Pferdehufe im Matsch

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Sven und Peggy Morell | am

Ratgeber: Worauf Sie beim Bodenbelag für Pferde achten sollten

Paddockboxen, Winterausläufe und Offenställe sind in vielen Ställen Standard. Dem Bodenbelag kommt hier eine entscheidende Rolle zu: Ist dieser ungeeignet, stehen sich die Pferde die Beine in den Bauch, können erkranken oder stürzen.

Viele (Schlechtwetter-)Ausläufe sind ehemalige Wiesenstücke. Schon nach kurzer Zeit wächst dort kaum noch etwas, übrig bleibt Naturboden. Bei trockenem Wetter durchaus noch okay, verwandelt sich dieser bei Regen jedoch in Matsch, auf dem sich die Vierbeiner oft nur widerwillig bis gar nicht bewegen. Schlimmer noch: Durch Kot und Urin vermehren sich Keime.

„Gesundheitliche Nachteile wie Strahlfäule und Mauke entstehen, wenn die Tiere dauernd und über einen längeren Zeitraum auf einem mit Exkrementen vermischten morastigen Boden gehalten werden“, heißt es in den Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Selbst gründliches Absammeln der Pferdeäpfel kann den unhygienischen Zustand nicht verhindern.

Und wer schon einmal versucht hat, eine schwer beladene Schubkarre über einen verschlammten Paddock zu schieben, weiß, wie mühsam und rutschig das ist. Sinkt das Thermometer unter null Grad Celsius, werden aus solchen Matschlöchern zudem gefährliche Stolperpisten.

Flächen dürfen nicht morastig sein

Ein kurzes „Schlammbad“ scheint für viele Pferde durchaus ein Genuss zu sein, eine adäquate Liegemöglichkeit bietet der matschige Untergrund aber nicht. Zwar muss Naturboden nicht gänzlich verbannt werden, laut den Leitlinien sei ein „kurzfristiges Stehen im Matsch vertretbar“. Es wird aber klar gefordert, dass „alle Pferde, die ganzjährig oder über einen längeren Zeitraum ganztägig im Auslauf gehalten werden, unabhängig vom Rang gleichzeitig auf Flächen stehen können, die nicht morastig aufgeweicht sind.“ Und zwar zusätzlich zum Witterungsschutz.

Wichtig sei zudem eine Befestigung von „Hauptverkehrswegen“, wie die Wege zu Tränke, Unterstand oder Futterraufe. Eine Möglichkeit: stark beanspruchte Bereiche mittels Matten, die explizit für eine Verlegung direkt auf Matsch ausgelobt sind, zumindest temporär zu befestigen. Sand oder Holz-Hackschnitzel direkt auf den Mutterboden zu verteilen funktioniert allenfalls kurz. Vermischen sich diese mit dem Untergrund, entsteht erneut Matsch.

Beton: pflegeleicht, aber nicht für Galopp geeignet

Beton oder -verbundpflaster bieten einige Vorteile: Der Boden ist leicht zu reinigen, bei Bedarf auch maschinell. Außerdem stehen die Pferde immer trocken, Matschbildung ist ausgeschlossen. Demgegenüber steht der große Nachteil, dass Beton sehr hart ist. Schnelle Gangarten sind also eigentlich tabu – galoppieren die Pferde dennoch, können Gelenke in Mitleidenschaft gezogen werden. Zudem ist die Sturzgefahr, vor allem in Kurven, hoch.

Aber auch forcierte Fortbewegung im Schritt, etwa durch weit auseinanderliegende Funktionsbereiche oder Rundläufe ausschließlich auf hartem Boden schaden unter Umständen dem Bewegungsapparat, bei empfindlichen Pferden sind ferner Huflederhautentzündungen oder gar eine Belastungsrehe durch Überanstrengung auf hartem Geläuf denkbar.

Weitere Nachteile: Hinlegen und Wälzen sind nicht möglich, im Winter kann die Fläche spiegelglatt werden und beim Laufen „klackern“ beschlagene Pferde. Letzteres ist vor allem dann ein Problem, wenn sich ein Stall nicht in Alleinlage befindet und der Nachbar sich an der Geräuschkulisse stört. Von Rasengittersteinen raten einige Experten ab. Diese sind uneben und für viele Barhufpferde problematisch.

Frau mistet Pferdebox aus

Mit 3-Schicht-System langfristig schlammfrei

Soll der Auslauf langfristig schlammfrei bleiben und dennoch schnelle Gangarten ermöglichen, ist ein professioneller Bodenaufbau ideal. Ähnlich wie bei einem Reitplatz besteht dieser aus drei Schichten:

  • Die unterste Schicht (Tragschicht) besteht beispielsweise aus Schotter oder Kies für die Entwässerung, zusätzliche Drainage kann eingebaut werden.
  • Als oberste Schicht werden Sand oder Holz-Hackschnitzel aufgebracht. Sand friert bei Minusgraden, der Boden wird hart und zum Teil auch sehr „buckelig“. Holzschnitzel sind meist auch bei Frost noch gut begehbar, allerdings verrottet das organische Material mit der Zeit und muss regelmäßig nachgefüllt werden. Während für Reitplätze eine Tretschichthöhe von etwa 10 bis 15 cm nötig ist, wird für Ausläufe mitunter nur eine bündige Verfüllung mit Sand empfohlen (nicht bei jedem Paddockmatten-Modell möglich). Dadurch haben die Pferdehufe genug Grip, dennoch ist die Fläche leicht zu reinigen
  • Damit Trag- und Tretschicht sich nicht vermischen kommt die Trennschicht ins Spiel. Oft werden dafür Paddockgitter verwendet, einige Hersteller bieten auch Matten ohne Wabenlöcher an. Vliese punkten hinsichtlich Kosten, die Verlegung muss aber sorgfältig erfolgen, um Faltenbildung oder Risse zu vermeiden. Verwendet werden sollten nur für die Pferdehaltung ausgelobte Vliese oder Reitplatzgewebe, günstigeres Vlies aus dem Baumarkt hält den hohen Belastungen durch Pferdehufe nicht stand. Manche Hersteller empfehlen dennoch, solche Vliese nur zusätzlich zu Matten einzusetzen.

Paddockmatten

Manche Hersteller bieten zu ihren Paddockmatten passende „Pflastersteine“ an – aus Stein oder Kunststoff. Gerade in Offenställen ist der Wechsel verschiedener Bodenbeläge dadurch sehr einfach realisierbar, denn die Paddockmatten können je nach Bereich einfach unterschiedlich „befüllt“ werden – mal mit Sand, mal mit den „Pflastersteinen“. Ebenfalls möglich ist die Verlegung von Gummimatten oder Verbundpflaster aus Gummigranulat. Laut Hersteller punkten diese Bodenbeläge durch Rutschfestigkeit, einfache Reinigung und Schonung der Gelenke. Gummi bietet zudem einen Schallschutz, lautes „Klackern“ wie bei Beton entfällt selbst bei beschlagenen Pferden.

Mitunter werben die Hersteller von Paddockmatten auch mit einer Verlegung ohne Unterbau. Doch nicht jeder Untergrund und nicht alle Bodengitter eignen sich dafür – Pferdehalter sollten dies gezielt beim Hersteller nachfragen.

Bei Kunstrasen auf die Umwelt achten

Seit einigen Jahren wird Kunstrasen für die Bodenbefestigung in der Pferdehaltung als gelenkschonend, wasserdurchlässig und pflegeleicht angepriesen. Der grüne „Teppich“ kann gebraucht sehr günstig erworben werden. Wichtig: (Kunststoff-)Granulat, welches beispielsweise häufig auf Fußballplätzen eingesetzt wird, darf nicht enthalten sein. Die kleinen Kügelchen gelten als wichtige Quelle für Mikroplastik. Auch vom Kunstrasen selbst lösen sich immer wieder kleine Kunststoff-„Grashalme“. Diese gelangen in die Umwelt und werden dort unter anderem durch Witterung zu Mikroplastik. Neuer Kunstrasen ist etwas teurer, dafür aber laut Hersteller speziell auf die Ansprüche in der Pferdehaltung konzipiert und auch bei starker Beanspruchung wenig verschleißanfällig.

Geliefert wird der Kunstrasen in Rollen, je nach Größe sind diese nur mit schweren Maschinen zu bewegen. Das Verlegen ist recht einfach, empfohlen wird ein Unterbau mit Tragschicht und zusätzlicher Ausgleichsschicht aus Sand. Kunstrasen hält den Pferdehufen nicht ewig stand. Je nach Untergrund ist ein Tausch nach unterschiedlich langer Zeitdauer notwendig. Die Verkäufer sprechen bei gebrauchtem Kunstrasen – der ja schon ein paar Jahre anderswo im Einsatz war – von mehr als zehn Jahren bei festem Untergrund, bei Verlegung direkt auf Mutterboden könne er bereits früher reißen. Neuer Kunstrasen dürfte entsprechend länger halten.

Pferde_Weide

Hart oder weich? Darauf kommt es an!

Harte Böden sind in der Regel leichter sauber zu halten. Im Idealfall ist eine maschinelle Reinigung möglich, was insbesondere für größere Betriebe eine enorme Arbeits- und Zeitersparnis bedeutet. Allerdings sollten die Vierbeiner auf hartem Boden nicht in schnelleren Gangarten unterwegs sein, sonst drohen Schäden am Bewegungsapparat. Weichere Böden laden zu Trab- und Galopp ein, sind aber mitunter schwer sauber zu halten. Je nach Nutzung eigenen sich daher unterschiedliche Bodenbeläge:

  • Paddockbox: Ein Paddock, der sich direkt an eine Box anschließt – auch als Kleinauslauf bezeichnet – soll dem Pferd zusätzlichen Platz sowie Klimareize bieten. Wichtig ist eine ganzjährig begehbare Fläche, die rutschfest und leicht zu reinigen ist. Geeignet sind beispielsweise Betonverbundpflaster, Paddockmatten aus Kunststoff oder Gummi sowie verfüllte Paddockgitter. Für ausreichend Bewegung vermag eine Paddockbox allerdings kaum sorgen, daher muss zusätzlich ein Auslauf angeboten werden.
  • (Winter-)Auslauf: Boxenpferden dient ein Auslauf außerhalb der Weidesaison oder bei Schlechtwetter als Bewegungsfläche – mitunter im Sommer auch (rehegefährdeten) Pferden, die nur sehr begrenzte Zeit auf die Weide dürfen. Wichtig ist ein trittsicherer und nicht zu harter Boden, damit Traben und Galoppieren kein Problem ist. Ideal wäre hier der Dreischicht-Aufbau. Abzuraten ist von Beton, Betonverbund- oder Rasengittersteinen sowie von Naturboden.
  • Im Außenbereich des Offenstalls ist Abwechslung gefragt. Ideal ist eine Kombination aus verschiedenen Bodenbelägen: Häufig frequentierte Plätze sollten einen leicht zu reinigenden Boden erhalten, also etwa ein Betonverbundsteinpflaster. Weicherer Bodenbelag – zum Beispiel das Dreischicht-System – verleitet zu schnelleren Gangarten. Wichtig für das Wohlbefinden sind zusätzliche Bereiche, die besonders weich sind (Sandkuhle oder ähnliches). Hier können die Vierbeiner sich wälzen oder ein Nickerchen in der Sonne machen.

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