Zikade

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Karl Bockholt | am

Achtung Zikaden: Darum schädigen sie außer Rüben auch Kartoffeln

Mit dem Klimawandel kommen neue Schädlinge. Die Schilf-Glasflügelzikade macht außer in Rüben jetzt auch in Kartoffeln Probleme. Sie überträgt nicht nur die gefährliche Vergilbungskrankheit Syndrom Basse Richesse (SBR) in den Rüben, sondern führt in Kartoffeln zu Gummiknollen durch bakterielle Knollenwelke. Das zeigen neuere Versuche.

Die eingewanderte Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus) hat sich offenbar inzwischen an die Kartoffelknollen angepasst und ist mitverantwortlich für Welkekrankheiten. Sie überträgt dabei Bakterien, die oft zu geschrumpften, weichen Gummiknollen führen.

So sorgen Klimawandel und Wassermangel für Gummiknollen

Die oft schon von Wassermangel geschwächten Kartoffelpflanzen entziehen der Knolle bei Befall die restliche Flüssigkeit, wodurch die Gummiknollen entstehen. Die sind aber beispielsweise auch bei anderen Welkekrankheiten zu finden. Zikaden übertragen als Hauptvektor zum Beispiel auch Stolbur. Für diese Krankheit ist die Winden-Glasflügelzikade (Hylalesthes obsoletus) verantwortlich.

Weltweit sind Glasflügelzikaden weit verbreitet. In Europa sollen fast 150 Arten in über 20 Gattungen vertreten sein. In Deutschland seien es etwa 20 Arten. Etliche übertragen gefährliche Pflanzenkrankheiten.

Kartoffeln sind rundum gut: Gesund, vielseitig zu verarbeiten und kostengünstig.

Darum befördert der Klimawandel die Glasflügelzikaden

Aber allein die Schilf-Glasflügelzikade entpuppt sich als bedrohlicher Überträger nicht nur in Rüben, sondern auch in Kartoffeln. Dürren und Hitze begünstigen invasive Arten, darunter die schädlichen Insekten. Bislang konnten sie sich in Deutschland kaum vermehren.

Mittlerweile ändert sich das offenbar dramatisch. Wenn die Zikaden massenweise auftreten, nimmt der Befall mit Krankheiten in den Beständen massiv zu, warnen längst Berater etwa in der Pfalz, in Hessen oder in Baden-Württemberg.

So stark schädigen die Zikaden Zuckerrüben und Kartoffeln

Die Schilf-Glasflügelzikade überträgt Bakterien, die nun bereits zwei Ackerkulturen gefährden. Im Kartoffelbau suchten Wissenschaftler seit Herbst 2022 nach Gründen für die Welke und die Gummiknollen. Ihr Ergebnis: Schilf-Glasflügelzikaden sind dafür verantwortlich.

Ist die Zikade auf dem Feld zu finden, sind meist heftige Mindererträge programmiert. Der Zuckergehalt von Rüben geht durch SBR um sage und schreibe 30 bis 50 Prozent zurück. Bei Dürre und Hitze verschärfen sich die Ertragseinbußen auch bei Kartoffeln.

Landwirt im Getreidefeld kontrolliert einige Gerstenähren auf Getreidekrankheiten und Schädlinge.

Das ist bisher über Zikaden als Schädlinge in Kartoffeln bekannt

Erhebliche Ertragseinbußen nennt Sarah Christin Behrmann in ihrer Doktorarbeit bei Prof. Andreas Vilcinskas an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Demnach ist bisher noch recht wenig bekannt über die Schilf-Glasflügelzikade als Krankheitsüberträger. So fehlen genaue Daten etwa zu

  • Lebenszyklus,
  • Eiablage,
  • Entwicklungsstadien,
  • Fressverhalten
  • Mobilitätsverhalten des Vektors.

Bisher sind der Süden und der Westen in Deutschland am meisten von der Zikadenart betroffen. Die Schilf-Glasflügelzikade breitet sich aber jährlich um rund 20 km nord- und ostwärts aus.

Mit Material von BISZ, L&F, neo-lko-at

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