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Ceres Award: Niedersächsischer Schweinehalter im Finale
Schweinehalter Tim Friedrichs ist Finalist des diesjährigen Ceres Awards. Seine Konstruktion eines Erdwärmetauschers ist eine Win-Win-Situation für Tier und Mensch.
Auf 2,7 Kilometern Länge liegen unterhalb eines Schweinestalls Kunststoffrohre, die eigentlich Mal für den Abwassertransport auf Start- und Landebahnen von Flughäfen hergestellt wurden. Tim Friedrichs, Schweinehalter aus Hilgermissen, fand eine andere Verwendung. Und die brachte ihm eine Nominierung beim diesjährigen Ceres Awards ein. Der 42-jährige Landwirt hat einen Erdwärmetauscher konstruiert. Nahe der Weser haben die schweren Böden einen hohen Grundwasserstand. Die gleichmäßige Temperatur des Wassers wärmt oder kühlt die Luft in den Kunststoffrohren unterhalb des Schweinestalls. Die auf Temperatur gebrachte Luft wird in die Ställe abgeleitet und sorgt dort für ein optimales Klima, gesunde Tiere und niedrige Energiekosten. Und nun auch mit dem Innovationspreis Tierwohl der Initiative Tierwohl sowie dem Finale des Ceres Awards des Deutschen Landwirtschaftsverlages.
Erdwärmetauscher sorgt für optimales Klima
"Bei 30 Grad Celsius Außentemperatur ist der Schweinestall der beliebteste Aufenthaltsort", erzählt Friedrichs. Seine Konstruktion kommt besonders bei langen Hitzeperioden zum Tragen. Die angesaugte Luft hat eine Temperatur von etwa 20,4 Grad Celsius. Für die Schweine optimale Bedingungen. Im Stall von Friedrichs fressen die Schweine auch bei hohen Außentemperaturen gern weiter und bekommen keinerlei Atemwegsprobleme, wie es bei steigender Hitze sonst der Fall wäre. "Sonst sind sie viel zu sehr mit der Hitze beschäftigt", weiß der Landwirt. Der Erdwärmetauscher hilft jedoch auch bei anderen Temperaturfällen, zum Beispiel bei starken Schwankungen. Im April ist es tagsüber schon recht warm, nachts hingegen fallen die Temperaturen oft noch stark ab. Friedrichs Konstruktion hilft diese Schwankungen auszugleichen.
Geschlossenes Stallsystem für optimale Gesundheit
Als ein weiterer Stallbau auf dem Hof im Gespräch war, stellte sich automatisch auch die Frage nach dem optimalen System. Auf Friedrichs Hof werden alle Tiere dort geboren, aufgezogen und gemästet. Mit dem 2015 entstandenen Aufzucht- und Maststall gibt es 1.660 Mastplätze. "Damals haben wir darüber diskutiert welches Stallsystem wir für die Schweine bauen wollen", erinnert sich Friedrichs. Die Familie entschloss sich für ein geschlossenes System. "Bei diesem System können wir das Klima zum Wohl der Tiere viel besser führen. Das ist der Grund für den hohen Gesundheitsstatus.", erläutert Friedrichs. Mit seinem Vater entwickelte Tim Friedrichs die Idee bis hin zur fertigen Konstruktion, um das Optimum für die Tiere zu erreichen.
Landwirt stolz auf hohe Qualitätsstandards
Den Hof selbst bewirtschaftet der Landwirt mit Unterstützung der gesamten Familie. "Ich habe mich mit meinen Eltern von Anfang an gut verstanden. Ich habe schon früh Freiräume und eigene Verantwortungsbereiche von ihnen bekommen. Das war sehr zielführend für die Weiterentwicklung des Hofes", sagt Friedrichs. Die steigenden Anforderungen in der Landwirtschaft schmälern seine Freude an dem Beruf nicht. "Wir haben in Deutschland die höchsten Qualitätsstandards weltweit und sind sehr gut aufgestellt", erklärt er stolz. Das Tierwohl-Programm betrachtet er als den Weg in die Zukunft und mahnt gleichzeitig eine vernünftige Bezahlung an. Er glaubt, die Landwirtschaft befinde sich bereits auf einem guten Weg, doch sei die Politik noch sehr wankelmütig und hadere damit eine Richtung vorzugeben.
Interesse statt Anfeindungen
"Ich stehe voll hinter der deutschen Landwirtschaft" sagt Friedrichs. Mit Anfeindungen hat der Landwirt bislang nichts zu tun gehabt. Im Gegenteil: er freut sich über das Interesse an seiner Arbeit und beantwortet gern alle Fragen zur Landwirtschaft. "Eine tolle Familie, ein schöner Bauernhof in der Nähe der Weser, was will man mehr?", fragt er zufrieden.