Im Supermarkt wird gern zu Filetstücken gegriffen. Dass ein Tier jedoch aus weit mehr besteht, als diesen Edelteilen, wird oft vergessen. "Crowdbutching" möchte dieser Praxis etwas entgegensetzen. Es geht um das gesamte Tier.
Der gesellschaftliche Wandel macht auch vor der Landwirtschaft nicht Halt und wirft täglich neue Themen auf, die zum Teil hitzig diskutiert werden. Die Verschwendung von Lebensmitteln, Haltung von Nutztieren oder die geringe Wertschätzung von Nahrungsmitteln gehören zweifelsfrei dazu. Doch birgt Wandel auch immer die Chance auf positive Veränderung und manchmal besinnen sich die Menschen dann auf alte, fast vergessene Werte oder traditionelle Fertigkeiten. Wie beispielsweise die Verarbeitung aller Teile des geschlachteten Tiers.
Edelteile werden bevorzugt
"Wenn früher auf einem landwirtschaftlichen Betrieb oder in einer Schlachterei ein Tier zerlegt wurde, war es die Regel, dass nicht nur die Edelteile – wie Filet, Kotelett, Braten -, sondern auch alle anderen Teile einschließlich der Innereien für die Ernährung verwendet wurden. Heute essen wir Deutschen am liebsten nur die Edelteile von Rind, Schwein und Hähnchen", erzählt Landvolk-Vizepräsident und Schweinehalter Jörn Ehlers. Dass die Tiere jedoch aus deutlich mehr bestehen als nur diesen Edelteilen, wird im Supermarkt oft vergessen. Dieser Praxis möchte das "Crowdbutching" ein Ende bereiten.
Schlachtung erst bei gesamtem Verkauf
Die ungewöhnlich klingende Lösung ist die konsequent direkte Form der Ganztiernutzung. Auf einer Internetplattform kann der gewünschte Teil des Tier gekauft werden. Mittels visueller Darstellung können Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen, wie viel des ausgewählten Tieres bereits vorbestellt wurde. Ist es in Gänze verkauft, kommt es zur Schlachtung und die Ware wird versendet. Crowdbutching ist dabei die Kombination der Wörter Crowdfunding und Butching. Die Verbraucher beteiligen sich mit ihrem Geld nicht am Betrieb, sondern an einem einzelnen bestimmten Tier. So kann das ganze Tier vermarktet werden.
Immer mehr Bauern gehen in die Direktvermarktung
Die Nachfrage nach regionalen, hochwertigen, tierischen, vegetarischen oder veganen Produkten steigt stetig an. Immer mehr Bauern möchten diese auch bedienen können und steigen in die Direktvermarktung ein. Internetportale sind dabei ein wichtiges Schlüsselelement. "Da wächst was Neues heran. Wir haben schon vor der Corona-Pandemie einen starken Anstieg dieser Direktvermarktungsform sowohl bei Landwirten als auch bei den Käufern beobachtet, die durch Corona noch verstärkt wurde", erklärt dazu Elke Sandvoß von der Vereinigung Norddeutscher Direktvermarkter. Die Zahl der Direktvermarkter schätzt sie von einst 1.700 auf nun 2.000 ein. Neueinsteigern rät sie, sich beraten zu lassen. Es müssten viele rechtliche Rahmenbedingungen eingehalten werden. "Das reicht von Hygieneregeln über das Verpackungsgesetz bis hin zu steuerlichen und rechtlichen Bestimmungen", erklärt sie.