Stute und Fohlen

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Martina Hungerkamp | am

Ammenstute und verwaistes Fohlen: Hier gibt es schnelle Hilfe

Es ist eine Tragödie, aber immer wieder kommt es vor: Die Mutterstute oder das Fohlen stirbt bei der Geburt. Wie man dann vorgehen kann und wo man Hilfe bei der Vermittlung findet.

So sollte es sein: Stute und Fohlen stehen wenige Tage nach der Geburt zusammen auf der Wiese und genießen die warme Frühlingssonne. Leider ist das keine Selbstverständlichkeit, manchmal ist der Start ins Leben dramatisch: Manche Pferdemutter ist nicht in der Lage, ihr neugeborenes Fohlen zu versorgen und nicht immer überleben Stute und Fohlen. Der Schreck ist dann groß. Was ist nun zu tun? Wer kann in dieser Notsituation helfen? Grad wenn die Mutterstute verstirbt, ist schnelle Hilfe nötig, damit das verwaiste Fohlen eine gute Chance hat, zu überleben. Die Besitzer sind in der Regel traurig und ratlos. Viele sind mit der Situation einfach überfordert, den eine Fohlengeburt an sich ist schon kein alltägliches Geschehen.

Ammenstute oder Waisenfohlen gesucht: Wer vermittelt?

Es ist häufig nicht die erste Priorität, aber als Stutenhalter sollte man alle notwendigen Kontaktdaten und wichtige Telefonnummern für solche Notfälle parat haben. Eine der erfahrensten Vermittlerinnen ist die Pferdezüchterin Ingrid Wiegmann aus Schleswig-Holstein. Ihre bundesweite Fohlennotdienst „Ammenstuten Deutschland“ arbeitet unabhängig und ehrenamtlich.

Besitzer werden hier direkt beraten und der Notdienst ist gut mit Kliniken, Tierärzten und Züchtern vernetzt. Ingrid Wiegmann ist dafür ehrenamtlich rund um die Uhr unter 0173-5151395 erreichbar. Weiter Infos finden Sie auf der Facebookseite ammenstuten-deutschland.de Eine weiter Adresse ist das Projekt Waisenfohlen von Brigitte Forstner. Zudem gibt es weitere Facebookgruppen wie „Ammenstuten, Waisenfohlen!“.

Was ist nach dem Tod einer Mutterstute zu tun?

Stirbt die Mutterstute bei der Geburt, so benötigt das neugeborene Fohlen schnellstmöglich Milch. Es sollte innerhalb der erste beiden Lebensstunden Kolostralmilch seiner Mutter mit den nötigen Abwehrstoffen erhalten. Die zweitbeste Lösung ist Kolostrum einer anderen Stute. Deshalb sollten Züchter im Vorfeld jeder Stute, die Milch hat, 100 bis 200 ml Kolostrum abnehmen und einfrieren. Das Kolostrum ist laut der Experten eingefroren bis zu vier Jahre haltbar, so kann man sich einen hilfreichen Notvorrat anlegen.

Man kann und sollte versuchen, zur Not auch mit Hilfe des Tierarztes, die noch vorhandene Milch der toten Stute abzupumpen. Außerdem sollten Pferdebesitzer mit tragenden Stuten Tränkeflaschen mit passenden Nuckeln vorrätig haben. Dabei eignen sich Lämmernuckel besser als Kälbernuckel. Ebenfalls sinnvoll ist ein Vorrat an Fohlenmilch. Zumindest sollte man wissen, wo man schnellstmöglich – auch am Wochenende oder nachts – an Fohlenmilch kommt.

Ob das Fohlen ausreichend Kolostrum aufgenommen hat, kann man anhand des sogenannten Snap-Test herausfinden. Ist dies nicht der Fall, kann eine Plasma-Infusion helfen.

Pferdebox

Worauf sollte man bei der Ammenstute achten?

Es kann von Vorteil sein, wenn man auf bewährte Zuchtstuten zurückgreifen kann. Sie neigen am ehesten dazu, ein fremdes Neugeborenes zu akzeptieren. Ein Ausschlusskriterium ist es allerdings nicht, wenn die Stute zum Beispiel ihr erste Fohlen verloren hat. Auch die Rasse ist eigentlich egal. Die Ersatzmama sollte aber von der Größe her zum Fohlen passen, damit dies gut trinken kann.

Warum ist die Aufzucht des Fohlens per Flasche nur die zweitbeste Lösung?

Im Notfall kann man versuchen, ein Fohlen selbst und mit der Flasche aufzuziehen. Aber gut in einer Herde sozialisierte Ammenstuten sind sicher die besser Wahl. Sie dienen dem Fohlen als Vorbild und sorgen für die nötige artgerechte Erziehung. Findet man keine geeignete Ammenstute, so müssen die Fohlenbesitzer anderweitig für soziale Kontakte sorgen. Ein Wallach und auch weitere Waisenfohlen eignen sich in der Regel gut.

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Wie gewöhne ich Fohlen und Stute aneinander?

Nicht alle Stuten, selbst wenn sie grad ein Fohlen verloren haben, eignen sich als Ammenstute. Wichtig ist auch die richtige Vorgehensweise, wenn Fohlen und Stute aneinander gewöhnt werden sollen. Experten plädieren dafür, dass die Mutterstute in ihrer gewohnten Umgebung bleibt. Es sei schwierig, wenn nach dem Verlust des eigenen Fohlens die Umgebung und Waisenfohlen fremd seien. Oft müssten die auch vom Tierarzt auch noch nachbehandelt werden. Wenn das Fohlen bei seiner hoffentlich neuen Ersatzmama ankommt, hilft es zum Beispiel, die Eihaut des verstorbenen Fohlens auf das Waisenfohlen zu legen oder es damit gut abzureiben, damit es für die Stute nach dem eigenen Fohlen riecht. Stirbt ein Fohlen bei der Geburt, so kann es deshalb sinnvoll sein, einen Teil der Eihaut ein bis zwei Tage für ein eventuelles Waisenfohlen aufzuheben. Fohlen und Stute dürfen bei der ersten Begegnung nur unter Aufsicht zusammengeführt werden. Es kann mehrere Tage dauern, bis die Chemie zwischen den beiden stimmt und Ammenstute und Waisenfohlen sich gegenseitig akzeptieren. Erst dann darf man sie dauerhaft ohne Aufsicht zusammenlassen. Auch für die Ammenstute kann es von Vorteil sein, ein Waisenfohlen anzunehmen. Stuten, die ihr eigenes Fohlen verlieren, ziehen sich oft zurück, verschließen sich oder geben sich sogar auf. Nehmen sie ein Waisenfohlen an, haben sie eine Aufgabe und zeigen häufig eher wieder Lebensmut.

Ammenstuten: Was sollte man vorab klären

Haben sich Stute und Fohlen gefunden, darf man sie unter keine Umständen wieder voneinander trennen. Deshalb sollten die Besitzer von Ammenstute und Waisenfohlen vor der Zusammenführung folgende Fragen klären und am besten eine schriftliche Vereinbarung treffen:

  • Wo stehen Ammenstute und Waisenfohlen in den nächsten gemeinsamen Monaten?
  • Wie ist die Versorgung geregelt?
  • Wer trägt welche Kosten?
Pferdehaltung

Bei Ingrid Wiegmann gehört ein kurzer Vertrag zum Beispiel immer dazu. Der schließt zum Beispiel die Haftung des Stutenbesitzers aus und regelt eine Aufwandsentschädigung. Ist das alles geklärt, können Pferdebesitzer sich hoffentlich daran erfreuen, wie Fohlen und Ersatzmutter zusammen die Welt erkunden.

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