Superfood: Diverse Früchte, Beeren und Gemüse in Schalen

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Christel Grommel | am

Superfood aus der Heimat

Jeder zweite Verbraucher in Deutschland hält sogenanntes "Superfood" für besonders gesund. Das muss aber nicht immer stimmen - und es gibt sehr viele regionale Alternativen.

Chiasamen, Goji-Beeren oder Quinoa erfreuen sich bei vielen Verbrauchern großer Beliebtheit. Das liegt daran, dass diese Lebensmittel besonders gesund sein sollen und stark beworben werden, "Superfood" ist in Mode. 

"Superfood" - ein reiner Marketingbegriff

Der Lebensmittelverband Deutschland stellt klar: Superfood ist weder ein rechtlich definierter Begriff, noch umfasst diese Bezeichnung Aussagen zur Gesundheitswirkung von Lebensmitteln. "Es ist ein reiner Marketingbegriff."

Superfoods müssen aber unabhängig vom Marketingbegriff trotzdem dieselben rechtlichen Rahmenbedingungen und Qualitäts- und
Sicherheitsstandards wie andere Lebensmittel auch erfüllen. Ansonsten dürften die Lebensmittel nicht vermarktet werden.

Peter Nick, Zellbiologie-Professor am Karlsruhe Institut für Technologie (KIT), ist bei Untersuchungen allerdings auf Produkte gestoßen, die er nicht für sicher hält. Unter dem Begriff Chia werden dem Wissenschaftler zufolge mindestens acht verschiedene Arten ölhaltiger Samen gehandelt. Für den Endverbraucher sei das schwierig zu durchschauen - Nick rät daher zu einer gewissen Skepsis und Vorsicht. 

Zwei Menschen kontrollieren die Qualität von Grünkohl auf einem Grünkohlfeld

Superfood ist beliebt

Eine repräsentative Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hat gezeigt, dass bei einem Drittel der Befragten Superfoods mindestens einmal in der Woche auf dem Speiseplan stünden. Als Vorteile wurden in der Studie dem BfR zufolge vor allem der Gehalt an Vitaminen, ein allgemein positiver Effekt auf den Körper und die Stärkung des Immunsystems angeführt. Die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Superfoods hielten etwa zwei von fünf Befragten für wissenschaftlich nachgewiesen. 

Nach Einschätzung von BfR-Präsident Prof. Andreas Hensel ist eine gesundheitliche Bewertung von Superfoods schwierig. Auch die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass die wissenschaftlichen Nachweise für den gesundheitlichen Super-Nutzen fehlen. Konzentrierte Extrakte und verarbeitete Superfoods könnten sogar gesundheitsschädigende Substanzen enthalten. Laut Hensel sei eine ausgewogene Ernährung die beste Basis für eine gute Gesundheit. Und: heimische Obst- und Gemüsesorten hätten oft ebenso gesundheitsfördernde Eigenschaften wie Chiasamen und Goji-Beeren.

Blaubeeren-Heidelbeeren

Heimische Produkte sind genauso "super"

Viele der sogenannten Superfoods müssen erst um den halben Globus geflogen werden, damit wir sie hier genießen können. Doch regionale Produkte enthalten oft genauso viele wie oder sogar mehr gesunde Stoffe als die weither transportierten Exoten. Zudem enthalten die importierten Superfoods oft nach dem langen Transportweg nicht mehr die Stoffe, die sie versprechen und können auch mit Schadstoffen belastet sein. "Aus hygienischer, sozialer und ökologischer Sicht sind sie den Exoten sogar überlegen", so die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin.

Die Avocado ist beispielsweise sehr beliebt und vielfältig verwendbar. Sie enthält viele ungesättigte Fettsäuren. Allerdings sind Anbaubedingungen und Transport nicht gerade umweltfreundlich. Eine Alternative ist die Walnuss, die auch hier wächst. Die Nüsse enthalten sogar mehr ungesättigte Fettsäuren als die Avocado und zudem viel Kalzium, Magnesium und Eisen.

Ein weiterer Trend beim Superfood ist die Acai-Beere. Antioxiantien, Vitamine und Mineralstoffe enthält die exotische Beere. Nicht mithalten kann sie aber mit der Sauerkirsche oder den Heidelbeeren - sozusagen ein niedersächsisches Superfood, denn die Heidelbeere wird hier viel angebaut. Diese heimischen Früchte enthalten sogar mehr Antioxidantien. Andere dunkle Beeren sowie Rotkohl punkten in dieser Hinsicht ebenfalls.

Chiasamen enthalten viele Omega-3-Fettsäuren. Das tut Leinsamen aber auch, ebenso wie Hanfsamen. Zudem sind sie reich an Ballaststoffen.

Besonders reich an sekundären Pflanzenstoffen sind auch Zwiebelgewächse (Zwiebel, Porree, Schnittlauch, Knoblauch), alle Kohlarten, Rettiche, Hülsenfrüchte, native Pflanzenöle, Kerne und Nüsse, aber auch Kartoffeln und (Vollkorn-)Getreide. Das meiste davon gibt es aus heimischem Anbau.

"Superfood" hat viel mit Werbung und Verkaufsstrategie zu tun. Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, kann jedoch genauso gut auf regionale Produkte setzen - und damit die Umwelt schonen und die heimische Landwirtschaft unterstützen.

Mit Material von AgE, Verbraucherzentrale, echt grün, dpa
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