Schweinehalterinnen und Schweinehalter bekommen ab sofort eine Hilfestellung bei der Entscheidung, wann ein Erlösen eines Tieres unausweichlich ist.
Das Schulungsmaterial ist das Ergebnis eines Projektes für den korrekten Umgang mit schwer erkrankten und verletzten Schweinen an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), das vom Niedersächsischen Agrarministerium (ML) mit rund 150.000 Euro gefördert wurde. Prof. Dr. Elisabeth große Beilage, Leiterin des Projektes, übergab jetzt den Abschlussbericht an Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. "Die Einhaltung der Kriterien schützt die Tiere vor unnötigen Schmerzen und Leiden", bedankte sich Otte-Kinast. Die Ministerin appellierte an die Betriebe, das kostenfrei vom ML bereitgestellte Material in der täglichen Arbeit im Stall zu verwenden, um auch gegen Tierschutzverstöße gewappnet zu sein.
Warum gibt es das Projekt?
Auslöser für das Projekt waren Untersuchungen in Verarbeitungsbetrieben für tierische Nebenprodukte, die gezeigt haben, dass ein Teil der angelieferten Schweine tierschutzrelevante Befunde aufweist. Zu den Mängeln, die im Umgang mit kranken und verletzten Schweinen regelmäßig festgestellt werden, gehört die zu späte oder unterlassene Tötung von schwer und unheilbar erkrankten Tieren. Genau dort setzt das Schulungsmaterial an. Denn für den Tierhalter ist es oft schwierig, zu beurteilen, ob bei einem erkrankten oder verletzten Tier ein weiterer Behandlungsversuch sinnvoll ist oder ob es geboten ist, das Tier von seinen Schmerzen zu erlösen.
Schweinehalter verlangen Perspektive von Özdemir
Der richtige Umgang mit den Tieren
In der Schulung werden krankheits- und verletzungsspezifische Befunde mit umfangreichem Foto- und Videomaterial dargestellt. Dabei handelt es sich unter anderem um Krankheits-/Verletzungskomplexe am Bewegungsapparat wie Lahmheit oder auch des Atmungstraktes sowie um Beeinträchtigungen des Ernährungszustandes.
"Kranke oder verletzte Tiere können in jedem Haltungssystem auftreten – ausschlaggebend ist der richtige Umgang mit diesen Tieren", sagte Dr. Karl-Heinz Tölle, Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). "Die im Projekt erarbeiteten Ergebnisse bieten eine wertvolle Hilfestellung und bringen ein Stück weit Entscheidungssicherheit, indem zahlreiche Grenzfälle mit Bildern beschrieben und eingeordnet wurden." An dem Termin nahmen auch Hubertus Berges, Landvolk Niedersachsen, und Prof. Dr. Isabel Hennnig-Pauka (TiHo), teil.