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Absturz der deutschen Schweinehaltung: Spanien profitiert massiv
Die Schweinehaltung in Deutschland geht immer weiter zurück. In der EU hingegen ist die Schweinehaltung nur leicht gesunken.
Die Schweinebestände in Deutschland sinken und sinken und sinken. Im europäischen Vergleich hat Deutschland, hinter Rumänien, in den letzten zehn Jahren den zweitgrößten prozentualen Verlust hingelegt. Im Vergleich von 2012 auf 2022 wurden 7 Mio, weniger Schweine in deutschen Betrieben gehalten, das entspricht einem Verlust von 25 Prozent. Rumänien hat zwar mit 35 Prozent den größten prozentualen Verlust hinnehmen müssen, allerdings entspricht dies in reellen Zahlen nur 1,8 Mio. Tiere.

Im Vergleich zwischen Deutschland und Spanien werden die Verluste besonders sichtbar. In den letzten zehn Jahren ist der Schweinebestand in Spanien um knapp 35 Prozent gestiegen. Deutschland hat hingegen rund ein Viertel seines gesamten Schweinebestands verloren. © Ylsabe-Friederike Rawe
Rückgang der Schweinehaltung: Deutschland verliert in zehn Jahren 43 Prozent der Betriebe
Die Hauptgründe für den massiven Rückgang der Schweinehaltung sind vielfältig. Vor allem gestiegene Energie-, Dünge- und Futtermittelkosten haben den Strukturwandeln immens beschleunigt. In Deutschland ist die Zahl der schweinehaltenden Betriebe seit 2012 um 43 Prozent zurückgegangen. Allein im Jahr 2022 (Stichtag 3. November 2022) haben im Vergleich zum Vorjahr weitere 1.900 Betriebe mit der Schweinehaltung aufgehört. Allein dies entspricht einem Rückgang von 10,1 Prozent. Die Zahl der gehaltenen Tiere, auf den derzeit noch 16.900 schweinehaltenden Betrieben, ist von 949 im Jahr 2012 auf 1.259 Schweine im Jahr 2022 angestiegen.

Neben Spanien und Frankreich gehören Deutschland und die Niederlande trotz großer Verluste weiterhin zu den Ländern mit den meisten gehaltenen Ferkeln unter 20 kg. © Ylsabe-Friederike Rawe
Schweinehaltung in Europa: Deutschland verliert, Spanien gewinnt
Im direkten Vergleich zwischen Deutschland und Spanien wird spiegelt sich das Wachstum und der Verlust beider Länder deutlich wieder. Allein von 2012 bis 2017 steigt die Zahl der gehaltenen Schweine in Spanien um knapp 19 Prozent, Der Verlust in Deutschland liegt zu dem Zeitpunkt noch bei lediglich knapp 3 Prozent. Der große Absturz folgt im Vergleich zwischen 2017 und 2022. Hier beträgt der Verlust über 21 Prozent (6,25 Mio.). In Spanien sind die Bestände in diesem Zeitraum hingegen um weitere 4 Mio. oder rund 16 Prozent angestiegen. Im Jahr 2022 ist der Schweinebestand in Spanien hingegen zum ersten Mal leicht zurückgegangen.

In den letzten zehn Jahren hat Spanien bei den Ferkeln einen Zuwachs von knapp 38 Prozent erzielt. Auch Frankreich gehört mit um die 33 Prozent zu den größten Ferkelhaltern innerhalb der EU. Polen hingegen muss einen deutlichen Verlust von 35 Prozent hinnehmen. © Ylsabe-Friederike Rawe
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Weniger Schweine in der EU: Seit 2012 rund sechs Prozent verloren
In den letzten Jahren ist die Schweinehaltung auch innerhalb der EU rückläufig. Im Zeitraum von 2012 bis 2022 wurden hier insgesamt 8,42 Mio. Schweine weniger gehalten (vorläufiges Ergebnis europäische Statistik 2022). Das entspricht einem prozentualen Rückgang von 6 Prozent. Die teilweise deutlichen Verluste in Deutschland und weiteren Ländern wurden durch eine massive Zunahme der Schweineproduktion in Spanien aufgefangen. Insgesamt stieg die Zahl der gehaltenen Schweine um fast 9 Mio. Tiere. Das deutliche Plus von knapp 35 Prozent ist in der Grafik deutlich zu erkennen. Dennoch gab es auch hier im Vergleich einen minimalen Verlust von einem Prozent zum Vorjahr. Auf dem zweiten Platz der „Gewinner“ steht Portugal. Hier wurden im Schnitt 1,5 Mio. Schweine mehr gehalten, als noch zehn Jahre zuvor. Die Niederlande, Polen und Frankreich liegen mit Verlusten von jeweils um die 1,5 Mio. ungefähr gleich auf. Bei der Entwicklung der Schweinebestände liegen sie allerdings mit einem Minus von 12 bis 14 Prozent im Mittelfeld. Finnland und Kroatien haben in den letzten zehn Jahren hingegen 21 Prozent ihrer Schweine verloren.
Ferkelerzeugung in Europa: Spanien legt knapp 38 Prozent zu
Auch bei den gehaltenen Ferkeln unter 20 kg führt Spanien die Statistik ganz deutlich an. Während der Anstieg zwischen 2012 und 2017 (plus 18 Prozent) und zwischen 2017 und 2021 (plus 15 Prozent) relativ konstant geblieben ist, kann man mittlerweile aber auch hier einen Rückgang des Wachstums feststellen. So gab es beispielsweise zwischen 2020 und 21 einen Anstieg um knapp 1,1 Mio. Ferkel, zwischen 2021 und 2022 (Stand Dezember) wuchsen die Bestände hingegen nur um 0,1 Mio. Neben Spanien zählen folgende Länder zu den größten Ferkelproduzenten in der EU:
- Deutschland (6,4 Mio.)
- Niederlande (4,4 Mio,)
- Frankreich (4,4 Mio.)
Deutschland größter Verlierer
Hier ist Deutschland mit einem Rückgang von 1,8 Mio, also knapp 22 Prozent, der größte Verlierer. Die Entwicklung der Ferkelproduktion in den letzten Jahren wird auch in der Grafik deutlich sichtbar. Spanien und Frankreich steigerten die Zahl der Ferkel in Vergleich zu 2012 um jeweils über 30 Prozent. Italien lag mit knapp 20 Prozent Zuwachs auf Rang drei. Die größten prozentualen Verluste gab es in Polen, hier nahm die Zahl der Ferkel vor allem aufgrund von Afrikanischen Schweinepest (ASP) und steigender bürokratischer Hürden um 35 Prozent (1 Mio. Ferkel) ab. Dänemark und Belgien konnten sich mit einem Verlust von um die drei Prozent relativ konstant halten.