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Landvolkpräsident Holger Hennies steigt aus Schweinehaltung aus
Teure Stallumbauten, Kostenexplosion für Futter und Energie sowie ein schwieriger Markt: Viele Schweinehalter in Niedersachsen geben auf. Auch Landvolk-Chef Holger Hennies sagt: Auf meinem Hof wird es bald - nach 20 Jahren - keine Schweine mehr geben.
Die Themen sind bekannt: Stallbaubremse, Emissionsrecht, Kostenexplosion bei Futter und Energie sowie die Forderung nach immer mehr Tierwohl in den Ställen. Gleichzeitig greifen die Verbraucher lieber nach dem günstigen Fleisch anstatt nach Bio- oder Tierwohlfleisch. Viele Schweinehalter wollen und können nicht mehr.
Das treffe besonders die Pioniere für bessere Tierhaltung, wie die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) berichtet. In der Zeitung ist zu lesen, dass auch Dr. Holger Hennies, der Präsident des niedersächsischen Landvolks die Schweinehaltung aufgibt. Gegenüber der LAND & FORST bestätigte die Pressestelle des Landvolks den Bericht. Der Entschluss sei in den vergangenen Wochen gereift und sei ihm und seiner Familie nicht leicht gefallen, berichtet Hennies demnach. Auch er hätte in den kommenden Jahren mindestens 80.000 Euro in seine Ställe investieren müssen. Aber Hennies fehle die Perspektive: "Das lohnt sich einfach nicht".
Auf dem Hof Hennies, der östlich von Hannover liegt, werden ab dem Spätherbst keine Schweine mehr gehalten werden. 27 Tiere sind derzeit noch im Stall. 500 wären erlaubt.

Dr. Holger Hennies, Präsident des niedersächsischen Landvolks, steigt aus der Schweinehaltung aus. Es rentiere sich einfach nicht mehr für seinen Betrieb. © Kristoffer Finn
Höfesterben bei Schweinehaltern geht weiter
Die Schweinehaltung sei für Hennies schließlich kein Hobby, sondern ein Betriebszweig, der sich derzeit nicht rentiere. Deshalb verlassen nach rund 20 Jahren Schweinehaltung die letzten Schweine bald den Betrieb. Eine betriebsindividuelle Entscheidung, wie Hennies der NOZ gegenüber betont.
Insgesamt sehe er in der Schweinehaltung derzeit aber nichts Positives, viele Schweinehalter seien nicht mehr wütend, sie würden resignieren. Die statistischen Zahlen unterstreichen den Trend: In Niedersachsen werden so wenig Schweine gehalten, wie seit 25 Jahren nicht mehr. Laut Hennies ein regelrechtes Höfesterben.
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Hennies: Unter 20 Jahren waren vielleicht sechs gute
Holger Hennies war Anfang der 2000er einer der ersten, der einen Außenklimastall gebaut hat. Er wollte frühzeitig dem gesellschaftlichen Trend entsprechen. Die Tiere wurde zu einem großen Teil direkt über einen Schlachter und online vermarktet. Rückblickend stellt der Landwirt in der NOZ fest, dass er sich getäuscht habe in der Gesellschaft. Unter den insgesamt 20 Jahren habe es vielleicht sechs gute gegeben.
Spätestens seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine lief es richtig schlecht. Der Absatz sei zusammengebrochen, die Leute würden beim Tierwohl sparen. Dabei habe er noch nicht mal die gestiegenen Futter- und Energiekosten an die Kunden weitergegeben.
Landwirte hofften, dass Politik regelt, was Markt nicht schafft
Nach der Wahl habe wieder etwas Aufbruchstimmung geherrscht, Landwirte hätten gehofft, dass es mit den Beschlüssen zum Umbau der Tierhaltung vorangehe und die Politik das regle, was der Markt nicht schaffe. Inzwischen sei klar, dass sich schon wieder alles hinziehe. Es sei vollkommen unklar, wann und ob die notwendigen Entscheidungen fallen.
Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gerät zusehens in die Kritik. So würde sein Entwurf für eine fünfstufige Haltungskennzeichnung nur den Status Quo kennzeichnen - ein Umbau der Tierhaltung oder eine staatliche Finanzierung besserer Tierhaltung sei damit nicht verbunden. Die Betreiber von Offenställe für Schweine sammeln deshalb derzeit Unterschriften unter einem offenen Brief an Özdemir. Sie haben Holger Hennies frühzeitig in bessere Ställe investiert. Jetzt fühlen sie sich laut NOZ ausgerechnet durch die Label-Pläne des grünen Ministers bedroht.