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Silierzusätze richtig anwenden: Vier Praxisfragen
Der erste Schnitt im Grünland steht vor der Tür. Neben der rechtzeitigen Ernte ist der richtige Einsatz von Silierzusätzen entscheidend für die Qualität des Grundfutters. Wir gehen vier Fragen aus der Praxis auf den Grund.
Siliermittel können bei richtiger Anwendung die Verluste bei der Silierung senken. Damit steht den Tieren ein höheres Nährstoff- und Energiepotential zur Verfügung. Doch welches Produkt soll man wählen und was versteht man unter „richtiger Anwendung“? Wir gehen vier häufig gestellten Fragen auf den Grund.
1. Siliermittel: Ist der Zusatz zu empfehlen?
Mit Silierzusätzen wird gezielt Einfluss auf den Gärverlauf genommen. Dadurch lassen sich Trockenmasse- und Energieverluste mindern. Dies gelingt umso mehr, je besser die Silierfähigkeit des Grasbestandes gegeben ist und an der Sorgfalt beim Silieren keine Kompromisse gemacht werden.
Um die Gärqualität von Grassilagen zu verbessern, sind demzufolge die pflanzenbaulichen und siliertechnischen Maßnahmen zu optimieren. Siliermittel sind als Kürprogramm zu bewerten. Bei sachgerechter Anwendung und richtiger Auswahl zeichnen sich die mit Siliermittel behandelten Silagen durch eine hohe Gärqualität aus. Je besser es gelingt, Nährstoff- und Trockenmasseverluste durch das Vermeiden von Fehlgärungen oder Nacherwärmungen zu vermeiden, desto positiver wirkt sich das auf die Futterakzeptanz aus.
2. Welches Mittel sollte ich wählen?
Die Frage ist nicht mit einem Satz zu beantworten, denn es gilt, mehrere Sachverhalte zu berücksichtigen. Das betrifft den Zustand des Grünlandes inklusive der Grasartenzusammensetzung, aber auch die Welk-, Silier- und Entnahmebedingungen zum Erntezeitpunkt. Offene Grasnarben, unebene Flächen, viele Maulwurfshaufen etc. tragen zur Verschmutzung des Futters bei. Das fördert Fehlgärungsprozesse. Gleichfalls wirken sich der Zuckergehalt bzw. das Verhältnis von Zucker zu puffernd wirksamen Substanzen auf die Vergärbarkeitseignung aus. Je mehr Weidelgras im Grünland vorhanden ist, desto mehr Zucker steht für die gewünschte, milchsäurebetonte Gärung zur Verfügung.
Auch die Welkbedingungen zur Ernte sind für den Konservierungserfolg bedeutsam. Zu guter Letzt sind auch die Silier- und Entnahmebedingungen zu berücksichtigen, denn es gilt, eine hohe Verdichtung, eine sorgsame Abdeckung, eine entsprechende Verschlusszeit des Silos aber auch einen angemessenen Futtervorschub bei der Entnahme zu gewährleisten.
All diese Aspekte wurden von dem Bundesarbeitskreis Futterkonservierung zu einer online-Anwendung zusammengetragen, um daraus abzuleiten, welches DLG-geprüfte Siliermittel passend für den jeweiligen Anwendungsfall ist. Der Link auf der DLG-Homepage ist eine konkrete Entscheidungshilfe zur Siliermittelanwendung: https://siliermittel.dlg.org/
3. Was ist bei der Dosierung zu beachten?
Neben der richtigen Mittelwahl sind für den optimalen Wirkungseffekt von Siliermitteln eine gleichmäßige Verteilung des Produktes im Futterstapel und die Beachtung der vom Hersteller empfohlenen Anwendungsmenge von hoher Bedeutung. Für die Applikation von Siliermitteln in flüssiger oder in granulierter Form steht eine entsprechende Auswahl von Dosiergeräten zur Verfügung.
Am Feldhäcksler kann das Siliermittel über Düsen direkt vor dem Einzug in die Häckseltrommel oder am Auswurfkrümmer appliziert werden. Da biologische Siliermittel keine hohen Temperaturen vertragen, ist darauf zu achten, dass sich die gebrauchsfertigen Siliermittelsuspensionen nicht durch maschinelle Abwärme erhitzen.
Am Ladewagen oder bei Rundballenpressen erfolgt die Beimengung des Siliermittels zumeist oberhalb der Pick-up, im Einzugskanal. Je nachdem, ob vorzugsweise flüssige oder streufähige Siliermittel zur Anwendung kommen, bedarf dies einer unterschiedlichen Dosierungstechnik.
Zum Beimpfen des Futters mit Milchsäurebakterien sind nur geringe Aufwandmengen zwischen 1 bis 2 Liter je Tonne erforderlich. Hingegen werden für den richtigen Einsatz von chemischen Siliermitteln deutlich höhere Dosierungen von bis zu 6 Liter je Tonne (bzw. kg / Tonne FM) benötigt. Demzufolge muss die Pumpleistung des Dosiergerätes entsprechend variabel sein, vor allem, wenn beide Produktgruppen zum Einsatz kommen sollen.
Einige Hersteller von Dosiergeräten bieten auch technische Applikationsformen für Milchsäurebakterien an, die mit extrem geringen Aufwandmengen von weniger als 300 ml eines Bakterienkonzentrates je Tonne arbeiten.
Um bei diesen Minimalmengen noch eine akzeptable Dosierung zu ermöglichen, bedarf es nicht nur geeigneter technischer Komponenten wie Spezialzerstäuber und Präzisions-Dosierpumpen, sondern auch einer Kontrolle der erzielten Aufwandmenge. In der Praxis hat sich zur Ermittlung der exakten Aufwandmenge des Siliermittels die Wägung von mindestens drei Silierwagen und die Bemessung des Siliermittelverbrauches bewährt.
4. Lohnt es sich, Siliermittel einzusetzen?
Die Fragen zu Wirtschaftlichkeit des Siliermitteleinsatzes wurden von Fachkollegen in dem Praxishandbuch der DLG „Futter – und Substratkonservierung“ berechnet. Die Berechnungen zeigen, dass selbst bei einem optimalen Anwelkgrad ein leicht positives ökonomisches Ergebnis möglich ist, wenn man eine kombinierte Wirkung des Siliermittels zur Minderung der Trockenmasseverluste und einer gleichzeitig besseren Energiedichte unterstellt. Eine hohe Wirtschaftlichkeit des Siliermitteleinsatzes ergibt sich erwartungsgemäß bei Schlechtwetterbedingungen (zu nass mit Trockenmassegehalten unter <25%). Bemerkenswert ist aber auch, dass selbst bei zu hohen Anwelkgraden der Siliermitteleinsatz lohnt, wenn dadurch die Verluste der Nacherwärmung verhindert werden können.
In dem Berechnungsbeispiel blieben die Effekte auf die Leistung des Tieres unberücksichtigt. Es kann erwartet werden, dass die Wirtschaftlichkeit des Siliermittels durch bessere Leistungen im Stall weiter zunimmt. Hierbei ist es entscheidend, dass die bessere Silagequalität auch bei dem Tier ankommt, der Futtervorschub passend ist, die Futterentnahme wenig Verlustquellen birgt und die Tiere einen freien und steten Zugang zum Futter haben.
Fazit
- Mit Siliermitteln kann der Konservierungserfolg und/ oder die aerobe Stabilität verbessert werden.
- Das geeignete Produkt lässt sich online auf der DLG-Plattform objektiv ermitteln.
- Effizient können Siliermittel allerdings nur dann wirken, wenn sie gleichmäßig im Futtergutstrom durch geeignete Dosiergeräte appliziert werden.
- Auch der strategische Siliermittelzusatz rechnet sich aufgrund der Verlustminderung und der Nährstoffkonservierung. Zudem kann im Allgemeinen von einer besseren Futterakzeptanz ausgegangen werden.