Kälberiglu-Stroheinstreu

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Dr. Ole Lamp | am

Nabelerkrankungen beim Kalb: Von der Lebensader zum Fallstrick

Die Nabelentzündung ist neben Durchfall ein typisches Kälberproblem der ersten Lebenswochen. Wie kann man vorbeugen?

Während der Trächtigkeit ist das Kalb mit der Kuh über die Nabelschnur verbunden und erhält so alle wichtigen Nährstoffe und den nötigen Sauerstoff. Bei der Geburt reißt die Nabelschnur und der Nabel ist im Prinzip eine Wunde. Diese muss in den den ersten Lebenstagen abheilen und ist normalerweise nach wenigen Tagen nicht mehr zu fühlen. Kommt es zu Störungen, kann eine Nabelentzündung oder ein Nabelbruch entstehen. Die Nabelentzündung ist dabei das häufigste Problem und betrifft rund fünf Prozent aller Kälber. Eine akute Entzündung aüßert sich mit Schwellung, Schmerz, Fieber und vermindertem Appetit. Über die Nabelschnur können aber auch Keime in Leber, Lungen oder Gelenke gelangen und zu unheilbaren Schäden führen.

Dass Milchkuh und Kalb meist kurz nach der Geburt getrennt werden, stößt häufig auf Kritik.

Woran erkennt man eine Nabelentzündung?

  • Im Normalfall ist der Nabelschnurrest nur in den ersten vier Lebenstagen feucht und trocknet dann zügig ein. Ab dem Ende der zweiten Lebenswoche sollte der trockene Strang von allein abfallen. Der Hautbereich um den Nabel ist flach und nicht schmerzhaft.
  • Sind Schwellungen oder Eiter an Nabelschnur / Hautnabel erkennbar, sollte die Haut im Bereich des Nabels abgetastet und auf Schmerzhaftigkeit oder vermehrte Wärme überprüfet werden.
  • Kälber mit Nabelentzündungen haben oft erhöhte Temperatur (über 39,5 °C). Sie sind weniger aktiv und haben meist einen geringeren Appetit. Sie müssen umgehend tierärztlich untersucht und behandelt werden, um schwere Verläufe zu verhindern.
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Wie kann man eine Nabelentzündung verhindern?

Das wichtigste zuerst - die Nabelentzündung wird vor allem durch äußere Faktoren beeinflusst.

  • Hygiene steht an erster Stelle - jedes Kalb sollte eine frisch gereinigte und gut gestreute Box erhalten. Regelmäßiges Misten und reichlich hochwertige Einstreu vermindern das Risiko von bakteriellen Infektionen des Nabels deutlich.
  • Kein Sägemehl verwenden: Es ist oft schon ab Werk mit hohen Keimgehalten belastet und haftet am feuchten Nabel.
  • Bei der Erstversorgung des Nabels gilt: Nur anschauen, nicht anfassen! Hantieren am Nabel erhöht die Keimbelastung und begünstigt Entzündungen.
  • Treten auch Stunden nach der Geburt noch frische Bluttropfen auf oder ist der Nabel sehr kurz, sollte das Kalb umgehend tierärztlich untersucht werden. Es kann sonst zum inneren oder äußeren Verbluten kommen.
  • Desinfektion des Nabels mit flüssigen Mittel mit milder und austrocknender Wirkung. Dabei sollte der Nabel am liegenden oder stehenden Tier von beiden Seiten mit alkoholischer Jodlösung oder austrocknendem Pflegemittel besprühet werden.
  • Antibiotikahaltiges Blauspray ist fehl am Platz. Es darf nicht vorbeugend eingesetzt werden, hat keine Tiefenwirkung und fördert die Resistenzbildung!
  • Die Biestmilchversorgung ist von zentraler Bedeutung. Ohne die frühe und ausreichende Versorgung (in den ersten drei Stunden, mindestens drei Liter) ist das Kalb auch am Nabel weitestgehend wehrlos allen Keimen ausgesetzt.
  • Regelmäßige Nabelkontrolle: Gute Zeitpunkte sind das Ende der ersten und zweiten Lebenswoche.
  • Gegenseitiges Besaugen in der weiteren Kälberaufzucht verhindern – das kann späte Nabelentzündungen oder -schwellungen verursachen. „Sauger“ früh erkennen und mit Saugstopp versehen sowie besaugte Tiere intensiv kontrollieren. Das Besaugen ist häufig ein Zeichen eines nicht befriedigten Saugreflexes und muss abgestellt werden.

Mehr zum Thema "Nabelbruch" lesen Sie in der aktuellen Land und Forst, Ausgabe 18/23, oder in der digitalen Ausgabe.

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