Es sind schwierige Zeiten für Schweinehalter, für Mäster und auch für Sauenhalter. Familie Schnerre hat es dennoch gewagt, den Bau eines neuen Sauenstalles in Angriff zu nehmen. Ohne Förderung hätten sie es nicht gekonnt.
Noch ist der Stapel mit den Spaltenbodenelementen auf dem Freigelände neben der Hofstelle der einzige Hinweis auf den neuen Sauenstall, der allerspätestens Ende nächsten Jahres dort stehen soll. Wir sind auf dem Betrieb Schnerre in Merzen, Landkreis Osnabrück. Theresia und Clemens Schnerre sowie ihr Sohn Jürgen mit Familie bewirtschaften gemeinsam den Betrieb mit Sauenhaltung im geschlossenen System. Alle Ferkel werden selbst gemästet. Die Sauenställe befinden sich auf dem Hofgelände, für die Mast gibt es noch zwei weitere Standorte mit Pachtställen. Jürgen Schnerre ist 31 Jahre alt und 2015 nach Abschluss seiner landwirtschaftlichen Ausbildung und einer beruflichen Zwischenstation mit in den Betrieb eingestiegen.
Neue Anforderungen
Wie fast alle Sauenhalter müssen auch Schnerres ihre Sauenställe an die neuen Anforderungen der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung anpassen. Das betrifft den Deckbereich und später auch den Abferkelbereich. Da den Sauen künftig deutlich mehr Platz zur Verfügung stehen muss, müssen diese Stallbereiche entweder erweitert werden oder die Sauenzahl muss reduziert werden. Letzteres dürfte aus wirtschaftlichen Gründen für viele Betriebe nicht die Lösung der Wahl sein.
Geschlossenes System soll weiterlaufen
Für Jürgen Schnerre war nach Einstieg in den Betrieb klar, dass das geschlossene System aus Sauenhaltung und Schweinemast weiterlaufen soll: "Wir sind ein typischer Familienbetrieb ohne Fremdarbeitskräfte. Wir halten 180 Sauen und mästen auf 1.800 Plätzen unsere Ferkel." Ohne Sauen mit nur 1.800 Mastplätzen ist man heute als Betrieb zu klein, um auf Dauer überleben zu können, ist für ihn klar. Deshalb war der nötige Umbau der Sauenställe in der Familie natürlich auch Thema.
Im vergangenen Herbst wurde vom Bundeslandwirtschaftsministerium ein Förderprogramm für Sauenhalter aufgelegt. Es soll Betrieben helfen, die Anpassungen an die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung zu wuppen. Das Problem: Die Antragsfrist war extrem kurzfristig, bis Ende März diesen Jahres musste eine Baugenehmigung eingereicht werden, um in den Genuss der 40 %igen Förderung zu kommen. "Der Zeitraum war sehr, sehr knapp bemessen", sagt Schweinefachberater Gerd Hermeling von der Außenstelle Bersenbrück der LWK Niedersachsen. Hermeling betreut den Betrieb Schnerre.
Mit vereinten Kräften
Der Um- oder Neubau eines Sauenstalles kostet viel Geld. Nach ein paar Tagen Austausch und Gesprächen in der Familie beschlossen Schnerres, dass sie versuchen wollten, die Fördergelder zu bekommen. Der neue Stall wurde geplant, der Bauantrag eingereicht, um vielleicht rechtzeitig bis Ende März die Genehmigung zu haben und die Fördergelder beantragen zu können. Unterstützung bekamen sie von Gerd Hermeling und seinem Kollegen Franz-Josef Schoo. "Ohne die beiden hätte das alles nicht funktioniert in der kurzen Zeit", betont Jürgen Schnerre.
Gerd Hermeling wiederum lobt den Landkreis Osnabrück: "Das Bauamt signalisierte, dass es entsprechende Bauanträge unterstützen würde, damit die Fördermittel genutzt werden können", berichtet er. Vorgabe war natürlich, dass sonst alles passt, ergänzt er.
Verzicht auf Mast- und Ferkelaufzuchtplätze
Damit es bei Schnerres emissionsmäßig passte, mussten sie auf 70 Mast- und 100 Ferkelaufzuchtplätze am Hof verzichten. Außerdem sicherte ein Nachbarbetrieb, der bis vor einigen Jahren Sauen gehalten hat, schriftlich zu, dass er auch künftig auf jede Sauenhaltung verzichtet. So klappte es dann tatsächlich, dass Schnerres Mitte März die Baugenehmigung für die neuen Sauenställe bekamen und im Sommer auch die Zusage für die Fördermittel. Damit sind sie eine große Ausnahme. Nur wenige Berufskollegen schafften das mit dem Termin im März. Die zur Verfügung stehenden 300 Mio. Euro Fördermittel wurden längst nicht abgerufen. Die Frist wurde vom BMEL deshalb bis Ende September 2021 verlängert.
Hermeling sieht aber nach wie vor das Problem, dass der zeitliche Rahmen sehr knapp ist und das ganze Prozedere von Bauplanung, Gutachtenerstellung etc. bis Erteilung einer Baugenehmigung in der Regel länger als ein paar Monate dauert.
Enge Frist für Fördergeld
Für den Erhalt der Fördermittel muss Familie Schnerre für jedes Gewerk/jede Arbeit beim Stallbau je drei Angebote einholen und dann das günstigste auswählen.
Auch muss der Stall innerhalb einer Frist fertiggestellt sein. Die hätten Schnerres nicht einhalten können, sie konnten problemlos eine Verlängerung beantragen. Aber der Stall wird eben teurer. Sehr positiv findet er, dass für bereits fällige Rechnungen beim Stallneubau Abschläge der Fördergelder schnell ausgezahlt werden.
Für den jungen Landwirt ist klar, dass er den Stallbau, der einen neuen Deck- und einen neuen Abferkelstall beinhaltet, nicht in Angriff genommen hätte ohne die Fördermittel: "Das hätten wir nicht stemmen können angesichts der hohen Kosten und der unsicheren Erlössituation", sagt er. Dann wären die Sauen nach Ablauf der Übergangsfrist weggegangen, ist er sicher.
Kompetente Beratung ist wichtig
Berufskollegen, die noch zwischen Aussteigen oder Weitermachen entscheiden müssen, rät er, die betrieblichen Möglichkeiten genau durchzuspielen mit der gesamten Familie. Das sei das Wichtigste, dass alle so eine weitgehende Entscheidung mittragen, sagt er. Und Gerd Hermeling rät, sich kompetente Beratung zu holen: "Nutzen Sie die vielen Beratungsmöglichkeiten, die es gibt – egal, ob es danach um einen geordneten Ausstieg geht oder um den Schritt nach vorne mit einem Stallneu- oder -umbau."