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Kein Futter mehr für Bio-Tierhalter?
Der Ukraine-Krieg könnte deutsche Bio-Betriebe bald dazu zwingen, ihre Tiere mangels Öko-Futter konventionell zu füttern.
Laut Landvolkpräsident Holger Hennies beziehen viele Betriebe ihr gentechnikfreies Eiweißfutter aus der Ukraine und der Schwarzmeerregion. „Für gentechnikfreies Futter gibt es keine anderen Lieferanten.“ Das Problem betreffe die gesamte Veredelungsbranche, also die Schweine- wie auch die Geflügelmast. Die Lager mit Ökofutter sind höchstwahrscheinlich in wenigen Wochen leer. Dann müssten die Bio-Tierhalter auf konventionelles Futter umsteigen.
Keine Bio-Eier mehr?
Das betrifft auch die Öko-Geflügelhalterinnen und -halter. In den kommenden Monaten gehe diesen das Bio-Futter aus, so Friedrich-Otte Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft. Die Vorräte reichten nach Erhebungen seines Verbandes bis auf wenige Ausnahmen noch bis Juni oder Juli. Die Verwendung von konventionellem Futter bedeute den Verlust des Bio-Status, was für die Halter finanziell nicht darstellbar sei. Ripke rief die Bundesregierung daher dazu auf, die Pflicht zur Verfütterung von Bio-Futter auszusetzen. Ohne Ausnahme stünde die Produktion von Bio-Eiern in Deutschland „vor einem harten Bruch“, so Ripke.
Krieg trifft besonders Tierhalter
Der Krieg in der Ukraine bringt viele Landwirtinnen und Landwirte in eine schwierige Situation, besonders sind die Tierhalter betroffen. Fehlende Weizenlieferungen aus dem osteuropäischen Land haben die weltweiten Warenströme umgeleitet. Futter, Düngemittel und Energie sind stark im Preis gestiegen. Ob die Landwirte ihrerseits ihre deutlich höheren Kosten weitergeben können, ist noch nicht klar. Betroffen seien vor allem Landwirte, die jüngst in ihre Ställe investiert haben, um ihre Tiere nach höherwertigeren, tierwohlgerechteren Haltungsstandards zu halten, so Ripke.
Die Entwicklung der Futterpreise könne man derzeit nicht abschätzen, beklagt ein Schweinemäster aus dem Raum Cloppenburg, bei jeder Einstallung müsse nun das Risiko abgeschätzt werden, ob sich der Mastplatz noch lohnt. Im Geflügelbereich hätten die Putenhalter bereits 20 Prozent Leerstand in den Ställen, sagt Ripke. Auch hier überlegten die ersten Landwirte, Ställe leer stehen zu lassen.