Damit die Umstellung auf einen neuen Melkroboter für Mensch und Tier stressfrei über die Bühne geht, ist eine gute Planung nötig.Eine Stärke der Roboter: Sie können rund um die Uhr ihre Arbeit verrichten - verlässlich, kontinuierlich und immer gleich.

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Laura Schneider | am

Der automatisierte Milchviehstall: Die Herausforderungen meistern

Digitalisierung und Automatisierung bieten Vorteile und Chancen, aber sie stellen die Tierhalter auch vor neue Herausforderungen. Wie diese sich meistern lassen, war ein Thema beim Milcherzeugertag der LWK Niedersachsen.

Welche Möglichkeiten und Herausforderungen bringen Digitalisierung und Automatisierung für die Milchviehhaltung? Darum ging es beim Milcherzeugertag der LWK Niedersachsen Ende des Jahres in Ahlerstedt und Aurich-Middels.

Herausforderungen der Digitalisierung

Katrin Asseburg arbeitet an der LWK Nordrhein-Westfalen am Zentrum für Digitalisierung in der Landwirtschaft. Zentrale Herausforderungen der Digitalisierung sind ihrer Einschätzung nach:

  • die unterschiedlichen Schnittstellen (verschiedene Lösungen funktionieren einzeln gut, sind aber nicht kompatibel),
  • das nötige Know-how, um mit der Technik umzugehen und die erhobenen Daten auszuwerten und zu nutzen
  • und die Geschwindigkeit der digitalen Entwicklungen.

Assistenzsysteme haben vielfältiges Potenzial

Dem gegenüber stehen laut Asseburg zahlreiche Vorteile – im Hinblick auf das Einsparen von Kraft und Arbeitszeit, aber auch im Bereich Qualitätssicherung, Prozessoptimierung, Tierwohl und Tiergesundheit:

  • Daten werden im täglichen Management nutzbar und lassen sich leicht weiterleiten,
  • Datenverarbeitung und Arbeitsaufwand sinken (Daten werden direkt erfasst, spätere manuelle Übertragung entfällt)
  • Fehler beim Daten übertragen werden vermieden,
  • Leistungsdaten lassen sich mit anderen Daten und Programmen koppeln,
  • die Tiere profitieren von mehr Kontinuität („Roboter kommen immer pünktlich und haben keine schlechte Laune.“)
  • und es ist möglich, zu agieren statt zu reagieren (Spalten werden nicht sauber gemacht, sondern sauber gehalten).
Kuh schaut auf einer Weide in die Kamera

Arbeitsweise entsprechend anpassen

Wichtig ist laut Asseburg, dass Landwirte, die digitale Assistenzsysteme nutzen, ihr Arbeitsweise entsprechend anpassen, denn nur bei einer umfassenden Nutzung der Systeme ergebe sich auch ein Mehrwert. Darüber hinaus würden die Systeme neue Herausforderungen für die Milchviehhalter mitbringen.

Das bestätigte Milchviehhalter Sven Klingemann aus Neustadt am Rübenberge. Er hat auf seinem Betrieb unter anderem Melken und Fütterung automatisiert. Wie Asseburg stellte er die ständige Erreichbarkeit und nächtliche Alarme als Herausforderung dar. Zumindest einige Alarme seien aber durch entsprechendes Management zu reduzieren. Weitere Herausforderungen seien, dass

  • gerade bei ausgelasteter Technik wenig Zeit für Fehler bleibe,
  • die Systeme nur eingeschränkt erweiterbar sind,
  • eine gewisse Abhängigkeit vom Hersteller entsteht
  • und die Anfangsinvestition sowie Reparatur- und Wartungskosten höher sind.

Darüber hinaus muss man laut Klingemann bedenken, dass sich die Arbeit im Stall durch die Digitalisierung verändert. So laufe die Tierkontrolle zum Beispiel anders ab – mit Zahlen und Daten statt visuell – oder die Boxenpflege werde schwerer, da immer überall Kühe sind.

Vorteile in der täglichen Praxis auf dem Betrieb

Trotzdem überwiegen für Klingemann klar die Vorteile. Melkroboter hat er bereits seit 2010 im Einsatz – damals für seine 150 Kühe. Die automatische Fütterung kam 2018 dazu mit der Aufstockung auf 300 Kühe und dem Ziel, die Arbeitsbelastung auf dem Betrieb zu reduzieren und einen attraktiveren Arbeitsplatz zu schaffen. Das Ergebnis: „Wir haben einen deutlich geringeren Arbeitsaufwand, flexiblere Stallzeiten und planbarere Arbeitszeiten“, fasst Klingemann zusammen. Im Einzelnen kann er folgende Verbesserungen feststellen:

  • Die Roboter können 24 Stunden am Tag im Einsatz sein und schaffen so mehr Melkungen/Futtervorlagen,
  • sie arbeiten gleichmäßig und verlässlich,
  • ermöglichen eine tier-/ gruppenindividuelle Versorgung,
  • die Futterreste lassen sich reduzieren,
  • die Energiekosten sinken,
  • die besseren Arbeitsbedingungen erleichtern es, Auszubildende/Mitarbeiter finden,
  • die Herde wird ruhiger
  • und die Milchleistung ist gerade bei den Färsen durch das häufigere Melken höher.
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