Die eigene Reitanlage bauen: Was ist zu beachten?
Beim Aufbau einer Reitanlage gibt es viele Kriterien zu bedenken: Angefangen bei den Kosten und Baurecht über Gelände, den Nutzungsschwerpunkt und Anordnung der Anlage.
Bei allen Baumaßnahmen muss zunächst immer das Pferd im Mittelpunkt stehen. Nach seinen Bedürfnissen nach Licht, Luft und Bewegung sollte die Anlage gestaltet werden. Auf dem ausgewählten Gelände für die Anlage sollten ausreichend Weiden zur Verfügung stehen, damit kein Bewegungsmangel entsteht.
Dem Pferd arttypisches Verhalten ermöglichen
Alle Haltungsverfahren sind so zu gestalten, dass sie dem einzelnen Pferd die größtmögliche Entfaltung seines arttypischen Verhaltens ermöglichen, es vor Schäden bewahren und in seiner Entwicklung nicht behindern.
- Der Liegebereich muss trocken und verformbar sein und die Einstreu Nässe binden.
- Es dürfen keine erhöhten Schadgaskonzentrationen entstehen.
- Spaltenböden sind nicht pferdegerecht.
- Kontaktmöglichkeiten zu Artgenossen und die Beobachtung des Umfeldes sind unerlässlich.
- Hochgeschlossene Trennwände sollten die Ausnahme sein unter der Voraussetzung, dass die Pferde mindestens einen Artgenossen sehen, riechen und hören können.
- Ausdrücklich betont wird der Bedarf der Pferde nach täglich mehrstündiger Bewegung. Kontrollierte Bewegung beinhaltet nicht die gleichen Bewegungsmuster wie freie Bewegung. Daher kann kontrollierte Bewegung die freie Bewegung nicht vollständig ersetzen.
Welchen Schwerpunkt hat die Anlage?
Natürlich hat jeder Pferdehalter mit dem Traum von der eigenen Anlage auch ein bestimmtes Budget, mit dem er arbeiten kann. Dieses muss zunächst genau kalkuliert werden. Die Schwerpunkte, welchen Zweck die Anlage haben soll, gilt es zunächst auszuloten. Ein spring- oder dressurorientierter Sportstall muss anders aufgebaut werden als ein Stall fürs Freizeitpferd, mit dem hauptsächlich ausgeritten werden soll. Wieder andere Aspekte muss einkalkulieren, wer auf der eigenen Anlage Unterricht geben möchte.
Vor- und Nachteile der einzelnen Baumaßnahmen sollten dabei ausführlich durchdacht und durchgerechnet werden.
Erste Überlegungen
- Was ist unbedingt notwendig?
- Wie möchte man seine Pferde halten?
- Wie ist die gesamte Finanzierung des Projektes möglich?
- Gibt es Fördermaßnahmen für bestimmte Baumaßnahmen (etwa Photovoltaik auf den Dächern von Stall und gegebenenfalls Reithalle)?
- Lohnt sich aufgrund dessen ein zusätzliches Gebäude?
Was muss das Gelände für die Reitanlage erfüllen?
- Passt die Lage?
- Ist das Grundstück für mein Vorhaben geeignet?
- Steht bei mir eher der Aspekt „Sport“ oder „Naturerlebnis“ mit dem Pferd im Vordergrund?
- Ist die Größe für einen Reitbetrieb ausreichend?
- Wie steht es um das Gelände um die Anlage?
- Sind ausreichend Ausreitstrecken vorhanden?
- Gibt es viel befahrene Straßen?
Das ist bei Reitschule und Pensionsstall zu beachten
- Wie hoch ist die Zahl der Pferdehalter und Reitbegeisterten vor Ort?
- Wie viele Einwohner hat der Ort insgesamt?
- Wie sieht die Bevölkerungsstruktur aus?
- Wie entwickelt sich der Ort?
- Ist der Stall mit den Öffentlichen erreichbar (v.a. für Kinder wichtig)?
- Welche Gebäude sind bereits vorhanden bzw. können für die Bedürfnisse eines Reitstalles umgestaltet werden?
- Gibt es bereits technische Ausstattung (etwa landwirtschaftliche Maschinen)?
Kosten und Baurecht
Die Kostenkalkulation muss letztendlich mit der Unterstützung von kundigen und weitgehend neutralen Experten passieren. Nicht zu unterschätzen sind dabei die variablen Kosten wie Tierarzt, Futter, Einstreu und ähnliche Kostenpunkte.
Sowohl bei Neubauten als auch bei bereits bestehenden bebauten Flächen ist es wichtig, sich über die baurechtlichen Voraussetzungen vor Ort zu informieren. Hierbei ist es wichtig, sich rechtliche Unterstützung und Expertenrat zu holen. Insbesondere bei Neubauten ist eine Vielzahl von Maßnahmen erforderlich.
Beim Bau sollte nicht alles dem Erdboden gleich gemacht werden. Vorhandenes kann auch erhalten werden, wie etwa im Fall von gesunden Bäumen. Diese können als Schattenspender in eine Weidefläche integriert werden. All das ist bei der Nutzungsplanung der vorhandenen Flächen einzukalkulieren.
Komponenten und Anordnung der Reitanlage
Beim Aufbau einer Reitanlage sollten auf jeden Fall Ställe bzw. Offenställe, Reitplätze mit niedriger Abgrenzung (hohe Zäune erhöhen das Verletzungspotential; möglich und sehr insektenfreundlich ist auch die Umrandung mit niedrigen Hecken), Paddocks mit Allwetterboden, Weideflächen, Stellplätze für LKW/PKW und Fahrräder eingeplant werden.
Sehr sinnvoll ist zudem der Bau einer Reithalle, die zwar nicht zwingend notwendig ist, die Bewegung der Pferde im Winter aber deutlich erleichtert. Nicht zu vergessen sind auch Ecken, in denen sich die Reiter gerne aufhalten, wie Bänke oder eine kleine Ecke zum Kaffeetrinken (im Sommer draußen und drinnen im Winter). Das erhöht die Lebensqualität auf der Anlage.
Bei der Anordnung sollte bedacht werden, kurze Wege möglich zu machen. Gerade Reiter mit jungen Pferden in der Grundausbildung wissen es zu schätzen, wenn sie auf dem Weg zur Halle nicht erst das gesamte Gelände queren müssen, sondern von den Stallungen auf einem recht Weg in die Halle gelangen. Die Wege für Zulieferung und Parkplätze sollten sich nicht unbedingt mit den Wegen für Reiter und Fußgänger kreuzen. Sinnvoll ist außerdem, so barrierefrei wie möglich zu bauen, auch wenn keine spezielle Nutzung im Bereich „Para-Sport“ angedacht ist.
Berücksichtigen sollte jeder, der eine Reitanlage baut, dass die Abstände zwischen einzelnen Stallgebäuden und anderen Gebäuden gegeben sind. Für die Pferde sollten kurze, gerade Fluchtwege vorhanden sein, die auf eingezäunte Flächen in Stallnähe führen.Die Zufahrten auf dem Hof müssen ausreichend groß für die Feuerwehrfahrzeuge sein. Hydranten und gegebenenfalls ein Löschteich müssen bei der Bebauung des Geländes einkalkuliert werden. Angeraten ist eine getrennte Lagerung von Futtermitteln und Stroh in einem Gebäude jenseits der Stallungen. Heizungsanlagen sollten nicht im Stallgebäude untergebracht werden.

Der Bedarf der Pferde nach täglich mehrstündiger Bewegung ist auf jeden Fall zu erfüllen. © Werkfoto
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