Bevor die Weidesaison starten kann, müssen die Pferde langsam an das frische Gras gewöhnt werden, sonst kann es schnell zu Verdauungs- und Stoffwechselstörungen kommen.

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Felicitas Kaemena, LWK Niedersachsen | am

Pferde richtig anweiden: Das ist zu beachten

Das Gras wächst – damit kann die Weidesaison für Pferde bald wieder starten. Wichtig ist es, die Tiere langsam an den frischen Aufwuchs zu gewöhnen. Stellen Sie das Futter keinesfalls von heute auf morgen komplett um.

Bald ist es soweit: Die Weidesaison geht wieder los. Der Weideaustrieb und der damit zusammenhängende Futterwechsel bedeuten aus ernährungsphysiologischer Sicht allerdings Stress für die Tiere. Stellen Sie das Futter abrupt auf ausschließlich junges Weidegras um, führt das nicht selten zu Verdauungs- und Stoffwechselstörungen. Der Grund dafür ist die hohe Verdaulichkeit, der hohe Zucker- und Proteingehalt sowie der geringe Rohfasergehalt im Gras. Werden die Bestände älter, ändern sich die Verhältnisse. Um erfolgreich in die Weidesaison zu starten, sollten Sie neben einer hohen Raufutteraufnahme die Kraftfutterzufuhr bei Weidegang reduzieren.

Langsam vorbereiten

Die Darmflora der Pferde muss in den ersten vier Wochen sehr vorsichtig auf die Futterumstellung vorbereitet werden. Pferde benötigen vor allem rohfaserreiches Futter, aber vergleichsweise wenig Eiweiß und Kohlenhydrate. Derartiges Futter findet sich auf der Weide selten, allenfalls bei Grasbeständen ab dem Blühstadium. Für die Weidenutzung wäre das deutlich überständiges Futter. Gute Grasnarben erfordern hingegen eine Nutzung im jungen Zustand, ausreichend Ruhezeiträume und keinen zu tiefen Verbiss. Somit passen die Anforderungen der Pferde an das Grünland und die Erfordernisse für hochwertige Grasnarben nicht gut zusammen. Eine Vereinbarkeit gelingt nur mit einem überlegtem Weidemanagement einerseits und Zufütterungsmaßnahmen andererseits.

Wie viel Heu Pferde bekommen sollten, ist ein häufiges Streitthema zwischen Stallbetreibern und Pferdebesitzern. Besonders herausfordernd wird es bei Pferden in heterogenen Gruppen.

Nährstoffanteile verändern sich im Vegetationsverlauf

Im Vegetationsverlauf kommt es mit jedem neuen Grasaufwuchs zu Veränderungen in den Anteilen wertbestimmender Nährstoffe. Allgemein enthalten Grasbestände in der zweiten Vegetationshälfte und vor allem am Ende der Weidesaison mehr Rohprotein als im Frühjahr. Unter diesen Bedingungen ist sowohl eine entsprechende Zufütterung mit Raufutter (Heu, Futterstroh) als auch mit Ergänzungs- und Leistungsfutter erforderlich. Hinzu kommt, dass sich, je nach Witterung und Pflanzenbestand, die Verdaulichkeit und der Energie-, Rohprotein- und Rohfasergehalt verändern. Da die Gehalte der Inhaltsstoffe im Weidegras neben Witterung und Bestandeszusammensetzung auch vom Standort und der Düngung abhängig sind, wird eine regelmäßige Analyse des Weideaufwuchses empfohlen, um darauf basierend die Zufutterrationen optimal anpassen zu können.

Überweidung vermeiden

Die Kunst der Weideführung besteht in der richtigen Zuteilung von Fläche je Tier bei angepasster Weidedauer. Dabei ist das passende Weidesystem von der Herdengröße und Flächenausstattung abhängig zu machen.

Betriebe mit wenig Fläche je Tier kommen nicht um Portions- oder Umtriebsweiden herum, wenn es ganzjährig etwas zu beißen geben soll. Dabei sollte die täglich zugeteilte Fläche groß genug sein, um eine Überbeanspruchung der Grasnarbe zu vermeiden. Umtriebsweiden sind bei Aufwuchshöhen von 4 - 5 cm zu wechseln. Günstige Aufwuchshöhen bei Auftrieb liegen zwischen 10 - 15 cm. Voraussetzung für eine geregelte Weideführung ist ein Flächenangebot von etwa 0,25 ha je Pferd (Tagesweide) bis 0,5 ha/Pferd (Vollweide). Als Faustzahl für die Flächenbemessung gilt: mindestens 100 m2 pro Pferd und Weidetag, an Regentagen zur Minimierung von Trittschäden auch bis zu 150 m2 pro Tier und Tag. Der tatsächliche Flächenbedarf unterliegt allerdings je nach Bestandshöhe und Futterqualität, der Grasezeit sowie dem Futterbedarf (Gewicht der Tiere) starken Schwankungen.

Ein häufiger Fehler bei der Fütterung auf Pferdeweiden besteht in der Überweidung. Ein zu hoher Tierbesatz in Kombination mit dem typischen selektiven Fressverhalten der Pferde führt dazu, dass Gräseranteile im Bestand abnehmen und Fehlstellen zunehmen, in denen sich unerwünschte Gräser und Kräuter ausbreiten können. Die Futterqualität der Weide sinkt.

Vorsicht bei Hufrehe

Zu den Kohlenhydraten zählen auch die Fruktane, welche zu den Mehrfachzuckern gehören. Fruktane können für die häufig auf Frühjahrsweiden auftretende, fütterungsbedingte Hufrehe beim Pferd verantwortlich sein. Folgendes sollte in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden:

  • Der erste Aufwuchs, bei Weidenutzung auch mehrere hintereinander folgende Frühjahrsaufwüchse, enthalten mehr Fruktan als die späteren Sommer- und auch die Herbstaufwüchse.
  • Der Fruktangehalt ist umso höher, je intensiver die Globalstrahlung und je tiefer die Nachttemperaturen sind.
  • Abgeweidete Pferdeweiden und Mahdflächen weisen in den verbliebenen Restaufwüchsen höhere Fruktangehalte auf als blattreicheres Futter. Fruktan reichert sich vorwiegend in der Stängelbasis an. Zwischen Schnittnutzung bzw. Mahd und Wiederauftrieb der Pferde sollte so lange gewartet werden, bis das Gras eine Wuchshöhe von etwa 10 cm erreicht hat, da der Fruktangehalt aufgrund des Verdünnungseffektes im Mittel innerhalb des Halmes abnimmt. Folglich steigt die Gefahr der Hufreheerkrankung bei Weidegang auf frisch abgemähten Flächen.
  • Artspezifische Unterschiede im Fruktangehalt der Gräser sind vorhanden. Weidelgräser enthalten in der Regel höhere Fruktangehalte als andere Grasarten. Der Weidelgrasanteil in Ansaatmischungen sollte eher gering sein und 30 % nicht übersteigen. Durch entsprechende Formulierung der Ansaatmischung für Pferdeweiden kann der Hufreheerkrankung bei gesunden Pferden vorgebeugt werden, aber:
  • Hufreheprophylaxe, bei bereits an Hufrehe erkrankten Tieren, kann nur mit einem strengen Fütterungs- und Weidereglement bis hin zum totalen Weideverbot einhergehen.
on_Pferdeweide-Jakobskreuzkraut

Fazit

  • Ein früher Start in die Weidesaison bietet viele Vorteile.
  • Langsames Anweiden über 3 bis 4 Wochen bei ausreichendem Strukturausgleich durch hochwertiges Heu oder Futterstroh und bedarfsangepasster Kraftfuttergabe beachten.
  • Besondere Vorsicht gilt bei zu Hufrehe neigenden Tieren.
  • Vermeiden Sie eine Überweidung, indem Tierbesatz und Fläche im richtigen Verhältnis zueinander abgestimmt sind.
  • Behalten Sie den Grünlandbestand stets im Blick und achten Sie auf Pflanzen- und Gräserarten, die gesundheitsschädigende Wirkungen haben. 

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