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Fremdkörper im Rinderfutter: So beugen Sie der Gefahr vor
Fremdkörper, die in die Vormägen des Rindes gelangen, sind eine lebensbedrohliche Gefahr. Umso wichtiger ist es, Fremdkörpererkrankungen schnell zu erkennen und bestmöglich vorzubeugen, sodass es gar nicht erst soweit kommt.
Metallische Fremdkörper, die in die Vormägen des Rindes gelangen, stellen eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Neben dem stechenden Schmerz und Schleimhautschäden sind die langsam entstehenden Folgeschäden ein Problem, da sie nicht unbedingt sofort als Fremdkörpererkrankung erkennbar sind.
Was sind Fremdkörper im Futter?
Als Fremdkörper wird allgemein alles bezeichnet, was nicht in das Futter oder das Tier gehört. Sie können aus verschiedenen Quellen in das Futter gelangen und aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen. Neben natürlichen Fremdkörpern aus Holz oder Stein spielen metallische Objekte wie Drähte, Nägel oder Schrauben die größte Rolle. Genau wie Steine oder Holzsplitter wurden sie oft schon mit dem Erntegut einsiliert. Auch Kunststoffe können im Futter sein.
Rindermast im Rundstall
Wie wirken Fremdkörper?
Spitze und scharfkantige Fremdkörper sind eine große Gefahr, wenn sie in den Netzmagen des Rindes gelangen.
Je nach Stichrichtung und Länge des Fremdkörpers kann dieser auch durch die Netzmagenwand bis in benachbarte Organe und Gewebe stechen oder über längere Strecken wandern. Der Netzmagen grenzt direkt an die Leber und das Zwerchfell an, das Bauch- und Brusthöhle trennt. Daher können Fremdkörperverletzungen je nach Richtung des Stichs ganz unterschiedliche Beschwerden verursachen:
- Ein Stich in das Zwerchfell kann zu schmerzhaften, langwierigen Entzündungen führen, die das Atmen erschweren und Abwehrkräfte binden.
- Wenn mit dem Fremdkörper Keime aus dem Vormagen in die Körperhöhlen oder das Lungengewebe gelangen, kann es zur Entzündung des Bauch- oder Brustfells sowie der Lunge kommen.
- Bei einer eitrigen Entzündung infolge eines Stichs in den Herzbeutel sammeln sich darin Entzündungsprodukte wie Flüssigkeiten, Eiter, Fibrin oder bei einer Besiedlung mit gasbildenden Bakterien entsprechende Gase. Der Herzbeutel umschließt als bindegewebig-zähe Haut das Herz und befestigt es in der richtigen Position zwischen den beiden Lungen. Wenn sich darin Entzündungsprodukte sammeln, steigt der Druck im Herzbeutel und die Ausdehnungsfähigkeit des Herzens wird begrenzt. Es kann sich in jeder Entlastungsphase schlechter mit Blut füllen und das Rind entwickelt eine Herzschwäche, die allmählich zur Leistungsminderung führt.
- Mineralische Fremdkörper wie Steine oder Sand, die sich im Pansen oder Darm sammeln und mit ihrer rauen Oberfläche die Schleimhaut schädigen, sind ein sich ebenso schleichend verschlimmerndes Problem. Die ständige Reibung macht diese Barriere durchlässig für Keime und Giftstoffe und kann im schlimmsten Fall zum Reißen der Pansen- oder Darmwand führen, was praktisch immer den Tod des Rindes bedeutet.
Was sind die Symptome?
Wie aus den unterschiedlichen potenziell betroffenen Organen deutlich wird, kann eine Fremdkörpererkrankung ganz verschieden Symptome haben:
- Am häufigsten ist eine unspezifische Entzündungs- und Schmerzproblematik, die zu verminderten Futteraufnahmen und Leistungseinbußen führt.
- Selten kommen mildes Fieber und eine ausgeprägtere Appetitlosigkeit hinzu.
- Sind Lunge oder Zwerchfell betroffen, kann es früher oder später zu Einschränkungen der Atmung kommen.
- Besondere Bedeutung hat die Herzbeutelentzündung, da sie im weiteren Verlauf zur deutlichen Herz-Kreislauf-Problematik führt und sich nicht selten typische Geräusche beim Abhören des Herzens mit dem Stethoskop entdecken lassen.
Bei der tierärztlichen Untersuchung lassen sich neben speziellen Metalldetektoren verschiedene Schmerzproben einsetzen, um bestimmte Reaktionen des Rindes zu untersuchen, die auf eine Fremdkörpererkrankung im vorderen Bauchraum hinweisen können.
So beugen Sie Erkrankungen durch Fremdkörper vor
Da die meisten Fremdkörpererkrankungen durch metallische Gegenstände ausgelöst werden, behandelt man sie im Allgemeinen durch Eingabe eines Käfigmagneten sowie entzündungshemmende Schmerzmittel und Antibiotika.
Weitaus bedeutender ist es, Fremdkörpererkrankungen durch vorbeugende Maßnahmen zu verhindern:
- Lose Drähte und Material vom Zaunbau sollte gründlich von den Weiden entfernt werden. Gleiches gilt für Äste vor der Mahd, um Holzsplitter zu vermeiden.
- Jede Kuh sollte vor der ersten Kalbung einen Käfigmagneten bekommen, um auch kleine Metallteile schnellstmöglich zu binden und abzuschirmen, sodass sie gar nicht erst die Vormagenwand beschädigen können. Kühe können diese Magnete beim Wiederkauen wieder verlieren, aber eine Kuh verträgt in ihrem Leben problemlos auch mehrere Magneten. Bei der Eingabe ist immer auf eine tierschonende Technik zu achten, da es bei grobem Vorgehen oder starken Abwehrbewegungen der Kuh leider immer wieder zu Schlundverletzungen kommt.
- Die Erntetechnik sollte immer an Standort und Witterung angepasst werden, um Steine und Sand im Futter zu vermeiden: Hohe Sandgehalte entstehen vor allem durch unsachgemäße Behandlung des Erntegutes beim Anwelken und eine ungenügende Einebnung von Maulwurfshügeln.