Milchviehhalterinnen und -halter haben eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Klauengesundheit ihrer Herde zu verbessern. Wie das konkret aussehen kann, verdeutlichten zwei Seminare an der LWK Niedersachsen.
Mit Fütterung, Klauenpflege und richtiger Haltung optimieren
Durch Fütterung, Klauenpflege und tiergerechte Haltung haben Milchviehhalterinnen und -halter viele Möglichkeiten, um die Klauengesundheit ihrer Herde zu optimieren. Um darauf aufmerksam zu machen, veranstaltete das Netzwerk Fokus Tierwohl im Sommer zwei Webseminare an der LWK Niedersachsen. Im ersten Seminar ging es um die Organisation der funktionellen Klauenpflege und das Vorgehen bei Klauenerkrankungen.
Fünf-Punkte-Schema
Klaus Hermann Haß, Klauenpfleger aus Schleswig-Holstein, verdeutlichte zunächst das Ziel der funktionellen Klauenpflege: langfristig gesunde, schmerzfreie, tragfähige und funktionierende Klauen. Danach gab der Klauenpfleger den Teilnehmern einen Einblick in das Fünf-Punkte-Schema der Klauenpflege:
- Ausgangspunkt ist die Maßklaue. Sie befindet sich an den Vordergliedmaßen außen und an den Hintergliedmaßen innen. Sie wird gemessen und beim Holsteinrind auf zirka 7,5 cm gekürzt. Anschließend wird die Auftrittsfläche bearbeitet (Sohlendicke mindestens 5 mm).
- Danach wird, wenn möglich, die Belastungsklaue der Maßklaue angeglichen.
- Im nächsten Schritt wird Modell geschnitten, auch Hohlkehlung genannt. Hierbei wird das Horn um den Klauenzwischenspalt entfernt, um diesen unter anderem besser zu belüften.
- Der vierte Schritt sieht die Versorgung von Farbabweichungen und Defekten vor.
- Abschlussarbeiten wie das Kürzen der Afterklauen oder das Entfernen von losem Horn im hinteren Klauenbereich runden das Ganze ab.
Klima- und klauenfreundliche Stallböden für Kühe
Mortellaro`sche Krankheit mit 5-Punkte-Plan kontrollieren
Willig erläuterte einen Fünf-Punkte-Plan zur Kontrolle der Mortellaro`schen Krankheit mit
- externer Biosicherheit,
- interner Biosicherheit,
- früher Erkennung und Behandlung,
- Reduktion des Keimdrucks an der Klaue
- und Festlegen und Überwachen von Zielen.
Richtiges Management
Die wichtigsten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Klauengesundheitsmanagement sind laut Willig:
- Lahmheiten immer als Notfall ansehen,
- funktionelle Klauenpflege durch einen ausgebildeten Fachmann ausführen lassen,
- Befunde dokumentieren und auswerten
- und Problemzonen identifizieren und bekämpfen.
Emissionen reduzieren
Im zweiten Seminar referierte Prof. Barbara Benz von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen zu den Synergieeffekten zwischen Emissionsminderung und Klauengesundheit. Sie erläuterte, dass Ammoniakemissionen zum Beispiel auf verschmutzten Laufflächen aus Harn und Kot entstehen. Diese würden zugleich das Klauenhorn angreifen, wodurch das Risiko für Klauenerkrankungen steige. Die logische Konsequenz laut Benz: Emissionsminderungsmaßnahmen, die trockene Laufflächen fördern, verbessern auch die Klauengesundheit.
Als praktische Maßnahmen, die beim Stallbau beachtet, aber auch später noch nachgerüstet werden können, nannte sie harnableitende Laufflächen mit einer angepassten Entmistungstechnik, zum Beispiel einer hohen Schieberfrequenz. Eine besondere Maßnahme sei die Einrichtung von erhöhten Fressständen. Sie würden Risikofaktoren für Klauenerkrankungen reduzieren und die Schieberfrequenz lasse sich weiter erhöhen, ohne fressende Kühe zu stören oder gar zu verletzen.