Nutrias am Wasser.

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Ellen Hartmann | am

Die rasante Ausbreitung der Nutrias: Mehr als 100.000 Tiere erlegt

Einst kamen die Nutrias wegen ihres Pelzes nach Deutschland und wurden auf Farmen gehalten. Heute breiten sich die Tiere immer weiter aus. Sehr zur Sorge der Jägerinnen und Jäger.

Allein im vergangenen Jagdjahr von April 2020 bis März 2021 wurden in Deutschland 101.108 Nutrias erlegt. Das sind 57 Tiere mehr als noch vor 20 Jahren. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zu invasiven Wildtierarten hervor. Invasiv bedeutet übrigens "nicht heimisch", denn Nutrias stammen eigentlich aus Südamerika. 

Jagdstrecke verdeutlicht Ausbreitung der Nutrias

Insbesondere die Jagdstrecke der letzten Jahre habe gezeigt, dass sich die Tiere immer stärker hierzulande ausgebreitet haben, so der Verband weiter. Doch warum? Laut DJV-Sprecher Torsten Reinwald seien für die Vermehrung der Nutrias vor allem mildere Winter aufgrund des Klimawandels sowie die Fütterung der Tiere verantwortlich. Zudem kommen die Neozoen (gebietsfremde Art) mittlerweile in ganz Deutschland vor, berichtet der DJV mit Verweis auf das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD). Insbesondere haben es sich die Nutrias aber an Weser, Ems, Rhein und Elbe heimisch gemacht. 

In Niedersachsen verbreiten sich invasive Arten wie Waschbären immer mehr. Doch die Jagd auf sie wurde durch Corona ausgebremst.

Niedersachsen beliebt bei den Nagetieren

Allein 70 Prozent der erlegten Tiere wurden also zuletzt in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erlegt. Sachsen-Anhalt folgt mit einem Anteil von elf Prozent. In den meisten Bundesländern sind die Nagetiere zudem im Jagdrecht verankert. Nach Angaben des DJV kamen die Tiere ab 1880 aus Südamerika nach Deutschland wegen ihres Fells und ihres Fleisches. Hier wurden sie dann in Farmen gehalten. Dabei seien jedoch immer wieder Tiere aus den Farmen entkommen und hätten eigene Populationen gegründet und somit Seen, Flüsse und Teiche besiedelt. 

Jagdverband in Sorge

Der Deutsche Jagdverband ist aufgrund des starken Populationswachstums in Sorge. "Das ist eine echte Herausforderung für den Deichschutz und den Artenschutz", so Sprecher Reinwald. Denn die Tiere bauen meterlange Höhlensysteme und gefährden damit die Stabilität von Deichen und Dämmen. zusätzlich sind die Tiere Pflanzenfresser und vernichten große Flächen von Schilfgürteln. Diese Pflanzen bieten jedoch anderen Tieren wie bestimmen Vögeln Lebensraum.

Um die weitere Ausbreitung der Nutrias zu verhindern, beteiligt sich der DJV an einem Forschungsprojekt in Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Im Rahmen des Projekts sollen Lebensfallen getestet werden, die mit einer speziellen Tiererkennungssoftware ausgestattet sind. Diese soll Biber und Nutrias voneinander unterscheiden können. 

Jagdstrecke bei Marderhund und Waschbär rückläufig

Bei anderen Neozoen wie Marderhund oder Waschbär sei die Jagdstrecke im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas zurück gegangen, über die Jahre sei jedoch auch hier ein deutlicher Anstieg der Population zu verzeichnen, so der Jagdverband. Nun würden die Zahlen auf einem hohen Niveau stagnieren, sagt Reinwald. Gerade der Waschbär, der eigentlich aus Nordamerika stammt, breite sich hierzulande rasant aus. Die Jagdstrecke von 2000/2001 bis 2020/2021 sei beim Waschbär um das 22-fache gestiegen - auf zuletzt 200.163 Tiere, so der DJV. Beim aus China stammendem Marderhund liege die Strecke bei 22.010 Tieren. Dies bedeute, im selben Zeitraum, einen Anstieg um den Faktor fünf. Kurz habe sich die Zahl der Marderhunde aufgrund von Krankheiten wie Staube und Räude reduziert, mittlerweile sei die Anzahl der Tiere jedoch wieder gestiegen. 

Mit Material von dpa

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