Rotes Gift: In der Slowakei haben sich rund 200 Schwäne auf einem Mohnfeld niedergelassen. Nun können sie nicht mehr wegfliegen, weil sie wie berauscht sind. (Symbolbild)

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Imke Harms | am

200 Drogen-Schwäne im Mohnfeld zu berauscht zum Wegfliegen

In der Slowakei sitzen hunderte Schwäne in einem Mohnfeld fest. Ihr Problem: Sie sind high und können nicht mehr wegfliegen.

Im Süden der Slowakei an der Grenze zu Ungarn wird gerade eine etwas skurrile Drogenparty gefeiert. Die Teilnehmenden sind jedoch keine Menschen - sondern Schwäne. Wie der SWR berichtet, hatten sich rund 200 Schwäne auf einem Mohnfeld zum Rasten niedergelassen. Weil sie von den Pflanzen aber offenbar zu viel gefressen hatten, seien sie danach in einen rauschähnlichen Zustand gefallen.

Mohnpflanze giftig und enthält Alkaloin

Der Mohnfeldbesitzer und Bio-Landwirt Balint Bem ist nach Angaben des SWR natürlich alles andere als begeistert von dem Schwan-Besuch. Die Tiere haben den Bewuchs verwüstet: „Ein Schwan nach dem anderen sind sie gekommen. Fünf Hektar haben sie inzwischen vernichtet“, erzählt der Landwirt. Vor vier Monaten bereits hatten sich die ersten Tiere nach starken Regenfällen auf seinen Flächen niedergelassen. Kurz darauf habe er festgestellt, dass die Schwäne sich an den Mohnpflanzen auch zu schaffen machen. „Ich dachte, das ist unmöglich. Die ganze Mohnpflanze ist giftig, sie enthält Alkaloide, nur die Samen nicht. So etwas haben wir noch nie erlebt.“

Henning Dangers Speisemohn

Schwäne wirkten „wie betrunken“

Das bekannteste Alkaloid des Mohns ist Morphin, das auch als Schmerzmittel verwendet wird, sogar Heroin kann aus dem Stoff hergestellt werden. Die Schwäne indes wissen das natürlich nicht und schaden sich somit selbst.

Das hinzugezogene Veterinäramt ließ die Schwäne untersuchen. Die Tiere seien jeweils immer nur ein paar Meter weit geflogen, die Art und Weise ihrer Bewegungen hätten den Eindruck erweckt, sie seien betrunken oder „auf Drogen“, heißt es auch in einem Video, das bei Brisant auf dem Ersten ausgestrahlt wird. Den Verdacht einer Vergiftung habe man zwar ausschließen können, auch habe man kein Vogelgrippe-Virus nachweisen können. Dennoch seien einige Exemplare inzwischen gestorben.

Besonders kranke Tiere werden von Umweltschützern derzeit nach weiteren Informationen des SWR in eine Rettungsstation gebracht - zum Entzug.

Schwan

Nicht alle Schwäne zu retten

Doch es gibt nur begrenzte Plätze, alle Schwäne könnten dort nicht verpflegt werden. Und: Selbst die flugfähigen Schwäne dürfen nicht vertrieben werden. Schwäne stehen nämlich unter besonderem Schutz. Eine mögliche Lösung: Eine Ausnahmegenehmigung zum Verscheuchen geschützter Lebewesen erwirken. Derzeit kann der maximal in die Hände klatschen, um die Tiere zu verjagen. Doch es gibt ein Problem: Eine solche „Verscheuch-Genehmigung“ kostet Zeit, auch wenn sie im Interesse der Tiere liegt. Sogar bis ins kommende Jahr könne es dauern, so der SWR weiter.

Zu Hauf unterwegs: Umweltminister Christian Meyer kann sich Finanzhilfen wegen des Gänsefraßes vorstellen. (Symbolbild)

Anspruch auf Schadenersatz? Schwäne zerstören Mohnfeld

Auch erst dann habe Balint Pem Anspruch auf Schadenersatz. Seine Versicherung zahlt nichts, das Umweltministerium könne zwar einspringen, aber auch nicht so schnell. Ein Sprecher des Ministeriums wird zitiert. Die Aussage: Schäden - von Schwänen verursacht - kommen nur "sehr vereinzelt" in der Slowakei vor. Daher seien die Schwäne auch nicht auf der Liste solcher Tiere, für die der Staat Schadenersatz zahlt. Der Mohnbauer solle nun die Zerstörung des Feldes dokumentieren und hoffen, dass in der kommenden Saison die Schwäne auf die Liste gesetzt werden, um sie vertreiben zu dürfen.

Berauschte Schwäne: Tierschützer erzürnt

Unterdessen geht es in den sozialen Medien hoch her. Tierschützer wettern gegen den Landwirt, er wolle nur Aufsehen erregen und er könne, wollte er den Tieren wirklich helfen, sehr wohl etwas tun: Die Schwäne sollte er mit Hilfe mehrerer Menschen in ein nahegelegenes Feld treiben, um sie ausnüchtern zu lassen, lautet zum Beispiel ein Vorschlag. Derzeit passiert genau das. Naturschützer versuchen, vereinzelte Tiere aus dem Feld zu fangen und sie den Rausch ausschlafen zu lassen. 

Landwirt Balint Bem hat inzwischen auch schon Konsequenzen gezogen, wie in dem Video bei Brisant deutlich wird: Im kommenden Jahr will er auf der Fläche keinen Mohn mehr anbauen, sondern Raps.

Mit Material von SWR, Das Erste

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