebensmittel kaufen. Doch die Branche steht vor einer Belastungsprobe, da Biolandwirte höhere Ladenpreise benötigen, um zu überleben.

Der Umsatz von Biolebensmitteln ist im vergangenen Jahr um knapp 6 Prozent gestiegen und liegt derzeit bei 16 Milliarden Euro, heißt es von der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI). Im Corona-Jahr 2020 lag der Umsatz noch bei einem Plus von 22 Prozent. Grund hierfür waren die Schließungen der Gastronomie, immer mehr Menschen kochten zu Hause. Doch nun steht die Biobranche vor einer Belastungsprobe. 

Biobranche vor Belastungsprobe

"Höhere Preise sind das Thema dieses Jahres", weiß Marktanalystin Diana Schaak von der AMI. Derzeit würden die Erzeugerpreise für Biolandwirte unter anderem im Bereich Futtergetreide immer weiter steigen. Allerdings würde dies keinen Einfluss auf Ladenpreise haben. "Das muss jetzt geschehen, wir brauchen höhere Ladenpreise, sonst überleben einige nicht", appelliert die Expertin. Momentan sorge der Handel mit seiner Einkaufsmacht noch dafür, dass es keine größeren Preissprünge gebe. Doch Preiserhöhungen im Biosektor dürften nur noch eine Frage der Zeit sein, so Schaak. 

Marit und Friedrich Bartels haben von Anfang an ihre Produkte direkt an Kunden verkauft. Sohn Eike führt diesen Weg fort.

Immer weniger Biolandwirte

Zudem hat sich die Angebotslücke 2021 nicht reduziert. Im vergangenen Jahr wurde die Bioanbaufläche in Deutschland um rund 5 Prozent auf 1,8 Millionen Hektar ausgeweitet. Dies entspreche in etwa dem preisbereinigten Zuwachs der Bionachfrage, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Biolebensmittel müssen seit Jahren importiert werden, da es in Deutschland nicht genug Biolandwirte gibt. "Die Politik der letzten Jahre war ziemlich biofeindlich", argumentiert Tina Andres, Chefin des Bunds ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Ihrer Meinung nach solle das nun die aktuelle Bundesregierung ändern, speziell aber Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.

Import von Biolebensmitteln verringern

Damit das bis 2030 gesetzte politische Ziel von 30 Prozent mehr Ökoanbaufläche in Deutschland erreicht werden könne, müsse die Anbaufläche ab jetzt durchschnittlich 12 Prozent im Jahr und somit zwei- bis dreimal so stark wie zuletzt zulegen, so Andres. "Das ist machbar." 2021 ist der Anteil der Bioanbaufläche in Deutschland von 10,2 auf 10,8 Prozent gewachsen. Laut Andres müsse es nun aber eine Ernährungswende geben, um den Anteil zu verdreifachen. Doch dies bedeute für die Verbraucher auch höhere Preise. "Die Transformation der Landwirtschaft kostet Geld", weiß Andres. 

Nachbarländer setzen mehr auf Bio

In Deutschland ist der Anteil von Bioprodukten im Supermarkt letztes Jahr von 6,4 lediglich auf 6,8 Prozent angestiegen. In Dänemark und Österreich beispielsweise ist der Wert beinahe doppelt so hoch. Beliebt unter den deutschen Biokäufern sind vor allem pflanzliche Milchersatzgetränke sowie Biofleisch und auch Fleischersatzprodukte. Laut Andres sei ein Fünftel der deutschen Landwirte derzeit bereit auf ihren Betrieb auf Bio umzustellen. Hier brauche es jedoch vor allem Unterstützung aus der Politik. 

Mit Material von RND

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