Weidetiere auf einer Wiese

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Janina Schuster | am

Forschung: Ein "intelligenter Zaun" gegen den Wolf

Es klingt wie ein Hoffnungsschimmer für alle Weidetierhalter: in einem Forschungsvorhaben wird ein Weidezaunsystem entwickelt, welches mittels künstlicher Intelligenz (KI) Wölfe erkennen und vertreiben soll.

Das Ziel des Projektes ist ein verbesserter Schutz von Weidetieren, aber auch die Förderung der Koexistenz von Menschen, Nutztieren und Wölfen. Dafür haben sich die Universitäten Bremen und Gießen sowie das Unternehmen RoFlexs zusammengetan, um gemeinsam an dem Vorhaben zu forschen. Der schwelende Konflikt zwischen jenen, die Weidetiere halten und denen die den Wolf in jedem Falle geschützt wissen wollen, nimmt immer stärkere Ausmaße an. So sind Tierzucht und Tierhaltung wesentliche Standbeine der deutschen Landwirtschaft und die Weidetierhaltung von der Gesellschaft gewünscht. Auf der anderen Seite geraten die Wiederansiedlung und Ausbreitung des Wolfes immer wieder genau damit in einen Konflikt. Welchem Tierwohl soll in dieser Debatte die höhere Priorität eingeräumt werden? Während in der Politik aktiv über eine Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht diskutiert wird, forschen die zwei Universitäten im Projekt "mAInZaun" ("Modularer, autonomer und intelligenter Weide(schutz)zaun mit Erkennung und Vergrämung von Predatoren") an einer Lösung.  

Sensoren erkennen Wolf und lösen Maßnahmen zur Abwehr aus

Der intelligente Zaun soll mithilfe von Sensoren und Methoden der künstlichen Intelligenz die Annäherung eines Wolfes erkennen und daraufhin passende Maßnahmen zur Abwehr ausführen. Sämtliche Gefahren, ob Wölfe oder Manipulationen durch Dritte oder einen Sturm, sollen dem Weidetierhalter sofort gemeldet werden. Auch Polizei, Straßenmeisterei oder die Bahnaufsicht können in diese Alarmierungskette eingebunden werden. Um auch außerhalb eines Stromnetz zu funktionieren, verfügen die Sensoren und weitere Bauteile über eine eigene Stromversorgung.

Kostengünstig, digital steuerbar und energieeffizient

"Das System baut auf vorhandenen Technologien auf, muss aber dennoch einige Hürden überwinden, um praxistauglich zu werden", erläutert Professorin Anna Förster vom Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen. "Die Sensorik und die Vergrämungslösungen sollen kostengünstig, digital steuerbar und vor allem energieeffizient sein, weil der mAInZaun ohne externe Energiequellen auskommen muss. Gleichzeitig müssen diese Lösungen aber auch sehr genaue Ergebnisse liefern. Unser Ziel ist es zum Beispiel, dass die KI nicht nur die Unterscheidung von Wölfen und anderen Tierarten lernt, sondern auch von einzelnen Wölfen untereinander. So können die Vergrämungslösungen individualisiert werden, damit sich einzelne Tiere nicht an bestimmte Abwehrmethoden gewöhnen."

Vergrämungsmethoden auch langfristig effektiv halten

Wölfe seien ausgesprochen intelligent und anpassungsfähig, weshalb dies auch ein wichtiger Punkt ist. Daher müssten die Vergrämungsmethoden so entwickelt werden, dass sie kurz- wie auch langfristig effektiv blieben. Verhaltensforscherin Uta König von Borstel, Professorin an der Justus-Liebig-Universität Gießen weiter: "Gleichzeitig dürfen aber natürlich keine Weidetiere, Menschen oder Hunde zu Schaden kommen. Wir sind zuversichtlich: Mit unserem Ansatz, die Wölfe individuell zu erkennen und zu vergrämen, können wir diese Anforderungen unter einen Hut bringen.“

Mitte 2024 soll das Projekt beendet sein

Die Firma RoFlexs GmbH aus Salzwedel steuert ihre Erfahrungen aus der Metallbearbeitung und der Elektrotechnik ein. Sie entwickeln ein robustes und wetterbeständiges Gehäuse für die Steuerungs- und Sensortechnik. Seit 15 Jahren produzieren und vermarkten RoFlexs einen Mobilzaun, sodass bereits bestehende Vertriebskanäle für den Einsatz in der Praxis genutzt werden können. Das mit 1,1 Millionen Euro vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderte Vorhaben soll 2024 abgeschlossen sein.

Mit Material von idw-online
Zwei Wölfe.

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