Während der heutigen (15. September) Plenarsitzung im niedersächsischen Landtag hat Umweltminister Olaf Lies bekanntgegeben, dass das Wolfsmanagement nun nicht mehr von ehrenamtlichen Wolfsberaterinnen und Wolfsberatern ausgeübt werde, sondern von der Landwirtschaftskammer (LWK).
„Die Wolfspopulation in Niedersachsen wächst stetig weiter und damit einher gehen weiter steigende Risszahlen", so Minister Olaf Lies während der Plenarsitzung. "Daher müssen wir auch das Wolfsmanagement beständig weiterentwickeln. Wir haben mittlerweile 39 Wolfsrudel, 1 Wolfspaar und 2 residente Einzelwölfe in Niedersachsen und Nahbegegnungen zwischen Mensch und Wolf werden weiterhin vorkommen und voraussichtlich zunehmen."
Wolfsberatung - eine wichtige Aufgabe zur Klärung
Weiter machte der SPD-Politiker deutlich: "Den ehrenamtlichen Wolfsberaterinnen und -beratern kommt hier bei der Aufklärung und der Beratung der Bevölkerung im Umgang mit dem Wolf eine zunehmend wichtigere Funktion zu. Denn mit der wachsenden Population steigt die Notwendigkeit, vor Ort den Menschen zuzuhören und den Informationsfluss nach Kräften zu befördern. Auch beim Monitoring, also der Gewinnung von Daten über den Wolf, wollen wir zukünftig noch mehr auf die Expertise der Wolfsberaterinnen und Wolfsberater zurückgreifen." Erfahrungen würden zeigen, dass betroffene Weidetierhalter insbesondere eine schnelle Aufklärung fordern würden. Hier sei das Land vor allem auf die Ehrenämtler angewiesen.
LWK übernimmt niedersächsisches Wolfsmanagement
"Und hier wird künftig noch stärker der Fokus von Wolfsberaterinnen und -beratern liegen müssen", erklärte Lies weiter. "Um das zu gewährleisten, werden wir das Ehrenamt bei der Rissaufnahme entlasten und künftig in die Hände der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gelegt." Derzeit gebe es in Niedersachsen rund 105 ehrenamtliche Wolfsberater. Über den Schritt des Umweltministeriums seien die Ehrenamtler bereits informiert worden. Grund für diese neue Regelung sei die steigende Zahl der Wolfsübergriffe. Bisher seien im Jahr 2021 rund 230 Übergriffe dokumentiert worden. Im Vergleich: 2012 waren es noch acht.
"Das können wir vom Umfang und der emotionalen Belastung dem Ehrenamt nicht mehr zumuten", verdeutlichte Lies. "Zumal die Verteilung der Übergriffe auch nicht gleichmäßig über Niedersachsen verteilt ist und nur 10 Prozent der Wolfsberaterinnen und Wolfsberater mehr als 10 Risse pro Jahr betreuen." Ab dem 1. Januar 2022 sei das Wolfsmanagement Aufgabe der LWK.
Landvolk fordert: Der Wolf muss ins Jagdrecht
Herdenschutz und Förderung: LWK habe bereits gute Arbeit geleistet
Olaf Lies begründete seine Entscheidung auch mit positiven Erfahrungen bei der Übernahme der Herdenschutzberatung sowie der Abwicklung der Förderung durch die LWK im Jahr 2020. "Bereits jetzt übernimmt die LWK die Herdenschutzberatung, fördert Präventionsmaßnahmen und wickelt im Fall von Wolfsrissen in Abstimmung mit dem Wolfsbüro die Billigkeitsleistungen ab. Es ist daher sinnvoll, dass künftig die gesamte Prozesskette der Nutztierschadensabwicklung von der LWK übernommen wird. Die Rissaufnahme, die Protokollierung der Herdenschutzmaßnahmen und die Logistik der Genetikproben sowie die amtliche Feststellung wird dann durch die LWK vorgenommen." Allerdings bleibe die Bewertung, ob Herdenschutzüberwindungen im Sinne der Niedersächsischen Wolfsverordnung vorliegen, weiterhin beim Wolfsbüro des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Olaf Lies: "Wolfs-Situation ist hochdynamisch!"
"Die Situation mit dem Wolf in Niedersachsen ist hochdynamisch", sagte der Umweltminister im niedersächsischen Landtag. "Der anfänglichen Euphorie ist eine gewisse Ernüchterung gewichen. Da wir auf der einen Seite den Wolf schützen wollen, müssen wir auf der anderen Seite alles dafür tun, dass die Stimmung gerade auch in den ländlichen Regionen nicht kippt." Er fordert weiter: "Wir wollen so hin zu einer neuen Normalität im Umgang mit dem Wolf."
Momentan leben in Niedersachsen 39 Wolfsrudel, ein Wolfspaar sowie zwei Einzelwölfe. Laut Lies werde die Zahl der Begegnungen zwischen Mensch und Wolf weiter zunehmen.