Pferde stehen im Stall

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Janina Schuster | am

Ratgeber: Wohin mit dem Pferdemist?

Die Lagerung und Entsorgung von Pferdemist ist nicht nur ein Thema für große Pensionsbetriebe oder Reitschulen. Auch Hobbypferdehalter müssen seit der neuesten Düngeverordnung sehen, wo sie die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner lassen.

Die Verordnung von 2020 regelt vor allen Dingen die Mistlagerdauer und Sperrfrist zur Ausbringung. Doch es gibt auch Verschärfungen im Bereich der grundsätzlichen Lagerung. Grundsätzlich gilt es, die anfallende Mistmenge mindestens zwei Monate lang sicher lagern zu können. „Sicher“ bedeutet in diesem Zusammenhang die Einrichtung einer flüssigkeitsundurchlässigen Mistplatte. Da für diese in der Regel eine Baugenehmigung nötig ist und der Bau mit höheren Investitionen verbunden ist, eignet sich die Lösung eher für größere Betriebe. Einfache Hobbypferdehalter haben oft das Nachsehen und benötigen andere Möglichkeiten. So kann man auch Dritte mit der Verwahrung des Mists beauftragen, muss dies jedoch schriftlich nachweisen können. Einige Unternehmen haben sich auf diese Art der Mistentsorgung spezialisiert und stellen Container, sowie turnusmäßige Abholungen zur Verfügung.

Sperrfristen bei Ausbringung beachten

Verfügt ein Betrieb über die nötige Mistplatte, gilt es dennoch eine geeignete Entsorgung zu finden. Eine effiziente Möglichkeit ist die Ausbringung auf eigene Flächen zu Zwecken der Düngung. Dabei muss lediglich die Sperrfrist vom 01. Dezember bis zum 15. Januar beachtet werden. In roten Gebieten mit erhöhter Nitratbelastung, verlängert sich diese Sperrfrist auf drei Monate.

Biogasanlagen nehmen Pferdemist ab

Sind keine eigenen Flächen vorhanden, bietet es sich an sich mit Landwirten aus der Nähe zu vernetzen. Viele nehmen den Pferdemist gern ab, um damit die eigenen Felder zu düngen. Dafür benötigen sie Pferdemist, der auch Stroh enthält. Reine Pferdeäppel mit nur wenig Strohanteil eignen sich hingegen für eine Nutzung in der Biogasanlage, denn nicht alle diese Anlagen eignen sich für die Vewertung von Pferdeäppeln und uringetränktem Stroh. Bei hohem Strohanteil kann die Biogasgewinnung leiden.

Zwei Landwirte finden Lösung für große Mengen Mist

Zwei Landwirte haben sich mit ihrer Biogasanlage ganz auf die Entsorgung von Pferdemist spezialisiert. Sie haben eine Garagenfermenter-Biogasanlage gebaut, die ausschließlich mit Pferdemist betrieben wird. Mit der Anlage entsteht ein vollständiger Verwertungskreislauf. 

In Ställen fällt viel Pferdemist an, den die Reitbetriebe loswerden müssen. Mit einer ganz besonderen Biogasanlage haben nun zwei Landwirte eine Lösung für die Entsorgung gefunden.

Die von ihnen gebaute Garagenfermenter-Biogasanlage wird mit Pferdemist betrieben. In deren Gärbehälter befindet sich nur fester Mist, keine Flüssigkeit. Das dabei entstehende Gas wird in einem Blockheizkraftwerk zu Wärme und Strom umgewandelt.

Adrian Bartels und Jens Boedecker betreiben die Anlage. Der Mist kommt aus hannoverschen Reitställen. Die Ställe nehmen den Landwirten im Gegenzug Stroh ab. So entsteht ein vollständiger Kreislauf: Mist wird zu Kompost, der auf den Getreidefeldern ausgebracht wird, mit dem Getreidestroh werden die Pferde eingestreut. 

Biogasanlage kann Insektizideinsatz verringern

Zwei bis dreimal im Jahr wird der fermentierte Mist auf die Felder verteilt. Besonders gut reagiere das Bodenleben im Frühling auf die Gabe, die aufgrund ihres geringen Stickstoffgehaltes oben auf dem Boden liegen bleiben darf.

"Das konnte man dieses Jahr schon auf den Meter genau am Bestand sehen, wo Kompost gestreut wurde und wo nicht", sagt Landwirt Bartels. Im Februar schütze die Schicht zudem gegen Frost und im Sommer gegen Hitze. "Wenn wir früh im Jahr streuen, ist Ostern alles von der Oberfläche verschwunden und steht den Pflanzen als Dünger zur Verfügung", resümiert er.

Er ist überzeugt, dass das Bodenleben durch die organische Düngung vitaler geworden ist. Er verspricht sich auch positive Auswirkungen auf die Insektenpopulation und damit auch auf das Vorkommen von Nützlingen und Vögeln. "Ich habe schon zwei Jahre lang keine Insektizide mehr im Raps und im Getreide verwendet." Pilze und Unkrautsamen im Mist seien durch die Bakterien in der Biogasanlage abgetötet worden. 

In der Anlage muss alles stimmen: Die Bakterien haben eine Wohlfühltemperatur zwischen 47,2 und 47,4 Grad Celsius. Die Garagen sind luftdicht abgeschlossen, alle zwei Stunden werden sie beregnet. In 18 bis 21 Tagen ist der Mist dann in wertvollen organischen Dünger verwandelt worden.

"Wir sind froh, dass wir das Experiment gewagt haben“, sagt sein Kollege Boedecker.

Mit Material von LWK, Fachverband Biogas
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