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Ammenstuten: Schnelle Hilfe für Stuten und Fohlen
Es kommt immer wieder vor, dass ein Fohlen bei der Geburt stirbt. Wie bei Bettina Kunter aus Lüchow-Dannenberg. Über eine Vermittlung nahm sie ein Fohlen auf, das von seiner Mutter nicht angenommen wurde.
Glücklich und zufrieden steht Bettina Kunter am Zaun ihrer Weide und blickt auf ihre Stute und das kleine Fohlen. Keck und munter springt es um seine Mutter herum, die entspannt an ihrem Heu knabbert. Eine idyllische Szene, wie aus einem Bilderbuch. Aber keine Selbstverständlichkeit, denn das etwa drei Monate alte Stutfohlen ist ein „Pflegekind“.
Tot geborenes Fohlen
„Es war eine glückliche Fügung mit einem dramatischen Anfang für alle Beteiligten“, blickt Kunter zurück. Die schicksalhafte Geschichte begann am Morgen des 12. März. „Fleur“, wie sie von ihrer Besitzerin genannt wird, hatte noch etwas Zeit bis zum errechneten Geburtstermin. Kurz bevor sie zur Arbeit fuhr, bemerkte sie, dass Fleur bereits aufgeeutert hatte. „Was für eine Laune der Natur, habe ich noch gedacht“.
Plötzlich rief die Nachbarin an. „Sie meinte, Fleur verhalte sich so komisch, legt sich immer wieder hin und es sähe so aus, als würde sie fohlen. Ich habe alles stehen und liegen lassen, und bin sofort losgefahren.“ Als sie zu Hause ankam, war das Fohlen schon da – aber es war tot. „Es wurde tot geboren, es war klein und zart. Woran es verstarb, ist unklar. Denn ich habe alle notwendigen Schutzimpfungen machen lassen.“
Bettina Kunter war ratlos, traurig und fühlte sich allein mit sich und ihren Pferden. „Ich wusste irgendwie gar nicht, was ich machen sollte. Es war so schmerzlich anzusehen und Fleur hat immer versucht, das Fohlen zum Leben zu erwecken. Pferde trauern ja anders, und man sah ihr an, dass sie gelitten hat“.
Die Mutter von fünf Kindern fühlte sich wie in einer Blase, beschreibt sie. Alle notwendigen Telefonnummern für derlei Notfälle hat sie neben ihrem Schreibtisch hängen. „Aber die Tierärztin musste mich erst daran erinnern, was wir nun machen könnten.“
Retterin in der Not
Auch die Telefonnummer von Ingrid Wiegmann hing dort. Wiegmann vermittelt Ammenstuten und Waisenfohlen. Die in Schleswig-Holstein lebende Zucht-Expertin ist die Rettung in der Not. Denn wenn eine Stute oder das Fohlen zurückbleiben, sind die Züchter verzweifelt – so wie Bettina Kunter. Besonders schnelle Hilfe ist geboten, wenn das Fohlen zurückbleibt. „Aber für jedes Fohlen finden wir eine Lösung. Wenn die Fohlen gesund sind, werden sie in jedem Fall groß.“
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Stuten bleiben in der gewohnten Umgebung
Durch Ingrid Wiegmann kam dann der Kontakt mit einem Züchter aus Magdeburg zustande, dessen Stute ihr Fohlen nicht angenommen hat. „Das Fohlen war eineinhalb Tage alt. Zuerst sollte Fleur dorthin gebracht werden, aber da sie noch nachbehandelt werden musste, wollte ich sie hierbehalten“, so Bettina Kunter. Auch Ingrid Wiegmannn plädiert dafür, dass die Stuten in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. „Wenn nach dem Verlust des Fohlens zusätzlich die Umgebung und das Waisenfohlen fremd sind, wird es oft schwierig. Obgleich wir auch das schon hinbekommen haben“, sagt die Expertin, die auch mal selbst zu den Züchtern fährt, wenn es möglich ist.
„Der Züchter hat das Fohlen sofort hierher gebracht. Es bekam die Eihaut des toten Fohlens umgehängt, damit es nach Fleurs eigenem Fohlen riecht. Am Anfang ist die Stute viel mehr hinter dem Fohlen hergelaufen als umgekehrt. Mittlerweile sind die beiden eine kleine Familie.“ Das Stutfohlen wird noch etwa drei Monate bleiben. „Dann ist es alt genug, um mit anderen Fohlen aufzuwachsen“, sagt Bettina Kunter. „Die kleine Stute heißt übrigens Diacorada Fortuna. Fortuna ist das spanische Wort für Glück.“
Ehrenamtlich und unabhängig
Die bundesweite Koordinierungsstelle für Ammenstuten und Waisenfohlen arbeitet unabhängig und ehrenamtlich. Ingrid Wiegmann engagiert sich hier ehrenamtlich und hat in diesem Jahr 142 Fohlen und 245 Stuten vermittelt. Sie ist rund um die Uhr unter 0173–51 51 395 erreichbar.
Weitere Infos gibt es im Internet unter: ammenstuten-deutschland.de