Das neu gestartete Dialogforum Wolf will das Unmögliche möglich machen: Interessengruppen, die sonst zerstritten sind, setzen sich an einen Tisch - und sollen Lösungen für beide finden: Weidetierhalter und Wolf.
Miteinander reden, anstatt zu streiten – das ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn es sich um so emotionale Themen handelt wie den Wolf. Genau hier setzt aber das „Dialogforum Wolf“ an, das gestern (2. Februar) das erste Mal zusammenkam: Verschiedene Interessengruppen, die normalerweise in Konflikt miteinander stehen, wollen in dieser Arbeitsgruppe gemeinsam eine Verbesserung für Weidetierhalter und Wolfsmanagement erreichen – und das, obwohl „der Wolf ein schwieriges Thema ist und es keine einfachen Lösungen geben“ werde, erklärte Umweltminister Christian Meyer. Auch für Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte war der Start des Dialogforums „ein wichtiger Schritt zu einem dauerhaften und transparenten Austausch.“
Themen sollen in Arbeitsgruppen behandelt werden
Anknüpfend an den bisherigen Arbeitskreis Wolf, der seit Jahren nicht mehr getagt hatte, finden sich im Dialogforum Wolf Weidetierhalter, Naturschützer, Landwirte, Wissenschaftler, Kommunen und weitere Verbände zusammen. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, hatte die Landesregierung diese Möglichkeit zum Austausch wieder geschaffen. Laut Angaben von Landwirtschaftsministerin Staudte, herrschte bei der ersten Sitzung „eine sehr gute, sehr konstruktive Atmosphäre mit viel Verständnis und großer Sachlichkeit.“ Ziel sei der sachliche Austausch und die Formulierung von konkreten Themen rund um den Wolf. Dazu zählen etwa der Umgang mit Herdenschutzhunden, Wolfsmanagement, Herdenschutzförderung, Deiche und Informationen und Transparenz. Diese Themen sollen durch Arbeitsgruppen bearbeitet werden, die demnächst ihre Arbeit aufnehmen werden.
Halter sollen schneller Geld bei Rissen bekommen
Wohlwissend, dass es immer Nutztierrisse geben wird, wolle man ein „konfliktarmes Miteinander“ schaffen, erklärte Staudte. Ihr Parteikollege Meyer unterstrich zugleich, dass man in Wolfsfragen „schneller und konkreter“ werden wolle. Beispielsweise sollen Tierhalter, deren Nutztiere gerissen wurden, schneller Geld bekommen und das Dialogforum soll außerdem bessere Schutzmaßnahmen insbesondere für Rinder und Pferde erarbeiten. Denn in der Vergangenheit kam es vermehrt zu Rissen dieser Tierarten.
CDU: Weniger reden, mehr handeln
Trotz der unterschiedlichen Sichtweisen auf das Thema habe sich aber auch gezeigt, dass es ein gemeinsames Interesse an guter Zusammenarbeit gebe, sagte Meyer. Er betonte, „der Wolf ist eine heimische Art und wird nicht wieder ausgerottet. Es muss also ein Nebeneinander von Wolf und Weidetieren gefunden werden.“
Gemeinsam mit dem Bund und der EU wolle das Dialogforum Wolf daran arbeiten, ein regional differenziertes, europarechtskonformes Bestandsmanagement zu ermöglichen, aber auch Prävention und konkrete Unterstützung für Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter in den Wolfsregionen dauerhaft zu verbessern.
Der agrarpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Dr. Marco Mohrmann, kritisierte das neu gegründete Arbeitsgremium: „Die neue Landesregierung muss beim Wolfsmanagement endlich handeln, statt nur weitere Gesprächskreise einzurichten und falsche Erwartungen zu wecken.“
Landvolk: Reden reicht nicht mehr
Auch das Landvolk Niedersachsen verlangt nach Handeln statt Reden. „Wir haben schon mehrfach gemahnt, dass wir beim Umgang mit den Wölfen nun endlich handeln müssen“, sagt Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers aus Anlass des „Dialogforums Wolf“. Reden reicht nicht mehr."
Die Zahl der Wölfe und damit Risse nehme Ausmaße an, die nicht nur Sorgen mache, sondern um Existenzen bangen ließe. Dialogformate hätten nach Ansicht des Landvolks bisher wenig konkrete Ergebnisse gebracht. Man hoffe nun, dass die Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag, einen Handlungsplan zu erarbeiten, endlich Realität werde.
Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers glaubt, dass sich der Konflikt zwischen Wolf und Weidehaltung nur lösen lässt, wenn mittelfristig die Zahl der Wölfe in Niedersachsen eingegrenzt wird.
44 Rudel in Niedersachsen
Nach Angaben der Ministerien sind derzeit 44 Rudel in Niedersachsen bestätigt, sowie ein Wolfspaar und vier Einzelwölfe. Als weiteren Schritt sollen Wölfe in Niedersachsen wieder besendert werden, sagte Meyer. Unter seinem Vorgänger, Olaf Lies, sei dies nicht gemacht worden. Auf die Frage, wie die Wölfe überhaupt gefangen werden sollen, um sie zu besendern, antwortete Meyer allerdings nicht.