Familie Strübl mit Ihren Galloways
Galloways mit Kälbern
Norbert Strübl mit Galloway
Hofladen der Familie Strübl

Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Laura Schneider | am

Gallowayzucht bei Familie Strübl: Besser kann ein Leben nicht sein

Familie Strübl in Achim-Badenermoor hält seit über 35 Jahren Galloways. Zum Betriebskonzept gehören eine extensive Haltung, zutrauliche Tiere und Tierwohl bis zur Schlachtung. Wir haben die Familie auf ihrem Hof besucht.

Die mittelrahmigen, kräftigen Gallowayrinder, kommen neugierig angelaufen, als Norbert und Tanja Strübl die Weide betreten. Die beiden kennen jedes einzelne Tier mit Namen und die Rinder lassen sich bereitwillig streicheln und strecken ihnen interessiert die Köpfe entgegen.
Rund 50 Galloways gibt es auf dem Hof Steller Berg in Achim-Badenermoor, Kreis Verden. Familie Strübl legt viel Wert darauf, dass die Tiere zutraulich sind, auch wenn sie ganzjährig auf der Weide stehen. Alle Absetzer kommen mit acht bis zehn Monaten in den Stall, werden entwurmt und bleiben einige Wochen dort, bis sie handzahm sind. Erst dann kommen sie wieder auf die Weide. Die älteren Tiere werden im Winter im Stroh-Offenstall zugefüttert oder für Behandlungen im Fressgitter fixiert.

 

Ronald Rongen im Einsatz

Galloways haben Norbert Strübl schon immer fasziniert

Was Norbert Strübl schon immer an Galloways fasziniert, ist, dass sie so robust sind und gut mit extensiver Haltung zurechtkommen, was sie zu perfekten Landschaftspflegern macht. „Galloways sind Nischenrinder – ideal für Landschaftspflege auf Böden, die nicht viel hergeben. Sie sind mittelrahmig und die Fütterung funktioniert gut nur mit Heu und Gras, ohne Kraftfutter. Einen Stall brauchen sie auch im Winter nicht. Ein natürlicher Schutz, wie eine Hecke, reicht aus“, fasst Strübl die Vorteile zusammen. Auf die Rasse aufmerksam geworden ist er Mitte der 80er-Jahre durch einen Zeitungsartikel über die genügsamen Landschaftspfleger. 1984 hatte er den Hof Steller Berg gekauft. Die Ausgangslage beschreibt er heute als „eine Bruchbude, 13.000 m² Fläche, ein alter Fendt mit Anhänger und drei Schafe.“ Strübl ist zwar nicht auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen, hat aber „die Neigung zum Viehzeug“ schon solange er denken kann. 1986 zogen die ersten drei Galloways ein. Das Konzept der Landschaftspflege mit ihnen überzeugte ihn auf Anhieb. Es kamen weitere Weideflächen für die Rinder zur Pacht dazu sowie 18 Hektar Moorfläche, die ihm der Landkreis zur Pflege überlies.

 

Die BSE-Krise bremste die passionierten Gallowayhalter aus

Über die Jahre stieg die Zahl der Galloways auf dem Hof auf bis zu 20 Mutterkühe. Strübl stieg auch in die Herdbuchzucht ein. An seinen ersten Deckbullen kann er sich auch 30 Jahre später noch gut erinnern: Spaceman of Glenturk, damals der am höchsten gekörte Gallowaybulle in Niedersachsen. Zuchttiere waren damals laut Strübl sehr gefragt und ließen sich zu guten Preisen vermarkten – gerade weibliche Tiere. Das Fleisch vermarktete er von Anfang an in Direktvermarktung – ebenfalls mit einer hohen Nachfrage, obwohl der Verkauf damals mit Zeitungsanzeigen noch komplizierter als heute gewesen sei.
Der Wendepunkt kam mit der BSE-Krise. „Zum Glück hatten wir kurz vorher einige Mutterkühe an einen Neueinsteiger verkauft. Bis zum Beginn der BSE-Krise hatten wir den Bestand halbiert und keinen Deckbullen mehr in der Herde“, blickt Strübl zurück. „Mit BSE ist der Markt komplett zusammengebrochen. Mit Galloways brauchte man am Schlachthof nicht mehr ankommen, es wurden von Amts wegen gesunde Tiere gekeult und man wurde als Gallowayhalter behandelt, als hätte man Sondermüll auf der Weide stehen.“ So stockte Strübl den Bestand auf vier bis fünf Tiere ab und holte auch einige Jahre keinen Deckbullen mehr in die Herde.

 

 

Esterwegen-Wester-Aufmacher-Neu

Die Begeisterung der Kinder brachte die Galloway-Zucht wieder voran

Erst einige Jahre später wuchs die Gallowayherde wieder. Ausschlaggebender Grund dafür waren seine Kinder, erzählt Strübl. „Ich war 2014 zum ersten Mal mit meinem Sohn in Verden auf den Fleischrindertagen. Damals hatten wir keine Herdbuchzucht mehr, aber nach den Fleischrindertagen war Nils‘ Begeisterung für die Jungzüchterwettbewerbe geweckt.“ Nils stieg bei den Jungzüchtern ein, fuhr zu seinem ersten Trainingslager und steckte mit der Begeisterung auch seine Schwester Tine an. Noch im gleichen Jahr stieg Familie Strübl wieder in die Gallowayzucht ein. „Wenn wir Rinder halten, dann wollte ich auch, dass die Kinder den ganzen Prozess miterleben – von der Geburt bis zur Schlachtung“, erklärt Norbert Strübl. Mit der Zeit wuchs die Herde wieder auf 10 Mutterkühe und insgesamt rund 50 Tiere.

 

Stressfreie Schlachtung per Weideschuss

Weibliche Kälber verkauft Familie Strübl derzeit ab Hof zur Zucht. Vereinzelt werden gute Bullen gekört und die restlichen bleiben zur Mast – je zur Hälfte als Bullen und Ochsen. Geschlachtet werden sie mit zwei bis drei Jahren. Familie Strübl ist es wichtig, die Rinder extensiv unter möglichst natürlichen Bedingungen zu halten.

Geschlachtet werden die Tiere seit einigen Jahren per Weideschuss. „Eigentlich sind wir per Zufall darauf gestoßen“, schildert Norbert Strübl. „Beim Umtreiben ist ein einzelnes Tier in eine falsche Weide gelaufen. Es ließ sich über Tage nicht zurücktreiben oder wieder einfangen. Der Weideschuss blieb als einzige Möglichkeit.“ Nach dieser ersten Erfahrung war die Familie so begeistert von der Methode, dass sie dabei blieb. Geschlachtet wird etwa alle vier Wochen je ein Tier. Die Schlachttermine werden etwa ein Jahr im Voraus festgelegt.

 

Ziegenkitz steht auf der Weide

Fleischvermarktung erfolgt direkt und über den Hofladen

Das Fleisch wird größtenteils auf Vorbestellung vermarktet. „Die meisten Kunden sind Stammkunden. Sie holen ihr Fleisch ab und bestellen gleich für den nächsten Termin“, berichtet Tanja Strübl. Neben den vorbestellten Fleischpaketen vermarktet die Familie auch etwas Fleisch im Hofladen – zusammen mit anderen Produkten von Betrieben aus der Region. Die Nachfrage nach dem Gallowayfleisch ist hoch und Strübls könnten problemlos mehr vermarkten, aber weiter wachsen soll die Zahl der Tiere nicht, ist sich die Familie einig.

Kunden interessieren sich für Tiere und Haltung

Mit der Coronapandemie sei die Nachfrage noch einmal deutlich gestiegen. „Die Leute machen sich Gedanken, für was sie ihr Geld ausgeben“, erklärt Tanja Strübl. „Und sie wollen die Tiere sehen und die dazugehörige Philosophie hören. Da muss man sich auch Zeit nehmen und das erklären.“ Die extensive Haltung sei den Kunden wichtig und auch die schonende Schlachtung mit dem Weideschuss sei ein wichtiges Argument. Eine häufig gestellte Frage sei, ob die Familie kein schlechtes Gewissen habe, wenn die Tiere bei einer so engen Bindung geschlachtet werden. „Bei der Schlachtung fließen Tränen“, gibt Tanja Strübl auf diese Frage hin zu. Doch ein schlechtes Gewissen haben sie nicht, verdeutlicht ihr Mann: „Unsere Galloways verbringen ihr ganzes Leben auf der Weide und erleben dort die Jahreszeiten. Besser kann ein Leben nicht sein.“

 

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