Niedersachsens Schweinehalter befinden sich in einer akuten Notlage und wenden sich mit einem dringenden Appell an Ministerpräsident Stephan Weil und Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast.
„Speziell die in Niedersachsen ansässigen Betriebe befinden sich in einer akuten und existenzgefährdenden Notlage. Neben der ruinösen Preissituation wissen derzeit immer mehr von ihnen nicht mehr, wohin mit den Schweinen. Ursächlich hierfür sind vor allem landesweit fehlende Schlacht- und Zerlegekapazitäten“, heißt es in einem gemeinsam von Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers und dem Vorsitzenden der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Heinrich Dierkes, unterzeichneten Brief, der an den Regierungschef Stephan Weil und Barbara Otte-Kinast geschickt worden ist.
Hilferuf der Schweinehalter
Gefordert wird „ein schnelles, entschiedenes und abgestimmtes“ Handeln unter Koordination der Staatskanzlei, um den „Infarkt der bedeutsamen Wertschöpfungskette Schwein mit all seinen drastischen Folgen für einen ganzen Wirtschaftszweig noch abzuwenden“, so der dringende Hilferuf der Schweinehalter.
Um die Notlage der Bäuerinnen und Bauern schnellstmöglich aufzulösen, bitten Landvolk und ISN die niedersächsische Landesregierung um „ein ganzes Bündel an Maßnahmen“.
Als entlastende Maßnahmen könnten
- Schlachtobergrenzen temporär ausgesetzt oder erweitert werden,
- Schlacht- und Zerlegezeiten verlängert werden,
- die Arbeitszeit auf Sonn- und Feiertage ausgeweitet werden.
Auch über Ausnahmeregelungen in Schweineställen müsse nachgedacht werden, zum Beispiel bei der Einhaltung der Platzvorgaben – zeitlich begrenzt und als Nothilfe, betonen Landvolk und ISN.
Otte-Kinast fleht um Unterstützung
Julia Klöckner offen für Sonn- und Feiertagsarbeit
Bundeslandwirtschaftsministerin, Julia Klöckner, sagt zur derzeitig prekären Situation: „Es kann hilfreich sein, wenn die Länder eine Ausnahmegenehmigung für Sonn- und Feiertagsarbeit erteilen. Ich sage aber auch ganz klar, dass alles getan werden muss, um einen weiteren Zuwachs in den Ställen zu verlangsamen. Der vereinzelt geäußerte Wunsch nach privater Lagerhaltung ist nur ein Ultima Ratio. Aber eine solche Lagerhaltung macht keinen Sinn, wenn die Kapazitäten in den Ställen nicht konsequent zurückgefahren werden.“
Die drei Ministerinnen – Barbara Otte-Kinast (Niedersachsen), Ursula Heinen-Esser (NRW) und Julia Klöckner – wollen morgen mit der Fleischbranche die aktuelle Lage und Hilfsmaßnahmen ausloten.