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Niedersachsens Schafe für Küstenschutz und Landschaftspflege
Schafhalter sind frustriert: Der Preisverfall für Lammfleisch, einen stagnierenden Markt für Schafwolle und hohe Preise für Futtermittel und Stroh schmälern das Einkommen. Und dann lauert da noch der Wolf.
Wie kann man heute noch mit Schafen Geld verdienen? Beraterin Edda Riedel nannte auf dem Schaftag kürzlich in Verden verschiedene „Stellschrauben“ zur Steigerung der Rentabilität.
Wirtschaftliche Schafhaltung auf drei Säulen
Die Wirtschaftlichkeit wird in ihren Augen von von drei Säulen getragen, auf die der Tierhalter Einfluss nehmen kann:
- Zahl der vermarktungsfähigen Lämmer und deren Gewichte
- Günstige Futtermittel (Dauer der Stallsaison, Winterweide)
- Ausschöpfung von Agrarprämien und Zahlungsansprüchen
Haupterwerbsschäfer mit mehr als 1.000 Mutterschafen
Das Potenzial fruchtbarer Mutterschafe zeigt sich in der Produktivitätszahl. Nur wenn diese bei über 1,5 Lämmer je Schaf liegt, ist der Betrieb dauerhaft gut aufgestellt. Hinzu kommen dann noch das Talent und die Geduld, „überzählige“ Lämmer mit Milchaustauschern aufzuziehen.
Ein Haupterwerbsschäfer muss heute deutlich mehr als 1.000 Mutterschafe weitgehend alleine managen, wenn andere Betriebszweige keinen Betrag zum Lebensunterhalt bieten.
Betriebsleiter mit mehr als 3.500 Arbeitsstunden
Dabei sind häufig 3.500 Arbeitsstunden jährlich für den Betriebsleiter die Norm. Und das bei einem Nettoeinkommen von 2.000 bis 3.000 € monatlich, damit ist der gesetzliche Mindestlohn pro Stunde nicht einmal erreicht. Schäfer ist man aus Passion und Leidenschaft, anders lässt sich das wohl nicht erklären.
Ganz viel Verantwortung für ganz wenig Geld
Viele Kosten in einer Schäferei sind nicht veränderbar. Man denke an Dieselpreise, Werkstattkosten für den Schlepper, Lohnunternehmerkosten für die Futterwerbung oder die Ausgaben für Kraftfutter, Dünger oder die Pachten. Gerade bei letzterem steht die Schäferei in der Konkurrenz der Flächen zu Milchviehbetrieben.
Sparen an der falschen Stelle führt nicht zum Erfolg. Das betrifft vor allem das Tiergesundheitsmanagement, die Fütterung oder die Versorgung mit Mineralstoffen.
230.000 Schafe stehen in Niedersachsen bei 11.700 Schafhaltern
Dass Schafzucht eher Hobby als Geschäft ist, zeigt die Größenstruktur: 8.784 Halter haben weniger als zehn Schafe. Hier wirken sich sich kostenintensive Einflüsse (elektronische Kennzeichnung, Blauzunge, schwacher Lammfleischpreis) besonders stark aus.
Viele Schafhalter haben sich der Erhaltung der genetischen Vielfalt verschrieben. Vom Aussterben bedrohte Rassen werden mit viel züchterischer Passion als „lebendiges Kulturerbe“ für die Gesellschaft erhalten.
Deichpflege in Niedersachsen ohne Schafe nicht denkbar
57 Betriebe halten zwischen 500 und 1.000 Schafe und 26 Betriebe über 1.000 Tiere. 10 % verdienen ihren Lebensunterhalt zumindest teilweise mit Fleisch und Wolle, aber vor allem mit dem Einsatz der Tiere als Landschaftspfleger auf den Deichen oder in der Heide.
Küstenschutz und Landschaftspflege durch Schafe
Zu den wichtigsten Aufgaben der Vierbeiner gehören Küstenschutz und Landschaftspflege in den unterschiedlichen Regionen Niedersachsens. Schafe treten die Grasnarbe der Deiche fest und unterstützen dadurch ihren Erhalt.
Für die Deichpflege sind Schafe besonders geeignet, weil ihr Gewicht eine optimale Verdichtung ohne Trittschäden ergibt und sie gleichzeitig das Gras in der richtigen Höhe abfressen. So ensteht eine dichte, gut verwurzelte Grasnarbe.
Mit Lehrgängen das Wissen weiter vertiefen
Die Landwirtschaftskammer bietet verschiedene Lehrgänge für Einsteiger und Fortgeschrittene in ihrem landwirtschaftlichen Bildungszentrum in Echem bei Lüneburg an. Der Grundlehrgang besteht aus fünf Lehrgangstagen mit den Schwerpunkten Grundlagen, Fütterung, Tiergesundheit, Fruchtbarkeit, Lämmeraufzucht sowie Klauenpflege. Hierzu gibt es auch einen Aufbaulehrgang, um Kenntnisse und Fähigkeiten zu den Themen Fruchtbarkeit, Trächtigkeit, Geburt und Lämmeraufzucht zu vertiefen und auch Fragen zur Haltung, Fütterung, Zucht und Tiergesundheit zu besprechen. Infos unter LWK Niedersachsen
Mehr zur Schafhaltung lesen Sie in der kommenden Ausgabe der LAND & Forst 15/19
Infos zur 1. Norddeutsche Bockauktion in Karow/ Plau am See