Die Antibiotika-Kennzahlen sind in der Geflügelmast erneut angestiegen. Ein Grund dafür könnte der Verzicht auf Reserveantibiotika sein.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat Ende März die bundesweiten Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit mit Antibiotika für das zweite Halbjahr 2019 veröffentlicht. Für Masthühner ergaben die Berechnungen erneut hohe Werte.
Nach einer anfänglichen Reduktion war die Therapiehäufigkeit hier in den vergangenen Quartalen wieder angestiegen. LAND & FORST hat mit dem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) über die möglichen Gründe für diese Entwicklung gesprochen.
Rechnerischer Anstieg durch Verzicht auf Reserveantibiotka
Eine mögliche Erklärung für die hohen Kennzahlen im zweiten Quartal 2019 ist dem ZDG zufolge der verstärkte Verzicht auf kritische Wirkstoffe. Zu diesen sogenannten Reserveantibiotika zählen rund 40 Prozent der Antibiotika, die in der Geflügelmedizin seit Beginn des staatlichen Monitorings 2014 eingesetzt wurden.
Als Alternative zu diesen Medikamenten setzen Tierärzte laut ZDG vermehrt Zweiwirkstoffpräparate ein. Diese wurden bis vor Kurzem in der Berechnung doppelt gezählt. Daher vermutet der Verband, dass der Einsatz dieser Präparate zu einem rechnerischen Anstieg der Therapiehäufigkeiten geführt hat.
Er weist außerdem darauf hin, dass das zweite Halbjahr saisonbedingt als „Erkältungszeit“ mit vermehrten Infektionen einhergehen kann.
ZDG fordert Verbot von Colistin
Der ZDG berichtet, dass die deutsche Geflügelwirtschaft auf das Reserveantibiotika Colistin künftig komplett verzichten will. Diese Wirkstoffgruppe wird in der Humanmedizin als besonders relevant eingestuft.
Der komplette Verzicht auf Colistin erfordert laut ZDG allerdings ein klares Verbot. Ansonsten könne es zu Problemen mit den zuständigen Veterinärämtern kommen, wenn ein zugelassener Wirkstoff im Bedarfsfall nicht angewendet wird.
Den gesamten Artikel lesen Sie in der LAND & FORST, Ausgabe 19/2020 und in der digitalen Ausgabe.