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Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Prof. Steffen Hoy, Universität Gießen | am

Beschäftigungsmaterial: Ferkel wollen immer neues Spielzeug

Schweine müssen jederzeit beschäftigt werden. Erfahrungsgemäß werden immer vorhandene Beschäftigungsmaterialien schnell langweilig. An der Uni Gießen wurden innovative Geräte entwickelt und getestet.

Seit August 2021 müssen nach der novellierten Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung Schweine jederzeit Zugang zu organischem und faserreichem Beschäftigungsmaterial erhalten. Das Beschäftigungsmaterial muss untersuchbar, bewegbar und veränderbar sein. Metall- und Futterketten sowie Kunststoffobjekte reichen allein nicht mehr aus. Aber es gibt sehr viele Alternativen.

Was eignet sich als Raufutter?

Als Raufutter können neben Stroh oder Heu auch Silage, Trockenschnitzel, Luzernepellets, Erbsen-, Sonnenblumen-, Sojaschalen, Trester, Treber, Getreidekleien, Grünmehl oder -pellets oder Miscanthus eingesetzt werden. Daneben sind Hanf-, Sisal- und Baumwollseile, Jutesäcke, Torf, Hobelspäne, Papierschnitzel, Holz (sofern es innerhalb weniger Tage zerkaubar ist), frische Zweige oder Äste zulässig. 

Da Schwanz- und Ohrenbeißen multiple Ursachen haben, die oft nicht eindeutig zuzuordnen sind, besteht die Herausforderung darin, innovative Beschäftigungsmöglichkeiten zu entwickeln, die für die Schweine interessant, aber zugleich auch robust, preisgünstig und wartungsarm sind. Daher wurden mehrere Spielgeräte gebaut und im Forschungsbetrieb der Universität Gießen getestet.

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Was wurde an der Uni Gießen analysiert?

Die Ferkel werden im Aufzuchtbereich der Lehr- und Forschungsstation Oberer Hardthof in einer Gruppengröße von zumeist zwölf Tieren auf Kunststoffrosten gehalten und mit einer Spotmix-Anlage gefüttert. Die Wasserversorgung erfolgt über Nippeltränken. Die Abteile haben eine Unterdruckbelüftung. Zur Beschäftigung sind einfache Ketten sowie Wippen mit jeweils daran befestigten Ketten und Holzstücken vorhanden. Zum Vergleich testeten wir folgende neue Spielzeuge:

  • Spiegelspielzeug,
  • Pelletfeeder,
  • Ketten in der Trogtränke,
  • Beschäftigungsautomat.
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Die ersten drei Spielzeuge wurden durch uns an der Universität Gießen, der Beschäftigungsautomat dagegen von Landwirt Alfons Kisfeld aus Vreden (Nordrhein-Westfalen) entwickelt. In die Untersuchungen wurden schwanzkupierte Ferkel (Pi x Landrasse/Edelschwein oder Hybriden beider Rassen) mit einem Absetzalter von 25 Tagen einbezogen. Das Verhalten der Ferkel in der Bucht mit den Spielzeugen bzw. in Kontrollbuchten wurde mittels 372 Stunden Videoaufnahmen an 156 Tieren über die gesamte Aufzucht analysiert. 

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Untersuchung: Beschäftigungsautomat

Beim Beschäftigungsautomat wurde in zwei Durchgängen alle 5 Minuten (an einem Tag pro Woche von 7 bis 19 Uhr) gezählt, wie viele Ferkel sich am Beschäftigungsautomaten, wie viele sich am Standardspielzeug in der Bucht (zwei Ketten mit Holzstücken) aufhielten und wie viele Ferkel sich in Summe gleichzeitig beschäftigten. In der Kontrollbucht gab es nur das Standardspielzeug. Beide Haltungsdurchgänge wurden zusammengefasst.

In der Summe beider Durchgänge waren in der Automaten-Bucht in 30,5 % aller 5 min-Werte 1 bis 7 Tiere am Beschäftigungsautomaten anzutreffen. In derselben Bucht waren in 6,1 % aller Zeitpunkte 1 bis 4 Tiere gleichzeitig mit dem Standardspielzeug beschäftigt. Beim gleichzeitigen Angebot von Automat und Spielzeug wurde der Automat also etwa 5-mal so häufig wie das Standardspielzeug genutzt.

Die Auswertung:

Wird die Beschäftigung an Automat und Standardspielzeug zusammengefasst (Untersuchungsbucht) und der Beschäftigung nur mit dem Standardspielzeug (Kontrollbucht) gegenübergestellt, ergeben sich ähnlich große Unterschiede:

  • Untersuchungsbucht: in 32,9 % aller Fälle 1 bis 8 Tiere mit Beschäftigung,
  • Kontrollbucht: in 6,0 % aller Fälle 1 bis 4 Tiere mit Beschäftigung.

Auch bei diesem Vergleich war die Beschäftigungsintensität in der Bucht mit dem Automaten etwa 5-mal höher als in der Bucht mit dem Standardspielzeug. Es ist bekannt, dass mit zunehmender Haltungsdauer die Attraktivität verschiedener Beschäftigungsangebote abnimmt. Das war auch in vorliegender Untersuchung so – aber auf unterschiedlichem Niveau. Besonders beliebt waren Pelletfeeder und Spiegelspielzeug zu Beginn der Aufzucht. Die Ferkel beschäftigten sich sehr häufig (26,5- bzw. 14,4-mal/30 min) in der ersten Woche nach dem Absetzen mit diesem Angebot. Zum Ende der Aufzucht hin verminderte sich die Häufigkeit der Beschäftigung mit den ausgewählten Spielzeugen. Trotzdem wurde der Pelletfeeder jeweils mehr als doppelt so häufig wie die Ketten in der Bucht zur Beschäftigung genutzt.

Den ganzen Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe der LAND & FORST 10/22.

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